Achtsamkeitsmeditation senkt Moral und Mitgefühl?

Dieser Planet ist ein Ich tu was mir gefällt Planet. Und wer das praktiziert hat verstanden. Alles andere sind nur Bremsen.
Man sollte achtgeben vorallem auf sein Ego, weil es hat seine wichtige Funktion hier auf diesem Planeten.
 
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Das würde für mich al Fazit bedeuten: Wer sich innerhalb von religiösen Systemen, v.a. im Buddhismus, Tugenden wie Mitgefühl und Nächstenliebe zuwendet, tut das nicht, weil die jeweilige etablierte Religion ihn so erleuchtet habe, sondern weil er (warum auch immer) von sich aus "so gestrickt" ist. Wenn er Glück hat, bestärkt die jeweilige Religion (hier: Achtsamkeit, also v.a. Buddhismus) ihn dann darin. Wenn er Pech hat, bremsen derartige Meditationen bzw. spirituelle Übungen ihn.

Man könnte jetzt argumentieren, dass man erst mit Allem "Eins" werden müsse, eben durch die Achtsamkeitsmeditation, um zu erkennen, dass ich Du bin und Du ich bist (oder so), und für alle Lebewesen Verbundenheit und Mitgefühl zu empfinden.
Warum aber so schwer, wenn es auch so geht (oder oft eben auch umgekehrt schiefgeht)?

Ist der Buddhismus wirklich eine Religion, die auf Nächstenliebe fußt, oder eher die Rettung des leidenden Egos (überhaupt nichts dagegen einzuwenden!), während beispielsweise das Christentum - die durch Kreuzzüge, Tier- und Menschenopferungen etc., wobei Letzteres auch im Buddhismus gutgeheißen wird - eine mindesten genauso friedfertige Religion, jedenfalls in der heutigen Zeit?

Können wir den Dualismus von Moral/Unmoral überhaupt überwinden? Sollen wir das? Kann es sein, dass der Buddhismus (oder bestimmte Strömungen davon) deshalb so leicht die "Leere" und das "achtsame Loslassen" propagieren kann, weil er nicht an Energetisches, Übersinnliches glaubt (bzw. sich in diesem System solche Erfahrungen nicht sammeln lassen)?

Ich bin gespannt auf eure Meinungen und Kommentare.

Und bitte nehmt mir meine provokativen Fragen nicht allzu übel - ich mag den Buddhismus, daher befasse ich mich auch so viel mit ihm. Mein Lehrer praktiziert selbst (auch) Buddhismus, und ich finde sehr viel Logisches und Positives darin.
... aber es kann ja nie schaden, wachsam zu hinterfragen; finde ich jedenfalls. Mach ich bei vielen anderen Religionen genauso. Und würde mal hier gerne quasi "abgleichen", wie andere das so empfinden :)


LG
Mina

Das sehe ich auch so. Kann aber unabhängig davon - vielleicht trotzdem sein, dass Einige dann, „objektiv“ betrachtet, doch vermehrt „Gutes“ tun – wenn auch nur, eben weil es ihnen Gesetze und/oder Religion so vorschreiben. Also sogar wenn es ihrem gegenwärtigen, subjektiv „eigentlichen“ Wesen vollkommen widerspricht.

Für sie wäre das dann gewissermaßen (zumindest Anfangs) allerdings bloß: Eine gute Miene zum bösen Spiel machen. Aber Menschen können sich eh ändern – und vielleicht werden aus bloßen Lippenbekenntnissen dann doch noch mal neue - wirklich verinnerlichte Wesens-„Kerne“.
... aber es kann ja nie schaden, wachsam zu hinterfragen; finde ich jedenfalls. Mach ich bei vielen anderen Religionen genauso. Und würde mal hier gerne quasi "abgleichen", wie andere das so empfinden :)


LG
Mina

Kommt drauf an, was Du genau unter „Hinterfragen“ verstehst...
Der Dalai Lama z.B. ist aber sogar der Auffassung, dass „Blinder Glaube“ etwas generell „Schlechtes“ ist – und nur ein „Hinterfragen“ bzw. etwas selbst am/im eigenen Leib/Hirn erfahren und an sich selbst austesten - etwas „Gutes“ bringen kann.

