Achtsamkeitsmeditation senkt Moral und Mitgefühl?

Liebe @**Mina**

mir kommen dazu noch folgende Gedanken, die unter zwei Überschriften fassbar sind:
  • Placebo, Nocebo, positive Glaubenssätze, negative Glaubenssätze
    Ich glaube, wenn man einen beliebigen Gedanken ausspricht und dann nachfühlt, wie es einem mit einem Gedanken körperlich geht, dann kann das aufschlussreich sein; so kann man einen Test durchführen: Wie reagiere ich auf bestimmte Gedanken? Gibt es Gedanken, die mir guttun und welche, die mir nicht guttun? Was kann ich daraus für mich selbst für einen Nutzen ziehen?
    Dazu wird in verschiedenen Quellen angeregt.
    Du gehst ja auch an verschiedenen Stellen mehrfach auf das Phänomen ein, im Guten und im Üblen, das körperliche Empfinden re-agiert auf das, was man denkt und sagt. Dies kann man nützlich einsetzen für sich, oder man benutzt es, um sich zu schaden. Zum nutzbringenden Einsatz gehört es dazu, dass man sich dessen zunächst einmal gewahr wird, dass es so ist, dass das, was man sagt und denkt, einen Rückkopplungseffekt auf den Körper hat. Wer sich ständig selbst mit nur halbbewussten negativen Glaubenssätzen schadet, der ist sich mit Sicherheit nicht bewusst, was er sich selbst damit antut. Dies bewusst zu machen, dazu gibt es viele Möglichkeiten. Echolalie bis hin zum Empfinden, dass die wiederholten Worte Unsinn sind und nicht mehr mit Bedeutung aufgeladen werden können, ist ein Weg von vielen. Es ist aber kein Weg für jeden.
  • Abgleich der meist zu vielen und wenig realitätsnahen Gedanken mit der Realität
    Außerdem kann man einen Realitäts-Check machen mit dem Aussprechen oder bewussten Wahrnehmen eines Gedankens: Man denkt X oder Y und stellt dann fest: Ich sitze ja immer noch hier auf dem Stuhl und atme - und ganz gleich, was ich dachte, diese Realität hat sich nicht verändert. Aber mein Empfinden, was wahr ist oder nicht, hat sich geändert. Das kann man auch nutzbringend einsetzen.

    Denn:

    Gedanken kann man ändern, Gedanken kann man beobachten, man selbst ist der Erzeuger der eigenen Gedanken und im eigenen Geist ist man der Gärtner. Wer sich das zu eigen macht, sich darum zu kümmern, der kann viel für sich tun und entlastet damit sogar andere Menschen und hilft anderen Menschen, denn in der Gegenwart eines friedlichen und ausgeglichenen Menschen beruhigen sich unwillkürlich andere Menschen und sogar Tiere. Aus dieser Ruhe heraus lässt sich vieles tun, denn man hat Kraft dafür.
    Jedoch:
    Die Realität zu ändern und andere Menschen, das ist ein sinnloser Einsatz der eigenen Kraft, denn man verliert schlichtweg immer gegen die Realität. Ich glaube, dass der Glaube, man könnte und müsste sogar die Realität oder gar andere Menschen ändern, das stressigste aller Glaubensmodelle ist und einen Menschen auf Dauer zermürbt. Man sieht überall Probleme und kann keins davon lösen. Je mehr man sich mit einem unruhigen Geist daran klammert, umso schwieriger wird es, in die Ruhe zu kommen. Allerdings hilft es, den Geist zu beruhigen, die Realität zu sehen und dann, aus der Kraft heraus, das zu tun, was zu tun ist.

Ich habe noch eine Anregung zum Thema und das ist Alan Watts. Ich höre derzeit viele Videos mit Sprachaufnahmen von Alan Watts. Zum Thema Meditieren hat er einiges gesagt; auch zu vielem anderen. Tut einfach gut, sich das anzuhören. Vielleicht hast Du da Freude dran?

The whole point of dancing is to dance, hörte ich vorhin. :) Es ist im Video "Let it happen by itself".
Das als Bonbon. Ich wünsche Dir einen schönen Abend.

