Hi, Kaji.
Ja, Bulb - das sagt mir sogar was. Ich hatte gestern alles mögliche ausprobiert. Angefangen von der ISO-Empfindlichkeit bis hin zu manuel, und hab dann zuletzt automatisch und Nachtfunktion benutzt.
Tja -- Nachtfunktion -- das wird nix

Das Problem aller digitalen Kameras ist der Sensor. Der ist ein elektrisch sensitives Feld und eintreffende Lichtstrahlen lösen auf einzelnen Feldern elektrische Ströme aus, die als Bildpunkt interpretiert (und mit Farbe und Helligkeit versehen) werden. Leider isses nun so, dass diese einzelnen Felder dazu neigen, zu rauschen. Sprich: es wird bei ganz wenig Lichtleistung vom Feld ein nicht sauber definiertes Signal erzeugt, was dazu führt, dass bei langen Belichtungszeiten die Aufnahme "verbröselt" wird. Und genau deswegen (und nur deswegen!) gibt es diese unsägliche Nachtfunktion: da versucht dann nur der Computer, das verbröselte Bild gleichzurechnen (was sich je nach Kameramodelle in etwas längeren Speicherzeiten niederschlägt. Im schlimmsten Fall regelt die Nachtfunktion auch noch die Empfindlichkeit nach oben, dann wird der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben: höhere Empfindlichkeit verstärkt nämlich das Grundrauschen und somit werden längere Belichtungen zu einem Rauschgewitter, das am Ende der Aufnahme nochmal durch den Computer geglättet wird. Darum würde ich von dieser "Nachtfunktion" weitestgehend Abstand nehmen
Nachtaufnahmen sind -- ich habe es ja schon angedeutet -- eigentlich ziemlich trivial. Allerdings gibt's ein paar Problemchen, die so nicht vielen bewusst sind:
Die interne Belichtungsmessung der Kamera ist das erste. Die Kamera hat keine Ahnung, ob es Tag oder Nacht ist -- alles was der Belichtungsmesser macht ist, das einfallende Licht nach einem Durschnittsmuster darauf zu untersuchen, wie hell es "da draußen" wohl ist. Dabei ist es im Durchschnitt "da draußen" immer 50% Grau hell -- und genau auf das pegelt sich der Belichtungsmesser ein. Das funktioniert super, wenn man bei Tag und vor allem draußen herumknipst, weil das Blättergrund ziemlich genau 50% Grau hell ist. Haut ist ein bisschen (2/3 Blenden) heller, und wo Köpfe im Bild üblicherweise vorkommen, schaut der Belichtungsmesser auch noch nach, aber das war's dann schon.
Versucht man nun Schnee (man beachte die Aktualität meiner Ausführungen

) "automatisch" zu fotografieren, wird's nix werden. Der Belichtungsmesser sieht zunächst nur gleißende Helligkeit, dreht dann intern auf 50% Grau zurück und damit wird das Bild geradezu zwingend unterbelichtet. Das selbe, wenn z.B. ein Stück Kohle formatfüllend abbilden möchte: der Belichtungsmesser sieht Schwarz, dreht bis auf 50% Grau hoch und voilá, das Ergebnis ist grauslich überbelichtet.
Und damit sind wir in der Nacht: Draußen ist es abends meist dunkel, der Belichtungsmesser will 50% Grau, peng, der Himmel wird käsig grau überbelichtet. Geht als nicht automatisch, egal, was welcher Hersteller verspricht. Da muss man manuell ran.
Zuerst immer die Gretchenfrage: Was soll abgebildet werden?
Wenn es z.B. ein Feuerwerk ist, dann haben wir es mit selbst leuchtenden Flächen zu tun, da ist Blende 16 angesagt, Belichtungszeit reziproke Filmempfindlichkeit. Also: ISO 200 -> 1/250, f:16. Man kann natürlich in diesem Verhältnis variieren, z.B. 1/500, f:11. Oder 1/1000, f:8
Aber der EV (Exposure Value) ist immer derselbe, egal, wie er durch Blende und Verschlusszeit zustande kommt.