Und liegt damit ganz auf der Linie eines Buddhas. Was aber natürlich keine wirkliche Überraschung ist.:D
Zitat:
„Glaubt den Schriften nicht, glaubt den Lehrern nicht, glaubt auch mir nicht. Glaubt nur das, was ihr selbst sorgfältig geprüft und als euch selbst und zum Wohle dienend anerkannt habt.“ - (Gautama) Buddha .


Ab ca. Min. 12.10.
 
Danke erst mal für eure ganzen Beiträge und Meinungen. Ich hab sie alle interessiert durchgelesen und wirken lassen, auch wenn ich vielleicht jetzt nicht auf jede einzelne Aussage eingehen werde (Vielem stimme ich ohnehin zu und Manches ist eben einfach Ansichts- und Glaubenssache).

Hinsichtlich des sinkenden Mitgefühls kam ich zu dem Fazit, dass dieses in einer so gewaltvollen (oder wie Buddha meinte "leidvollen") Welt wohl irgendwie notwendig ist, um seine Gefühle so weit abzuhärten, um dieses Leid ertragen zu können. Ein "Arzt ohne Grenzen", der zwischendurch meditiert, um Abstand von Leid und MitFÜHLEN (im Sinne von mitLEIDEN) zu gewinnen, kann daraus Kraft für weitere Hilfe und konstruktives Mitgefühl gewinnen; ein Diktator sollte dann vielleicht eher andere Meditionsformen wählen, um sein Mitgefühl eher zu stärken.
Oder anders gesagt: Ich schätze, diese Meditationsform ist wie so viele Rituale einfach ein Werkzeug, das man für positive und negative Zwecke verwenden kann. Die meisten werden es zum Glück wohl für positive Zwecke anwenden und um Leid (ob ihr eigenes oder anderes) zu verringern.


Der Dalai Lama z.B. ist aber sogar der Auffassung, dass „Blinder Glaube“ etwas generell „Schlechtes“ ist – und nur ein „Hinterfragen“ bzw. etwas selbst am/im eigenen Leib/Hirn erfahren und an sich selbst austesten - etwas „Gutes“ bringen kann.

Und liegt damit ganz auf der Linie eines Buddhas. Was aber natürlich keine wirkliche Überraschung ist.:D
Zitat:
„Glaubt den Schriften nicht, glaubt den Lehrern nicht, glaubt auch mir nicht. Glaubt nur das, was ihr selbst sorgfältig geprüft und als euch selbst und zum Wohle dienend anerkannt habt.“ - (Gautama) Buddha .


Ab ca. Min. 12.10.
Den Dalai Lama kann und will ich spätestens seit meinen Recherchen zu seinem Mandala-Ritual nicht mehr ernst nehmen:

http://religionv1.orf.at/projekt02/news/0210/ne021022_kalachakra_ende_fr.htm

https://www.derstandard.at/story/1058936/ein-kriegsritus-beim-dalai-lama-das-kalachakra

Von seinen Kommentaren zu Missbrauchsvorwürfen im Buddhismus u.ä. ganz zu schweigen.

Im Buddhismus gibts eh so viele unterschiedliche Strömungen, dass manche wohl mehr auf Linie mit Buddha sind als andere. Ich vermute mal, Dalai Lamas tantrischer Buddhismus ist es eher nicht, wenn man davon ausgeht, dass jene Überlieferung Buddhas stimmt, die von konkreten Erklärungen zu Karma, Jenseits und dementsprechenden Ritualen absah. Beim tibetischen Buddhismus spielt wohl noch etwas mehr der Hinduismus mit rein, auch was das hierarchische System betrifft.
Dieser Planet ist ein Ich tu was mir gefällt Planet. Und wer das praktiziert hat verstanden. Alles andere sind nur Bremsen.
Man sollte achtgeben vorallem auf sein Ego, weil es hat seine wichtige Funktion hier auf diesem Planeten.
Ich sehe das sogar ein bisschen wie Du mittlerweile - dass wir nicht grundlos ein Ego besitzen, dass es zumindest auf dieser Ebene notwendig zum Überleben ist und dass wir es nicht zerstören müssen. Allerding s finde ich nicht, dass "Ich tu was mir gefällt" grenzenlos zutreffen kann (oder sollte), sonst wird aus dem Ego destruktiver Egoismus. Außer, das Gefallen besteht darin, sich für andere einzsuetzen und auf andere Rücksicht zu nehmen. ;)
 
