Achtsamkeitsmeditation senkt Moral und Mitgefühl?

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"Ich bin die Katze und die Katze ist ich, und man soll Leid von jedem Lebewesen fernhalten."

Ja, die direkte Nähe zu anderen Bewusstseinen (telepathisch quasi) wird zumindest Wesen, die generell sozial sind (normale Menschen , außer Psychopathen vielleicht), aus meiner Sicht empathischer machen.

Im besten Fall, und ich kann es nicht bestätigen selbst, wird man aber nur das eigene Individuum selbst erleuchten. Und wer die Welt retten will, wird wohl zu sehr anhaften. Gleichgültgkeit dürfte (für andere schädliche) Macht- und Ego-Trips aufheben, aber am Ende denke ich nicht, dass das Universum so funktioniert, dass Ethik und Moral belohnt wird, das Ziel wäre, oder was auch immer. Der Hai muss nicht super empathisch werden, er müsste nur jedes, auch unbewusste Bedürfnis, verlieren ein Hai zu sein.

Die Realität ist, dass wir Lebewesen die Dämonen sind (siehe auch meinen alten Beitrag hier: https://www.esoterikforum.at/threads/der-innere-kampf.112062/#post-2099978), die unsere Existenz damit bestreiten Energie von anderen abzuziehen, bzw. darum zu konkurrieren, und wenn wir da raus wollen, müssen wir diese Anhaftung an diese Existenz beenden. Anderen beim Dämonen-Sein zu helfen wird uns nicht da rausbringen letztlich, obwohl zu erwarten ist, dass man das wohl eher tut, wenn man das eigene Ich (den aus unserer Perspektive nächsten Dämon) nicht mehr ausschließlich privilegiert.

Generell denke ich aber auch, dass man in Frage stellen kann, ob die Aufspaltung und Existenz als individuelle Wesen überhaupt ein Problem darstellt. Jemand könnte es auch mögen dieser Dämon zu sein. Es war keine bewusste Rebellion, sondern die Folge der Identifikation des "Gottes" mit evolutionär entstandenen Wesen. Als Tier wird man sich für solche existentielle Fragen gar nicht erst interessieren. So oder so läuft dieses Spiel seit vielen hundert Millionen, oder wohl Milliarden Jahren, und das ganze Universum wird wohl nicht aus diesem Zustand erwachen. Wer denkt das Leben Leid ist, wird es im besten Fall für sich selbst abstellen, und es für alle zu versuchen wird dabei letztlich eher hinderlich sein.

Ich selbst sehe das Leben nicht ultranegativ wie mancher Mönch, denke aber dass es zumindest nützlich ist das eigene Bewusstsein zu erweitern. Insofern froh ein Mensch zu sein, und das mit der Magie/Telepathie zu können. Idealerweise wäre ich nicht so autistisch/sozialphobisch. Möglicherweise würde ich eine Erleuchtung mitnehmen, aber zu motiviert da zu sein wäre erstens möglicherweise kontraproduktiv und zweitens sehe ich es wie gesagt nicht direkt so, dass alles Leid ist, und die Zukunft dürfte vermutlich und hoffentlich besser werden als die Vergangenheit in Bezug auf menschliche Zivilisation.
 
Danke für eure Meinungen auch heute. Ich hab viel daraus lernen können und konnte einige fragwürdige Eindrücke über buddhistische Lehren auch wieder verwerfen. Einige Gedanken von euch konnten mich überzeugen, nicht alles so dramatisch zu sehen.
Danke dafür (und dass ihr euch meiner doch sehr kritischen Diskussion gestellt habt). Ich hinterfrage ziemlich Vieles, manchmal übertreibe ich vielleicht, das soll hier niemanden zu sehr verunsichern.
Ich hoffe, ihr könnt alle eure Spiritualität weiterhin ungetrübt ausleben, so wie es euch gut tut.

