Auf die Verstandesebene bezogen hast du großteils recht, denke ich.
Aber auf die Gefühlsebene bezogen?
Ich glaube, es gibt Geschehnisse in jedem Leben, die bringen einfach die mit Leid verbundenen Gefühle. Da müsste man seine Gefühle schon vollständig in sich getötet oder eingekerkert haben, um diese Geschehnisse unbewegt zur Kenntnis zu nehmen. Und seine Umwelt würde ihn als gefühlskalt wahrnehmen.
Auch das "positive Denken" mag für viele Alltagskümmernisse erleichternd sein. Aber wehe, es kommt die Vollkatastrophe. Dann bricht dieses Weltbild in sich zusammen und man hat nicht geübt und keinerlei "Tools", mit dem dann auf ihn einstürmenden Leiden umzugehen.
Ja, stimmt und stimmt nicht. Klar definieren wir eine Art erniedrigendes Mittleid, das andere Wesen als arme Opfer betrachtet als Gefühlvoll, manchmal stimmt es ja auch. Die Branche der Nachrichten verdient damit gutes Geld. Und das Oberhaupt vom Deutschen Diamantweg hat ja auch geheult als seine Frau starb.
Aber es gibt viele Bereiche in denen man an selbst erfundenen Gefühlen leidet.
Wenn jemand stirbt leidet man ja meist garnicht mit der Person, sondern nur daran das sie uns alleine lässt.
Meine Theorie ist, dass Buddha vermutlich nur alles Leiden meinte was aus Angst Allein zu sein auftritt. Allein im Mittelpunkt des Lebens zu stehen und doch alle anderen auch. Das Allein sein trotzdem zu teilen. Wenn das Allein sein im Mittelpunkt steht, kann wahres Mitgefühl entstehen.
Wir betrachten andere als Allein, selbst ein Soldat in einer Armee von 50000 steht Allein seinem Schicksal gegenüber.
Das Allein sein ist eigentlich eine Stärke, das zu erkennen, ist meiner Meinung nach, der eigentliche Sinn des Buddhismus.
Die Erleuchtung ist quasi der Moment in dem man sich von allen Forderungen an die Welt trennt.
Meist wird das Allein sein in der westlichen Welt als Schwäche angesehen, als Strafe, als Last und Leiden.
Wenn ich quasi Nachrichten kucke und sehe wie im Krieg welche sterben, dann fühl ich mich hilflos und allein. Klar kann man sich dann Demonstranten anschließen, die sich auch alle nicht allein fühlen wollen.
Man kann sich aber auch beobachten was diese Hilflosigkeit mit einem macht.
Die eigentlich darauf beruht, dass die Nachrichten uns dieses Szenario weitergeleitet haben, dass garnicht in unserem Leben stattfindet. Sondern im Leben anderer Menschen.
Man kann ja auch das gleiche empfinden im Angesicht der Massentierhaltung und der Schlachthäuser.
Ohne der Möglichkeit etwas sinnvoles dagegen zu tun.
Hilflos.
Es geht eigentlich vielmehr darum, schon mitzufühlen mit dem Allein sein der 1 Kuh zwischen den 1000.
Aber nicht zu denken, dass man hilflos ist.
Sondern die Geste der Liebe und das Verständnis für das Allein sein, kann manchmal eine größere Befreiung sein, als jemand der das Gatter aufschließt und einen gewaltsam in die Freiheit bringt.
Allein sein ist der wichtigste Grundstein, frei zu sein, auch im Krisengebiet oder im Gefängnis.
Auf den Onkel bezogen, man kann also wirklich darum trauern, was der Onkel alles verpasst hat, aber nicht darum, dass er uns alleine lässt.