Bitte nur lesen, wer Achtsamkeitsmeditation nicht unbedingt als Anker benötigt und Kritik an Glaubensrichtungen verträgt. Es geht im Folgenden nicht darum, dass Achtsamkeitsmeditation bei gesundheitlichen oder psychischen Problemen nicht wirksam sei - sie kann wirksam sein, und, aus psychologischer Perspektive verstehe ich diese Wirkung auch völlig. Es ist eine von vielen Möglichkeiten, Abstand zu negativen Gedanken u.ä. zu gewinnen. Einigen hilft das, und da finde ich völlig legitim!

Mir geht es im Folgenden um die spirituelle, moralische Komponente, um Meditation vollzogen von psychisch gesunden (!), stabilen (!) Menschen.


Wie Studien feststellten:
https://www.deutschlandfunk.de/neue...er-inneren.886.de.html?dram:article_id=450037

https://www.diepresse.com/5367130/meditation-macht-uns-kaum-moralischer

Hier noch ein Link
https://link.springer.com/article/10.1007/s11613-020-00641-z

Auszug:





Das würde für mich al Fazit bedeuten: Wer sich innerhalb von religiösen Systemen, v.a. im Buddhismus, Tugenden wie Mitgefühl und Nächstenliebe zuwendet, tut das nicht, weil die jeweilige etablierte Religion ihn so erleuchtet habe, sondern weil er (warum auch immer) von sich aus "so gestrickt" ist. Wenn er Glück hat, bestärkt die jeweilige Religion (hier: Achtsamkeit, also v.a. Buddhismus) ihn dann darin. Wenn er Pech hat, bremsen derartige Meditationen bzw. spirituelle Übungen ihn.

Man könnte jetzt argumentieren, dass man erst mit Allem "Eins" werden müsse, eben durch die Achtsamkeitsmeditation, um zu erkennen, dass ich Du bin und Du ich bist (oder so), und für alle Lebewesen Verbundenheit und Mitgefühl zu empfinden.
Warum aber so schwer, wenn es auch so geht (oder oft eben auch umgekehrt schiefgeht)?

Ist der Buddhismus wirklich eine Religion, die auf Nächstenliebe fußt, oder eher die Rettung des leidenden Egos (überhaupt nichts dagegen einzuwenden!), während beispielsweise das Christentum - die durch Kreuzzüge, Tier- und Menschenopferungen etc., wobei Letzteres auch im Buddhismus gutgeheißen wird - eine mindesten genauso friedfertige Religion, jedenfalls in der heutigen Zeit?

Können wir den Dualismus von Moral/Unmoral überhaupt überwinden? Sollen wir das? Kann es sein, dass der Buddhismus (oder bestimmte Strömungen davon) deshalb so leicht die "Leere" und das "achtsame Loslassen" propagieren kann, weil er nicht an Energetisches, Übersinnliches glaubt (bzw. sich in diesem System solche Erfahrungen nicht sammeln lassen)?

Ich bin gespannt auf eure Meinungen und Kommentare.

Und bitte nehmt mir meine provokativen Fragen nicht allzu übel - ich mag den Buddhismus, daher befasse ich mich auch so viel mit ihm. Mein Lehrer praktiziert selbst (auch) Buddhismus, und ich finde sehr viel Logisches und Positives darin.
... aber es kann ja nie schaden, wachsam zu hinterfragen; finde ich jedenfalls. Mach ich bei vielen anderen Religionen genauso. Und würde mal hier gerne quasi "abgleichen", wie andere das so empfinden :)


LG
Mina
Tatsächlich macht einen die Meditation nicht moralischer.
Umgekehrt ist die provokante Frage: Macht die moralische Motivation die Welt besser? Ich behaupte, nein. Zwei Gegner kämpfen aus ihrer Perspektive häufig beide aufgrund ihres moralischen Verständnisses.Es ist die Achtsamkeit, die den Grund eines Kampfes reduziert. Alles Dingliche vergeht. Eine Pflanze, ein Tier, ein Mensch und selbst ein Stein. Es geht darum, sich mit dem Raum, in dem diese Dinglichkeit entsteht zu identifizieren, und nicht darum, die vergänglichen Dinge selbst einer Unvergänglichkeit zuzuführen, das geht nicht. Indem man diesen Kampf aufgibt trägt man trotzdem mehr zum Frieden dieser Dinglichkeit bei, als wenn man sich für sie einsetzt.
 