Liebe Grüße
Mina
 
Bitte nur lesen, wer Achtsamkeitsmeditation nicht unbedingt als Anker benötigt und Kritik an Glaubensrichtungen verträgt. Es geht im Folgenden nicht darum, dass Achtsamkeitsmeditation bei gesundheitlichen oder psychischen Problemen nicht wirksam sei - sie kann wirksam sein, und, aus psychologischer Perspektive verstehe ich diese Wirkung auch völlig. Es ist eine von vielen Möglichkeiten, Abstand zu negativen Gedanken u.ä. zu gewinnen. Einigen hilft das, und da finde ich völlig legitim!

Mir geht es im Folgenden um die spirituelle, moralische Komponente, um Meditation vollzogen von psychisch gesunden (!), stabilen (!) Menschen.


Wie Studien feststellten:
https://www.deutschlandfunk.de/neue...er-inneren.886.de.html?dram:article_id=450037

https://www.diepresse.com/5367130/meditation-macht-uns-kaum-moralischer

Hier noch ein Link
https://link.springer.com/article/10.1007/s11613-020-00641-z

Auszug:





Das würde für mich al Fazit bedeuten: Wer sich innerhalb von religiösen Systemen, v.a. im Buddhismus, Tugenden wie Mitgefühl und Nächstenliebe zuwendet, tut das nicht, weil die jeweilige etablierte Religion ihn so erleuchtet habe, sondern weil er (warum auch immer) von sich aus "so gestrickt" ist. Wenn er Glück hat, bestärkt die jeweilige Religion (hier: Achtsamkeit, also v.a. Buddhismus) ihn dann darin. Wenn er Pech hat, bremsen derartige Meditationen bzw. spirituelle Übungen ihn.

Man könnte jetzt argumentieren, dass man erst mit Allem "Eins" werden müsse, eben durch die Achtsamkeitsmeditation, um zu erkennen, dass ich Du bin und Du ich bist (oder so), und für alle Lebewesen Verbundenheit und Mitgefühl zu empfinden.
Warum aber so schwer, wenn es auch so geht (oder oft eben auch umgekehrt schiefgeht)?

Ist der Buddhismus wirklich eine Religion, die auf Nächstenliebe fußt, oder eher die Rettung des leidenden Egos (überhaupt nichts dagegen einzuwenden!), während beispielsweise das Christentum - die durch Kreuzzüge, Tier- und Menschenopferungen etc., wobei Letzteres auch im Buddhismus gutgeheißen wird - eine mindesten genauso friedfertige Religion, jedenfalls in der heutigen Zeit?

Können wir den Dualismus von Moral/Unmoral überhaupt überwinden? Sollen wir das? Kann es sein, dass der Buddhismus (oder bestimmte Strömungen davon) deshalb so leicht die "Leere" und das "achtsame Loslassen" propagieren kann, weil er nicht an Energetisches, Übersinnliches glaubt (bzw. sich in diesem System solche Erfahrungen nicht sammeln lassen)?

Ich bin gespannt auf eure Meinungen und Kommentare.

Und bitte nehmt mir meine provokativen Fragen nicht allzu übel - ich mag den Buddhismus, daher befasse ich mich auch so viel mit ihm. Mein Lehrer praktiziert selbst (auch) Buddhismus, und ich finde sehr viel Logisches und Positives darin.
... aber es kann ja nie schaden, wachsam zu hinterfragen; finde ich jedenfalls. Mach ich bei vielen anderen Religionen genauso. Und würde mal hier gerne quasi "abgleichen", wie andere das so empfinden :)


LG
Mina

Provokative und zur Schau gestellte Moral und Mitgefühl führt zu einer Senkung deren bei der Bevölkerung.
 
Mir geht es im Folgenden um die spirituelle, moralische Komponente, um Meditation vollzogen von psychisch gesunden (!), stabilen (!) Menschen.

Hallo Mina,
ich sage hier nur mal ganz allgemein einen Gedanken, der mir kommt, wenn ich die Überschrift lese.
Dazu muss ich sagen, dass ich diese Meditationsform nicht persönlich kenne im Sinne davon, dass ich genau wüsste, wie sie durchgeführt wird.
Für mich klingt "Achtsamkeit" ja schonmal eher positiv.