Liebe Grüße
Eva
 
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Danke für eure Meinungen auch heute. Ich hab viel daraus lernen können und konnte einige fragwürdige Eindrücke über buddhistische Lehren auch wieder verwerfen. Einige Gedanken von euch konnten mich überzeugen, nicht alles so dramatisch zu sehen.
Danke dafür (und dass ihr euch meiner doch sehr kritischen Diskussion gestellt habt). Ich hinterfrage ziemlich Vieles, manchmal übertreibe ich vielleicht, das soll hier niemanden zu sehr verunsichern.
Ich hoffe, ihr könnt alle eure Spiritualität weiterhin ungetrübt ausleben, so wie es euch gut tut.

Liebe Grüße
Mina

Meine Ansicht sollte tatsächlich kompetenter sein, als wenn irgendeine Zufallsperson spirituelle Ansichten vertritt. Einfach weil ich bestimmte Erfahrungen (Magie/Telepathie) gemacht habe, was man mir dann natürlich entweder glaubt oder nicht.

Aber bin nicht erleuchtet (oder ähnlich) und da ist auch einfach Philosophie dabei. Ich sehe, obwohl ich zu Depressionen neige, die Realität (selbst wenn es Maya ist, aber was besseres, objektive Realität, haben wir nicht) aber tatsächlich positiver als der Buddhismus zum Beispiel, wo das Leid, und dessen Überwindung schon ziemlich zentral ist.

Aber sollte man von jemandem, der wohl letztlich ein Sex-Guru wäre, wenn ich ein spiritueller Lehrer wäre, vielleicht auch so erwarten. :D Ist auch die Dialektik wo sich das ICH das DU entgegensetzt und auf einer höheren Stufe erhalten wir dann das WIR in einer neuen Einheit, die über die ursprüngliche hinausgeht. Ohne diese Realität, die sich das Universum (Gott) erschaffen hat, würde es das aber niemals geben. Sexualität im weiteren Sinne ist möglicherweise das "Ritual", wenn man so will, dass diese neue Realität, gerade wenn man es auch auf der magisch/telepathischen Ebene realisieren kann, am stärksten manifestieren kann.

Selbstbewusstsein entsteht wiederum auch erst später. Hier ist es so, dass das ICH erst die Welt als außerhalb entgegensetzt, und anschließend im dritten Schritt sich selbst in gleicher Weise von "außen" betrachtet. Diese Metaebene gibt uns den höheren Bewusstseinszustand, welcher in Menschen und wohl manchen Tieren existiert. Andere Tiere sind quasi noch beim zweiten Schritt.

Ohne die teilweise natürlich tatsächlich nicht so nette Welt, hätten wir also weder ein WIR, noch referentielles Selbstbewusstsein. Wir, oder Gott in uns, bekamen also zumindest etwas zurück, für das Leid, welches sich der Beobachter ("Gott") aufgrund von Unwissenheit manifestierte (erträumte quasi).

LG PsiSnake
 
Liebe @FelsenAmazone,

ich stimme Dir in allem zu, ungefähr so wie Du es beschreibst funktioniert auch für mich konstruktives Befassen mit Gedanken. :)

Das Bonbon werde ich mir gern mal anhören. :)

@PsiSnake

Danke für Deine spannenden Gedanken. Mit Ritualen und Sexualität, da bin ich einfach vorsichtig, weil ich zu viele Opfer ausm Ehrenamt kannte. Rituale, wo man einen Guru verehren muss, finde ich dann noch heikler. Sexuelle Energie setzt etwas frei (wobei es andererseits auch die Theorie gibt, dass man durch Sexualität Qi verliert), sexuelle Symbolik kann extreme Emotionen hervorrufen, und gerade darin liegen aber auch die massiven Gefahren. Vor allem dann, wenn sich zur Sexualität Macht gesellt. Und die hat ein Guru für gewöhnlich. Ohne automatisch alle Praktiken verurteilen zu wollen - so gut kenne ich sie nicht. Aber ich verstehe Deine Gedanken diesbezüglich wohl ganz gut.