Nächstenliebe wird ja eher im Christentum idealisiert. Denke ich.
Buddhismus ist anders. Da will man zuerst sich selbst stärken um dadurch alles zu verändern. Also bei sich selbst anfangen. Wenn ich falsch liege bitte berichtigen!
In unserer abendländisch, christlich geprägten Welt haben die meisten Menschen nie richtig gelernt wirklich auf sich zu achten. Damit meine ich nicht Körperhygiene. Deswegen finde ich Achtsamkeit sehr wichtig.
Ich glaube, ganz so einfach ist das nicht, auch wenn ich Dir schon ein wenig zustimmen kann: Im Christentum heißt es quasi, auch die andere Wange hinzuhalten, den nächsten zu lieben, usw. So ein bisschen ist es im Alltag mMn sogar noch vorhanden hierzulande, vielleicht sogar mehr, als in manch buddhistisch geprägten Gesellschaften. Andererseits versucht man ja gerade durch "Achtsamkeit", auch die Umwelt im Hier und Jetzt wahrzunehmen, um sie eben "gut" zu behandeln und zu schätzen.

Daß eine meditationssitzung in diesem kontext nicht unmittelbar dazu führt daß eingesfleischte carnivoren ihre gewohnheiten hinterfragen ist aber auch einleuchtend, so funktioniert meditation eigentlich auch nicht. Daß sie auf eine idee nicht gleich aufspringen zeigt wie schon gesagt im prinzip nur daß sie manipulationen gegenüber weniger anfällig geworden sind. Ich kann mir aber zum beispiel vorstellen daß ein durch regelmäßige meditation in achtsamkeit trainierter geist anders reagiert wenn er den impuls fühlt mal schnell einen hamburger oder eine bratwurst essen wollen.
Liebe @**Mina**

danke für Anregung, sie hat mich tatsächlich ein wenig aufgeregt, aber jetzt hab ich mich wieder beruhigt ;)

In diesem von Dir zitierten Artikel
https://www.diepresse.com/5367130/meditation-macht-uns-kaum-moralischer

aus dem Du einen Teil Deines Fazits geschlussfolgert hast (kann Meditation doch schaden?), da wird im Artikel, auf dem Dein Fazit beruht, meiner Ansicht nach auf recht plumpe Weise Meditation als etwas "nicht Gutes" weggeschwurbelt; die dort diffamierende Aussage "Behauptungen des Dalai Lama" und den Duktus des Artikels mal im Kontrast betrachtet zu dem Artikel, den @Chaosmagie1820 gepostet hat
hier nochmal der Link
https://www.sueddeutsche.de/wissen/neuro-experiment-moenche-in-der-magnetroehre-1.912829
lässt auch erkennen, warum.
Ja, ich las mir auch den Link durch, und er war spannend und aufschlussreich.
Allerdings geht es in diesem eher um gute Laune als um Mitgefühl.
Und darin wiederum widersprechen sich verschiedene buddhistische Lehren mMn. Es gibt im Buddhismus ja auch positive Visualisierungsübungen. Andererseits soll man (zumindest in bestimmten Bereichen des Buddhismus) ja eben NICHT werten, auch nicht Gefühle der Freude - und sie schon gar nicht halten wollen. Das wiederum würde dann ja eher so in Richtung Achtsamkeit gehen.
Ich vermute, dass tibetische Mönche vielleicht eher andere Meditationen Achtsamkeit im Sinne des Zen Buddhismus praktizieren (ich habe selbst schon Zen- und tibetische Meditationen ausprobiert, und sie waren nicht vergleichbar, wobei ich auch tibetische nette Imaginationen lernen durfte bislang).