Wenn das klar ist, geht es nur noch darum, was will ich abbilden. Die Lichter einer Szene kriege ich also mit f:16, die Verschlusszeit lassen wir der Einfachheit halber auf 1/250. Wenn ich auch Flächen sehen will, die angestrahlt werden und reflektieren, f:11 bei 1/250. Wenn ich auch noch in die mäßig beleuchteten Ecken sehen will, f:8. Und so weiter -- mit allen Nebeneffekten:
a.) die Lichter reißen zunehmend aus, je tiefer ich in die Schatten schaue.
b.) die Schärfentiefe sinkt mit jeder Blende, die ich weiter aufmache.
Gegen a.) kann man (fast) nichts machen, digitale Kameras haben wie Film eine Latenz von etwa 5 Blendenstufe, also sollten bei f:8 die Lichter noch nicht so bös ausreißen, dass es peinlich wird, und die Schatten sollten gut abbilden.
Gegen b.) kann man statt aufzublenden die Verschlusszeit zurücknehmen. Das gibt dann Bewegungsunschärfen -- man sollte also unbedingt mit Stativ arbeiten.
Will man ganz lange "Spuren", empfiehlt sich "B"(ulb) und eine Blende, die dem Subjekt gerecht wird: bei f:16 hätten wir 1/250 Belichtungszeit. Also muss sich unser leuchtendes Objekt so schnell bewegen, dass es zu jeder 1/250 Sekunde genau einen Lichtpunkt am Sensor weitergewandert ist. Das könnte man nun ausrechnen, will ich aber nicht. Es geht nur um den Effekt: wenn man z.B. Autos mit leuchtenden Scheinwerfern fotografiert und die sind ausgerissen weiß, dann haben sich die Autos zu langsam bewegt, also muss ich abblenden, denn bei "B" habe ich ka keine Verschlusssteuerung mehr. Also drehe ich auf f:22, dann f:32 -- wenn das alles nichts nützt und ich aber trotzdem Leuchtspuren will, muss ich einen Neutralen Graufilter vor die Linse schrauben. Das aber ein andermal
Das Grundrezept für alle Belichtung lautet in simplen Worten: wenn das Subjekt sehr dunkel ist, muss man die Messung des internen Belichtungsmessers durch abblenden(!) korrigieren, bei hellen Subjekten durch aufblenden -- also genau andersrum, als es die Kamera im Auto Modus machen würde. Deswegen gibt es die Gegenlichtfunktion (die blendet auf, statt ab, wenn es hell wird). Auch die Porträt-Funktion ist so ein flacher Trick: kaukasische Haut (also "Weißer") ist um etwa 2/3 Blenden heller als das Standard 50% Grau. Mit dem Porträt-Modus sagt man der Kamera also, dass um 2/3 Blende dunkler zu belichten ist, und gleichzeitig weist man das System an, eine möglichst kurze Verschlusszeit zu wählen, um einerseits alle Wackler von Fotograf und Modell zu eliminieren und andererseits eine möglichst geringe Schärfentiefe zu erzielen, die das Gesicht gegen einen unscharfen Hintergrund stellt.
Alles geradezu peinlich einfach -- Blende und Zeit, alles andere ist überflüssig, auch und vor allem die Automatiken. Mit denen wird es unmöglich, etwas über Fotografie zu lernen, das Ergebnis ist immer ein zufälliges. Also ruhig einmal "M" reindrehen und dann versuchen, selbst zu gut belichteten Bildern zu kommen. Nach einem Wochenende sitzt das, ehrlich, und man fragt sich dann immer wieder, wie man je hoffen wollte, dass eine Automatik eine extreme Situation beherrschen könnte. Und "extrem" im Sinne der Automatik ist alles, was über "tagsüber draußen" oder "Bitz aktiviert" hinaus geht.