Es kann ja sein, dass Menschen, die sich mit so einer Meditation befassen, eine Art innere Ausgeglichenheit erreichen, will heißen, sie haben vielleicht nicht unnötiges "Mitgefühl" im Sinne von Mitleid, dort wo es vielleicht als Druck eingefordert wird.
Ihre "Moral" wird vielleicht ehrlicher, mehr von innen kommend und entsprechen daher evtl. nicht mehr immer und völlig vorgegebener Moral.

Je nachdem, sind das nur mal ein paar Gedanken dazu.

Klar, wenn man so etwas bei anderen beobachtet, sind diese ja auch meist nicht mehr so bequem und leicht zu handhaben.
Sie entziehen sich, also wird diese Meditation für "schlecht" gehalten.

Andererseits natürlich, wenn Achtsamkeit vielleicht meint, man achte nur auf den Moment, und anderes gäbe es nicht, so kann das vielleicht auch zu extrem
und daher lebensfremd ausgeführt werden. Dann aber nicht während der Medi, sondern umgesetzt als eine Art neue Lebenseinstellung im Umgang mit dem direkten alltäglichen Leben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gerade über eine "Meditation" gegen Angst las ich letztens: Man muss sich da die größten Ängste der Menschen (Ich werde krank, ich werde sterben, etc.) immer wieder vorsagen.
Wozu soll das denn dienen, wenn nicht zur "Abstumpfung"?

Hi @**Mina**
Ich bin verwirrt, die von Dir genannten Risiken in Deiner Antwort und genauer, diese Angst-Mantra-Monologisierung, deren Ausschnitt ich hier zitiere, da kann ich nun wirklich keinen Zusammenhang sehen zu einer Achtsamkeitsmeditation.

Du hast "letztens eine Meditation gegen Angst gelesen", gibt dies eine Hypothese wieder, gegen etwas an-meditieren zu können? Das ist ein Widerspruch in sich, es ist keine Meditation. Allerdings, ich kann mich hier auch nicht Deinem Urteil anschließen, denn:
Es ist vielleicht ein Auszug aus einer Behandlung (ohne Kontext ist das schwer zu sagen), dann muss man auch das Vorher und Nachher ansehen und die entsprechende Begleitung, um zu einer validen Aussage zu kommen. Vielleicht hat in einem Behandlungskonzept dieser Schritt durchaus seinen Sinn, woher soll ich das wissen. Nur das hat nichts mit Meditation zu tun, wie ich finde und wenn Du schreibst, dass Du schon so viel Erfahrung hast mit Meditation, dann wirst Du das doch auch wissen?


Im Übrigen möchte ich noch anfügen, dass "für einen labilen Menschen" bereits der Anblick einer halben Tasse alten Kaffees eine halbe Katastrophe darstellen kann. Sollte deshalb Kaffee verschwiegen oder verboten werden, nur um ganz sicher zu gehen, dass ganz sicher für niemanden irgendwo oder irgendwie eine Zumutung und Gefahr bestehen könnte? Wie soll das gehen?

Das kann man nicht kontrollieren, das Leben, in allen Details - das ist letztlich für jeden eine Lektion. Die Kaffeetasse ist nur ein Beispiel. Man kann es auf beliebige komplexere Situationen übertragen. Ironischerweise ist gerade Meditation etwas, was aus diesem Gedankenkarussellzwang herausführen kann, das von einem zwanghaften Ego betrieben wird. Denn ein zwanghaftes Ego hat seine eigenen Zwangs-Sätze, mit denen es sich füttert und am Leben bleibt.

Wie dem auch sei:
Wer auch immer sich mit Meditation beschäftigt, fängt irgendwo an, bei einem Lehrer oder bei einem Buch oder sonstwie. Da kann man sich helfen lassen, wenn es für einen nicht klappt oder nicht gut ausgeht.

Ich sehe aber nach wie vor keinen Anlass oder irgend einen Anhaltspunkt, in einer Meditation eine Gefahr zu sehen.

Gefahren für die geistige Gesundheit gehen meiner Ansicht nach eher vom Gegenteil der Meditation aus und vom zwanghaften Denken.

Noch ein Späßchen zum Schluss .... und dann eine gute Nacht ..

Aus einer Pflegeanleitung für das Gehirn:
Stets reinigen, nie waschen :)

Liebe Grüße
Eva
 
Soweit ich das beurteilen kann, kann exzessive Meditation bei labilen Menschen zu Atemdepressionen führen.
 