Meditation ist meiner Erfahrung nach eine Praxis, die der Gesundheit förderlich ist, zu mehr Mitgefühl und Aktivität und selbstbestimmtem Leben anleitet und eben keine kranken, verunsicherten, abgestumpften Menschen, die man schikanieren kann, hervorbringt. Letzteres sind jedoch Menschen, die gut beherrscht werden können, die wegsehen, wenn Unrecht geschieht und die, um die Lücke im Inneren zu füllen, sich zu Tode konsumieren oder "reparieren" lassen - in welcher Hinsicht auch immer. Letzteres unmenschliches Menschenbild wird jedoch gern in den von Lobbyisten bezahlten Medien propagiert. Man will keine freien und gesunden Menschen, die hilfsbereit sind und mit wenig zufrieden sind; denen kann man nix verkaufen und die kann man nicht abhängig machen.
Ich will Dir Deine Erfahrung nicht absprechen. Ich meditiere ebenfalls und habe da (teilweise durch Zufall auch buddhistische) Methoden gefunden, die ich für mich als außerordentlich wirksam empfinde. Es gibt aber garantiert Menschen, für die andere Stile besser sind als meiner.
Gleichzeitig hab ich auch schon Methoden kennengelernt, deren uneingeschränkte Empfehlung ich als absolut gefährlich für die Psyche empfinde. Erst letztens wieder über solche gelesen. Und da frag ich mich schon, warum von manchen Seiten nicht differenzierter auch buddhistische Praktiken betrachtet (oder von manch "Eingeweihten" differenzierter beschrieben) werden. Da sind definitiv auch Mantren und psychologische Praktiken dabei, die sehr labile Menschen vielleicht überdenken sollten.
Gerade über eine "Meditation" gegen Angst las ich letztens: Man muss sich da die größten Ängste der Menschen (Ich werde krank, ich werde sterben, etc.) immer wieder vorsagen.
Wozu soll das denn dienen, wenn nicht zur "Abstumpfung"? Entweder, man integriert diese Angst in sich in einer etwas seltsamen Art von Verhaltenstherapie und verliert davor die Angst, stumpft also dahingehend ab. Oder aber, man geht voll in der Angst auf und kommt da nicht mehr raus - und bricht daran. Letzteres wird u.a. auch gern von Sekten praktiziert, um eben kranke, verunsicherte Menschen zu schaffen, die man schikanieren kann und die man, dank ihrer gebrochenen Seele, super beherrschen kann.
Das Problem kennt man aber auch von schlecht geführten Psychotherapien, und insbesondere in veralteten Bereichen der Psychoanalyse scheint es viele Erfahrungsberichte Betroffener zu geben, die mit einer harmlosen Phobie in die Therapie kamen, und seelisch gebrochen (mit vom Therapeuten hinzugedichteten Leiden) wieder rauskamen. - Das nur als Ergänzung, ich will hier ja nicht gezielt gegen den Buddhismus oder Meditationen schießen. Ich praktiziere Manches ja selber.
Ich finds bloß wichtig, kritisch zu bleiben und wirklich nur das zu tun, das weder sich selbst noch anderen schadet, egal wie sehr Person XY davon schwärmen mag. Was für XY super ist kann für YZ furchtbar sein - und umgekehrt.
Achtsamkeitsmeditation hat eher den Zweck nicht anzuhaften, aus meiner Sicht.
Ja, das sehe ich auch so. Dadurch schafft sie Distanz, auch zu seinen (moralischen) Wertungen. Das kann mMn konstruktiv und destruktiv enden, je nachdem, wofür man dieses Werkzeug "Achtsamkeit" einsetzt, oder eben, in welche Situation.