Meinst Du das sog. "Ich-Bewusstsein"? Also dass Bewusstsein, dass manch ein Tier sich selbst im Spiegel erkennt und sich in Relation zu anderen setzen kann?
Ich kann Deinem letzten Absatz jetzt nicht ganz folgen, aber ich bin gerade auch unglaublich müde, vielleicht deshalb. Betrachtest Du also quasi "Du" und "Ich" als eine Polarität, die es nur gibt, weil es Polarität an sich gibt, wie auch "Leid" und "Freude", und gäbe es letztere Polarität nicht, wäre das das Einssein mit Gott, es gäbe dann aber eben auch kein "Du" und "Ich" mehr, sondern ein allumfassendes "Wir"?

LG
Mina
 
Danke für Deine spannenden Gedanken. Mit Ritualen und Sexualität, da bin ich einfach vorsichtig, weil ich zu viele Opfer ausm Ehrenamt kannte. Rituale, wo man einen Guru verehren muss, finde ich dann noch heikler. Sexuelle Energie setzt etwas frei (wobei es andererseits auch die Theorie gibt, dass man durch Sexualität Qi verliert), sexuelle Symbolik kann extreme Emotionen hervorrufen, und gerade darin liegen aber auch die massiven Gefahren. Vor allem dann, wenn sich zur Sexualität Macht gesellt. Und die hat ein Guru für gewöhnlich. Ohne automatisch alle Praktiken verurteilen zu wollen - so gut kenne ich sie nicht. Aber ich verstehe Deine Gedanken diesbezüglich wohl ganz gut.

Ich wäre nicht so machtbesessen ;), wobei die anderen Personen natürlich darauf angewiesen wären, dass ich die entsprechende Bewusstseinsverbindung aufbaue, sofern sie es nicht können, also müsste ich es natürlich leiten. Mit Emotionen könnte es schwierig werden, ja. Es ist schon richtig, dass jeder spirituelle Pfad, der eher darauf aus ist, dass ICH zu erweitern (linkshändiger Pfad) als aufzulösen (rechtshändiger Pfad), auch wenn das Endergebnis am Ende gleich sein mag, dieses Risiko mit sich bringt. Umgekehrt ist der rechtshändige Pfad aber mit dem Problem behaftet lebensfeindlich zu sein. Und mein Punkt war ja, dass ich es eben nicht so negativ sehe, selbst wenn ich ironischerweise auch depressiv sein kann.

Wenn aber jemand behauptet, dass Sexualität prinzipiell unspirituell ("materielle Gelüste") ist, dann würde ich natürlich deutlich widersprechen. Es ist ein starker Katalysator für Bewusstseinserweiterung im Gegenteil. Sex-Gurus machen spirituell also Sinn. Wobei ich auch sage, dass man nicht notwendig komplett auf die sexuelle Ebene gehen muss (habe ich auch oft nicht), aber es schwingt wohl schon immer mit (man macht sich diese Anziehung wohl immer zu nutze dabei, und als heterosexuelle Person hätte es sich mit Männern nicht richtig angefühlt). Und ich habe das früher so oft gemacht und nichts verloren. Im Gegenteil macht Übung einen besser. Stimme mit dem Taoismus da definitiv nicht überein, und das kann ich aus eigener Erfahrung beurteilen...

Meinst Du das sog. "Ich-Bewusstsein"? Also dass Bewusstsein, dass manch ein Tier sich selbst im Spiegel erkennt und sich in Relation zu anderen setzen kann?
Ich kann Deinem letzten Absatz jetzt nicht ganz folgen, aber ich bin gerade auch unglaublich müde, vielleicht deshalb. Betrachtest Du also quasi "Du" und "Ich" als eine Polarität, die es nur gibt, weil es Polarität an sich gibt, wie auch "Leid" und "Freude", und gäbe es letztere Polarität nicht, wäre das das Einssein mit Gott, es gäbe dann aber eben auch kein "Du" und "Ich" mehr, sondern ein allumfassendes "Wir"?