@FelsenAmazone Der Hinweis mit der "Angst-Meditation" bezog sich nicht mehr auf die "Achtsamkeits-Meditation", der Thread ist dann ja allgemein bisschen abgeschweift von Zen/Achtsamkeit hin zu Dalai Lama und anderen Buddhismusformen bzw. Meditationsformen, lag teils auch an mir.
Du schreibst, dass Du Meditation gut findest, weil es Mitgefühl und Gesundheit fördere und Ängste, Labilität usw. verhindere. Ich hatte Dich wohl falsch verstanden und ging davon aus, dass Du "Meditation" generell meinst und nicht bloß die ursprünglich genannte Achtsamkeitsmeditation.

Daher kam dann mein Gegenargument, dass nicht jede Meditation für jeden gut sein müsse und teilweise mMn auch gefährlich werden könne.
Als Beispiel führte ich diese "Angst-Meditation" an, die kann man gern nachlesen im Buch "Der furchtlose Buddha. Was uns durch die Angst trägt." Es geht darin darum, dass man sich mit den laut Buch größten Ängsten der Menschen befasst: mit Krankheit, Tod, fehlender Kontrolle, Verlust von Familie und Besitztümern und mit dem Altern. Die Theorie geht davon aus, dass man durch die Nicht-Verdrängung, durch die "Umarmung der Angst" eine Akzeptanz und einen positiven Zugang zu diesen Ängsten bekommt, man also quasi, wenn man so will, "abstumpft" dahingehend (in der Kognitiven Verhaltenstherapie würde man sagen: man "desensibilisiert" sich).
Das finde ich an und für sich eigentlich noch recht schlüssig: Wer stabil genug dazu ist, stellt sich seinen größten Ängsten, kann sie so in seine Gefühlswelt integrieren und die Angst verschwindet.
Bloß wird im Buch (jedenfalls, soweit ich bislang kam), gar nicht auf die Bedingung "Wer stabil genug ist" eingegangen - vermutlich, weil es eben dann doch aus religiöser Sicht betrachtet wird, die den Anspruch erhebt, generell heilsam zu sein. Mir kam es beim Lesen jedenfalls so vor.
In der Kognitiven Verhaltenstherapie (und in der Trauma-Therapie, wo es ebenfalls oft um Ängste geht), ist "stabil genug sein" allerdings Grundvoraussetzung für diverse Konfrontationen.

Man solle sich zB vorsagen: "Es ist der natürliche Verlauf, dass ich krank werde. Ich kann dem Krankwerden nicht entgehen." Bei "Es ist der natürliche Verlauf, dass ich krank werde" atmet man ein, bei "Ich kann dem Krankwerden nicht entgehen" atmet man aus. Man soll es aber nicht "automatisiert" machen, sondern sich dabei tief in seine Angst einfühlen, und das ca. 30 Minuten pro Tag als Meditation (wenn ich es richtig im Kopf habe, soll das tatsächlich auch unter "Achtsamkeit" fallen, ist ja auch von einem Zen-Mönch geschrieben, aber da müsst ich noch mal nachlesen).