LG
Mina
 
Tatsächlich macht einen die Meditation nicht moralischer.
Umgekehrt ist die provokante Frage: Macht die moralische Motivation die Welt besser? Ich behaupte, nein. Zwei Gegner kämpfen aus ihrer Perspektive häufig beide aufgrund ihres moralischen Verständnisses.Es ist die Achtsamkeit, die den Grund eines Kampfes reduziert. Alles Dingliche vergeht. Eine Pflanze, ein Tier, ein Mensch und selbst ein Stein. Es geht darum, sich mit dem Raum, in dem diese Dinglichkeit entsteht zu identifizieren, und nicht darum, die vergänglichen Dinge selbst einer Unvergänglichkeit zuzuführen, das geht nicht. Indem man diesen Kampf aufgibt trägt man trotzdem mehr zum Frieden dieser Dinglichkeit bei, als wenn man sich für sie einsetzt.
Da bin ich anderer Meinung. Die Rosi aus dem Sozialbau, die noch nie irgendwas mit "Achtsamkeit" am Hut hatte, kann eine ausgesetzte Katze genauso "moralisch" retten wie der buddhistische Mönch. Nur dass die Rosi aus dem Sozialbau sich dabei nicht die ganze Welt verinnerlicht hat, sondern in dem Moment einfach nur denkt: "Oh süß, ein armes, kleines Kätzchen, das muss aufgepäppelt werden."
Ich gehe mal davon aus, dass Rosis Handeln eher einer "guten Moral" entspräche, als wenn ein Max Müller die Katze bei lebendigem Leib auf den Griller werfen würde.
Natürlich könnte es dann sein - insofern geb ich Dir recht -, dass Rosi und Max um die Katze vor der Tür einen Kampf austragen müssen und beide es womöglich nicht täten, wenn sie in gewissem Sinne buddhistisch denken würden, wie zB: "Ich bin die Katze und die Katze ist ich, und man soll Leid von jedem Lebewesen fernhalten."
Wäre die Katze für Dich dann eine solche Dinglichkeit? Sollte man sich für sie dann einsetzen oder eher nicht? - Dieser "Nicht-für-etwas-einsetzen"-Gedanke erinnert mich gerade eher ein wenig an den Taoismus.
 
Da bin ich anderer Meinung. Die Rosi aus dem Sozialbau, die noch nie irgendwas mit "Achtsamkeit" am Hut hatte, kann eine ausgesetzte Katze genauso "moralisch" retten wie der buddhistische Mönch. Nur dass die Rosi aus dem Sozialbau sich dabei nicht die ganze Welt verinnerlicht hat, sondern in dem Moment einfach nur denkt: "Oh süß, ein armes, kleines Kätzchen, das muss aufgepäppelt werden."
Ich gehe mal davon aus, dass Rosis Handeln eher einer "guten Moral" entspräche, als wenn ein Max Müller die Katze bei lebendigem Leib auf den Griller werfen würde.
Natürlich könnte es dann sein - insofern geb ich Dir recht -, dass Rosi und Max um die Katze vor der Tür einen Kampf austragen müssen und beide es womöglich nicht täten, wenn sie in gewissem Sinne buddhistisch denken würden, wie zB: "Ich bin die Katze und die Katze ist ich, und man soll Leid von jedem Lebewesen fernhalten."
Wäre die Katze für Dich dann eine solche Dinglichkeit? Sollte man sich für sie dann einsetzen oder eher nicht? - Dieser "Nicht-für-etwas-einsetzen"-Gedanke erinnert mich gerade eher ein wenig an den Taoismus.
Man soll sich nicht für diese Katze einsetzen, man tut es einfach ohne „ach wie süß, arm,klein -muss aufgepäppelt werden“ Da ist kein Muß. Das Urteil kann man sich schenken. Es gibt ja auch Leben, was nicht arm,klein und süß ist, deswegen schadet die Motivation in ihrer Beschränktheit. Meditation hebt diese Beschränktheit auf. Die des Gegenübers und die eigene. Deswegen wird der Handlungsspielraum größer und leichter.
 
Man soll sich nicht für diese Katze einsetzen, man tut es einfach ohne „ach wie süß, arm,klein -muss aufgepäppelt werden“ Da ist kein Muß. Das Urteil kann man sich schenken. Es gibt ja auch Leben, was nicht arm,klein und süß ist, deswegen schadet die Motivation in ihrer Beschränktheit. Meditation hebt diese Beschränktheit auf.
Das war jetzt nur ein Beispiel. Vielleicht hätte Rosi auch einem verletzten Tiger geholfen, aber ich hatte mich um ein realitätsnahes Beispiel bemüht (Tiger irren hier eher selten durch den Sozialbau ;) ).

"Man tut es einfach" stimmt halt leider nicht. Manche nehmen diese Katze auch und ziehen ihr bei lebendigem Leib die Haut ab. So einen Täter gabs in meiner Nähe in den letzten Monaten.
Da ist mir eine Rosi lieber, auch wenn sie (warum auch immer, das ist mir nicht klar) beschränkt ist, weil sie die Katze "süß, arm und klein" findet. Vielleicht hat Rosi ja einen Ekel vor Spinnen und beurteilt sie als "widerliche, eklige Viecher", rettet sie aber trotzdem aus ihrer Wohnung, anstatt sei einfach im Klo runterzuspülen.