Nein, es gäbe dann kein "Wir".

Es gibt Polarität, aber vor allem gibt es auch die Synthese daraus, weshalb die Polarität gerade nicht nur negativ gesehen werden sollte. Etwas was Hegel gut erkannt hat.

Das ist sowohl der Fall für das Ich-Bewusstsein, als auch für das Wir-Gefühl (welches dann am Ende sogar im gleichen Bewusstseinsraum vorhanden sein kann).

Der Punkt ist, dass es nur dann ein "WIR" geben kann, wenn vorher getrennt wurde. Am Anfang (vermutlich auch chronologisch am Anfang) war da nur ein Subjekt, und Multiplizität war undenkbar im wörtlichen Sinne, und das gilt auch für alle positiven Emotionen die damit verbunden sind (wie natürlich auch die negativen Emotionen andererseits, wie das man jemanden verliert der einem wichtig ist). Insofern gab es auch keine Liebe nebenbei, da diese ursprünglich auch an den anderen gebunden war.

Und genauso musste das Bewusstsein erst die Welt manifestieren, und eine individuelle Perspektive der angeblichen Außenwelt gegenüberstellen, damit es letztendlich drittens auf sich selber als ein weiteres Objekt schaut, und sich zum ersten Mal selbst sieht, auch wenn es sich zuerst aber mit seiner Schöpfung identifiziert, und das wirkliche ICH verborgen bleibt. Ein vierter Schritt ist dann, dass sich "Gott" im Individuum selbst erkennt, und damit wirklich seiner selbst bewusst wird, wobei das immer noch kein wirklicher "Klartraum" ist, solange die Welt nicht unter Kontrolle ist. Bis zu einem gewissen Punkt bin ich zwar beim 4. Schritt, aber da ist auch viel Philosophie dabei, und nur teilweise tatsächliches intuitives direktes Wissen.

P.S: Echte Sex-Gurus (oder wie sie sich auch nennen) kann man von Betrügern übrigens leicht unterscheiden. Es muss natürlich zu einer Bewusstseinsverbindung kommen mit real gefühlter Übertragung von sexuellen Energien, Emotionen usw. Und wirklicher materieller Sex ist dazu nicht nötig. Bedeutet nicht, dass das moralisch (oder was auch immer) nicht passieren darf (gibt keine heiligen Regeln dabei), aber das ist nicht entscheidend.
 
Zuletzt bearbeitet:
Rituale, wo man einen Guru verehren muss, finde ich dann noch heikler.

Das sehe ich übrigens auch so.

Sowas dürfte nicht in die Richtung gehen, dass irgendwer verehrt werden muss, oder dass derjenige darüber bestimmt, was andere Leute generell in ihrem Leben tun.

Aber wenn ich in der Theorie nicht so sozialphobisch wäre, irgendwelche Meditationsgruppen führen würde, und ebenfalls keine Freundin hätte, der ich versprochen hätte gar nichts in der Richtung zu tun, dann hätte ich kein Problem damit, und finde es sicher nicht unspirituell, unmoralisch oder was auch immer. Ist was ich früher viel getan habe, logisch dass es mir nichts ausmacht.

Ob ich jetzt irgendwem empfehlen würde sich auf sowas einzulassen ist eine andere Frage...
Aber ist nicht automatisch ein Scam. Funktioniert im Prinzip, bzw. Bewusstseinsverschmelzung wird gerade dadurch sehr gut katalysiert.
 
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Meditation ist im wesentlichen eine Praxis, die Distanz zum Alltag herstellen soll. Wenn man sich bereits distanzieren kann, wird man auch nicht mehr überreagieren, wenn man auf Kontroversen stößt, aber mehr Nutzen kann ich auch nicht in ihr erkennen.

Im Wesentlichen halte ich alle Ideale des Buddhismus für natürlich Menschliche Absichten, denen nur zuwider gehandelt wird, wenn man negative Bedürfnisse über sie Stellt.

In einer Abhandlung habe ich dieses Phänomen mal einleuchtend erklärt.
 
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