Das "Problem" sehe ich nun darin, dass diese Aussage erst mal einfach nicht (oder kaum) stimmen muss, zumal hier keine Mandelentzündung oder kein Beinbruch gemeint ist, sondern schweres Kranksein im Alter, wo man "im Bett liegt und nicht mehr aufstehen kann, so gerne man würde."
Nun kenne ich nun mal Menschen, die weit über 90 sind und noch immer munter durch die Gegend laufen. Und auch Menschen, die zwar früher starben, die aber einfach tot umfielen, ohne davor im Bett dahingesiecht zu haben.
Dass man sich nun dennoch einreden soll, man könne "dem Kranksein nicht entgehen", im Sinne von schwerer Bettlägrigkeit, finde ich daher kontraproduktiv. Man konditioniert dabei das Gehirn mMn schlicht auf Negatives. All das, was oben in euren geposteten Links erklärt wird mit dem Glück, das im linken Frontalkortex sitzen soll, wenn man nur optimistisch denkt, das zerstört man hier mMn aktiv in dieser Meditation - und das ohne Therapeuten, der einen notfalls an der Hand nimmt. Man hat nur dieses Buch, das ohne Warnungen und ohne Differenzierung diese Methode an ängstliche/phobische Menschen bringt.
Im EMDR oder Brainspotting (Therapieformen) gibt es ein ähnliches Setting: Man stellt sich seine übelsten Ängste so bildlhaft wie möglich vor (zB eben "Ich werde alt und krank" mit einem ganz konkreten Bild dazu, wie eben zB "Ich liege im Bett und kann nicht mehr aufstehen"). Der Therapeut verbindet dann aktiv beide Gehirnhälften (zB durch Klopfen abwechselnd links und rechts an den Schultern des Klienten), sodass die Angst wieder integriert werden kann. Plus psychologisches Erste-Hilfe-Päckchen, das man anwenden kann, wenn es doch zu viel wird.

Würde der Mönch nun persönlich mit diesen Menschen reden, würde er, nehme ich mal an, genauso wie der Psychotherapeut auch, differenzieren und schauen, bei welchem Menschen man wie weit gehen kann.
Ich war zB mal kurzfristig wegen Tinnitus in Therapie weil ich dieses Geräusch damals nicht weggebracht hatte und dadurch Depressionen bekommen hatte. Die Therapeutin sagte dann irgendwie zu mir (absichtlich provokativ): "Tja, dann musst du eben damit leben" - Diese Aussage kam damals genau zur rechten Zeit und ich fühlte mich dadurch so befreit, durch diese Akzeptanz, dass das Tinnitus möglicherweise sogar deshalb von selbst verschwand.
Es war also tatsächlich eine sehr ähnliche Methode wie im Buch. Allerdings bewusst zum rechten Zeitpunkt eingesetzt - und ohne mir dabei noch zu verdeutlichen, wie gefangen ich doch in meinem Körper sei und wie wenig ich davor entrinnen könne. Es folgte also gleich die Aufforderung zur Akzeptanz und weniger das Zelebrierenmüssen von negativen Gefühlen.
Und wäre ich anders gestrickt gewesen, hätte diese bewusst provozierende Bemerkung (die Methode hat in der Therapie einen bestimmten Namen, ist mir jetzt entfallen) möglicherweise auch arg nach hinten losgehen können ...

Irgendwann, wohl so ab Hälfte des Buches ( so weit bin ich noch nicht) erfolgen dann wohl die positiveren Meditationen wie zB die Metta-Meditation.
Das hat für mich folgenden Anschein: Man "bricht" die Psyche zuerst vollends, indem man so viel Negativität wie nur geht propagiert, den Menschen völlig in seine Ängste, in seine Verzweiflung drängt - um dieser völlig verzweifelten Seele dann endlich einen Strohhalm anzubieten. Im Buch ist es dann halt der buddhistische Strohhalm.
Das ist eine Taktik, die im Buch sicherlich nur gute Zwecke (und offenbar häufig auch erfolgreich) verfolgt, aber - "falsch" ausgeführt - zu anderen Zwecken missbraucht werden kann und wird.

Für mich wäre diese Konfrontations-Methode dann okay, wenn irgendwo im Buch, möglichst am Anfang, der Hinweis käme: "Wenn Sie derzeit unter diagnostizierten Depressionen oder Phobien leiden, reden Sie mit Ihrem Lehrer/Psychotherapeuten/einer Vertrauensperson über diese Übungen" oder "Es ist wichtig, dass Sie, wenn die Angst zu groß wird, wissen, wie Sie aus einer akuten Angstattacke aussteigen können." - Wobei Letzteres im Buch vor diesen Übungen nicht erklärt wird. Der Sinn liegt ja darin, ins kalte Wasser zu springen. Das würde kein westlicher Psychotherapeut verantworten wollen, ohne notfalls ein "Gegenmittel" parat zu haben (und zwar jetzt, nicht erst zig Seiten oder Übungen später).

Die Übungen sind also sicher für manche Menschen sehr sinnvoll, vermutlich am ehesten, wenn man stabil genug ist und weiß, dass man es aushält, sich mit seinen schlimmsten Ängsten ausführlich zu befassen.