Und das kann man mMn bei Menschen fortsetzen. Wenn der verhasste, widerliche Kollege im Meer zu ertrinken droht, wird man ihn wenn möglich vielleicht trotzdem eher retten, als ihn ersaufen zu lassen. Trotz Hass-Emotionen. Vielleicht aus purer "Menschlichkeit" oder eben "Moral" oder irgendein "Mitgefühl".

Kleiner Nachtrag: Ich finde eine gewisse Urteilsbildung sogar wichtig und lebensnotwendig, gerade um beurteilen zu können, ob die Katze überhaupt "schwach" ist und somit Hilfe benötigt.

Klar kann man Urteilslosigkeit vermutlich durch Achtsamkeitsmeditation erlangen. Aber nicht alle Menschen, die helfen, haben meditiert.
 
Das war jetzt nur ein Beispiel. Vielleicht hätte Rosi auch einem verletzten Tiger geholfen, aber ich hatte mich um ein realitätsnahes Beispiel bemüht (Tiger irren hier eher selten durch den Sozialbau ;) ).

"Man tut es einfach" stimmt halt leider nicht. Manche nehmen diese Katze auch und ziehen ihr bei lebendigem Leib die Haut ab. So einen Täter gabs in meiner Nähe in den letzten Monaten.
Da ist mir eine Rosi lieber, auch wenn sie (warum auch immer, das ist mir nicht klar) beschränkt ist, weil sie die Katze "süß, arm und klein" findet. Vielleicht hat Rosi ja einen Ekel vor Spinnen und beurteilt sie als "widerliche, eklige Viecher", rettet sie aber trotzdem aus ihrer Wohnung, anstatt sei einfach im Klo runterzuspülen.

Und das kann man mMn bei Menschen fortsetzen. Wenn der verhasste, widerliche Kollege im Meer zu ertrinken droht, wird man ihn wenn möglich vielleicht trotzdem eher retten, als ihn ersaufen zu lassen. Trotz Hass-Emotionen. Vielleicht aus purer "Menschlichkeit" oder eben "Moral" oder irgendein "Mitgefühl".

Klar kann man Urteilslosigkeit vermutlich durch Achtsamkeitsmeditation erlangen. Aber nicht alle Menschen, die helfen, haben meditiert.
„Man tut es einfach“ bezog sich auf den Meditierenden. Natürlich erfährt die Katze auch Rettung von Rosi. Durch ihr Verhaftetsein mit den Emotionen und Urteilen (oh wie süß, arm…) verbrennt sie mehr Energie. Der Meditierende kann in einer Stunde vielleicht noch hundert weitere Katzen retten. Rosi hätte da längst ein Burnout.
 
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„Man tut es einfach“ bezog sich auf den Meditierenden. Natürlich erfährt die Katze auch Rettung von Rosi. Durch ihr Verhaftetsein mit den Emotionen und Urteilen (oh wie süß, arm…) verbrennt sie mehr Energie. Der Meditierende kann in einer Stunde vielleicht noch hundert weitere Katzen retten. Rosi hätte da längst ein Burnout.
Ach so, dann hatte ich Dein "Man tut es einfach" falsch verstanden, sorry :)

Okay, also aus philosophischer Sicht ist das kein negatives Verhaftetsein, sondern (schlimmstenfalls) ein "Vorverständnis", nämlich ein erstes Verständnis darüber, wie es um die Katze steht. (Ein Tierarzt zB könnte Rosis Eindrücke dann bestätigen oder widerlegen).
Auch aus biologischer Sicht finde ich Urteile essentiell zum Überleben - egal ob es jetzt "Instinkt" ist, oder ob es "Emotionen" sind (die evolutionär teilweise einfach auch höchst sinnvoll sind, zB was stillende Mütter angeht). Eine kleine, arme Katze erweckt eben einen Beschützerinstinkt (ebenfalls evolutionär gesehen sinnvoll seitens der Katze) und Rosi springt drauf an. Ich weiß auch nicht, warum sie dadurch ein Burn-out bekommen sollte - meinst Du, weil falls sie vor Mitleid zerfließt? Dann geb ich Dir natürlich recht, das kann passieren. Andererseits treibt sie vielleicht der Wunsch, zu helfen, an, durchzuhalten.
 
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