Und bevor ich hier falsch verstanden werde: Mir waren Teile der Übungen nicht völlig unbekannt (wie gesagt, ich kenne mehrere Buddhisten und sie haben mich schon spannende Dinge gelehrt) und ich finde Vieles daran auch sinnvoll. Ich verstehe auch die Argumentation der Konfrontation und des Annehmens der Ängste - wer also gute Erfahrungen damit macht, und laut Rezensionen zu diesem Buch sind das einige, dann glaube ich das gerne und finde das toll!

Und das ist eigentlich alles, was ich aussagen wollte (ich krieg übermüdet leider keinen kürzeren Text dazu hin): Etliche Meditationsmethoden können sicher sehr hilfreich sein - aber manche Menschen sollten tatsächlich darauf Achtgeben, was genau sie da praktizieren und ob das für sie wirklich konstruktiv ist. Schließlich gibt es ja zig Meditaitons- und Kontemplations-Arten, da wird für jeden irgendwo etwas dabei sein.
Gefährlich finde ich es, wenn Methoden, die eben wirklich auf die Psyche gehen können, ohne Warnung an eine offenbar ängstliche Zielgruppe (also wissentlich) verbreitet wird. Da läuten bei mir alle Alarmglocken.

Ich finde die Grund-Idee der Konfrontation mit der Angst also sinnvoll und teilweise auch psychologisch fundiert. Es ist aber eben kein Allheilmittel für jeden, denn je nach Angst kann es sinnvoller sein, sich langsamer ranzuwagen oder lieber gleich den Kopf auf Positiv Denken zu konditionieren. Oder, wie mein Lehrer sagt: "Nicht immer alles so ernst nehmen." - Sollte ich mir aber vielleicht auch in diesem Beitrag zu Herzen nehmen ;) .

LG
Mina
 
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Oh, kleiner Nachtrag, ich hatte es vorhin zu erwähnen vergessen:
Dass Negativdenken negative Auswirkungen haben kann, erkennt man am sog. "Nocebo-Effekt", dass Positivdenken positive Auswirkungen kann, am "Placebo-Effekt". Das spräche für mich umso mehr dafür, gerade in schlechten Phasen eher Positives zu denken - bzw. sich keine zu großen Sorgen zu machen, wenn doch mal ein negativer Gedanke aufkreuzt.

Der Nocebo-Effekt – oft auch als negativer Placebo-Effekt bezeichnet – beruht, wie auch der Placebo-Effekt, unter anderem auf einer bestimmten Erwartungshaltung. Die Erwartungshaltung kann demnach auch unbewusst sein und auf Lernmechanismen wie z. B. Konditionierungen beruhen. So kann beim Patienten die Befürchtung aufgebaut werden, dass bestimmte äußere Einwirkungen „krank machen“.[2] Diese Personen erkranken dann auch tatsächlich, beziehungsweise es können die entsprechenden Symptome bei ihnen beobachtet und auch gemessen werden. Einem anderen gängigen Erklärungsmodell zufolge handelt es sich dabei um eine negative selbsterfüllende Prophezeiung (self-fulfilling prophecy). Zu Auslösern oder Verstärkern gehören u. a. (Fehl-)Diagnosen von Ärzten oder ausführliche Erläuterungen zu möglichen Nebenwirkungen (z. B. bei wissenschaftlichen Studien oder in der oft langen Liste von Nebenwirkungen in der Gebrauchsinformation vieler Arzneimittel).
( https://de.wikipedia.org/wiki/Nocebo-Effekt )

Und genau aus diesem Grund sehe ich die oben genannte "Angst-Meditation" und ähnliche Methoden recht kritisch und würde so etwas nicht "einfach so" als Praxis empfehlen.

Soweit ich das beurteilen kann, kann exzessive Meditation bei labilen Menschen zu Atemdepressionen führen.
Das wusste ich allerdings tatsächlich noch nicht - wenn das stimmt, ist das auch sehr krass. Ich vermute, es könnte sich dabei um bestimmte Atmungsmethoden handeln?
 
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