Worte verändern

Gestern wies ich meine todkranke Mutter ins Krankenhaus ein, weil es ihr körperlich immer schlechter geht und ich ihr zuhause keine ausreichende Pflege mehr geben kann. Sie sprach vom Sterben, wie schwer es doch sei, aber sie habe ihre Flügel an. Ich meinte dazu, dass auch dieser schwere Sterbeprozess einen Sinn hat, weil sie dadurch lerne, sich ganz an Gottes Stärke festzuhalten in der eigenen Schwachheit, es aber sicher leichter wäre, wenn Gott einfach ein Raumschiff schicken würde, das uns beim Sterben im Beamlift abholte. Als später die Notfallleute kamen und sie die Treppe runterbrachten, sprach sie vom Raumschiff, in dem sie nun fahren dürfe.

Da sie für eine Weile auf die Bergpanorama-Luftbilder im TV verzichten muss, sprach sie kürzlich davon, dass sie auch ohne diese den Himmel sehen könne, innerlich. Ich gab ihr eine Pfeife, womit sie mich rufen sollte, da sprach sie davon, dass sie nicht mehr pfeifen könne, wenn sie tot sei. "Der letzte Pfiff" - mit diesem Satz fiel sie dann in den Schlaf.

Meine Mutter hat so vielen Worten eine andere Bedeutung gegeben, verliert nicht einmal da ihren Humor. Als meine Schwester weinte, meinte sie erschöpft, dass sie wohl den Rückwärtsgang bei ihren Engelsflügeln einlegen müsse, später aber wollte sie das nicht mehr, sie will fliegen. Ich sagte ihr, dass ich sie ein Stück weit nach Drüben begleiten werde, ich auch bei ihr sei, wenn ich allein nach Hause muss, ich immer mit ihr verbunden sein werde, auch wenn sie stirbt. Der Tod wird uns nur äußerlich trennen, aber nicht innerlich. Worte verändern, meine Mutter trägt ihre Engelsflügel, wann sie ganz abfliegen wird, ist ungewiss, aber innerlich ist sie schon drüben und glücklich. Sie hat keine Angst, es ist gut, dass sie nun medizinisch versorgt ist. "Endlich kommen wir da raus", entfuhr es ihr erleichtert. Vieles Irdische hat für sie an Bedeutung verloren. "Es geht nicht um mich", erklärte sie, sondern darum, wie wir damit klarkommen und dass alle ihr Himmelbuch erhalten, das sie uns widmet.

Was mich bisher belastete, war die medizinische Unterversorgung zuhause, der fehlende Hausarzt, der keine Hausbesuche macht, ihre Bettlägerigkeit, mein Unvermögen, sie zur Toilette zu bringen, weil ich selbst eine Schmerzkrankheit habe im akuten Schmerzschub aufgrund des vielen Hebens und Tragens, die Angst, mich selbst nicht mehr erheben zu können wegen den Schmerzen. Die Notfallsanitäter hätten mich auch fast eingeliefert, weil ich kaum noch aufrecht gehen konnte. Jetzt, wo sie medizinisch rundum betreut wird, bin ich erleichtert, keine unnötigen Schmerzen mehr für sie beim Umlagern im Bett oder bei ihren Aufstehversuchen. Ich bin froh, dass es sie palliative Grundversorgung gibt im Krankenhaus, das gab es früher noch nicht. Die Medizin schiebt die Patienten nicht mehr einfach ab, sondern wird nun zunehmend für den letzten Lebensprozess sensibilisiert. Man darf in Würde sterben. Sie wird nicht fallen gelassen. Was sind wir froh. Bis dahin verabschieden wir uns von ihr und begleiten sie, damit sie angstfrei abfliegen kann, wenn Gott sie endgültig zu sich ruft.

Mir wird immer mehr bewusst, dass unsere Gesellschaft den Tod dämonisiert, dabei ist er nicht das Ende, sondern die Wiedergeburt nach Drüben. Auf Wunsch meiner Mutter schnitt ich ihr die Haare kurz, damit sie nicht so schwitzt, ihr Kopf ist wie ein Babykopf, ganz zart, ihr Gesicht wie das der Mona Lisa mit verschleiertem Blick nach Drüben. Ich halte ihre Hand, physisch und mental, wenn ich weg bin, ich bleibe astral bei ihr und weiß, dass sie meine Seele wahrnimmt, unsere Telepathie ist unglaublich. Ich weine nicht, denn ich weiß, dass sie das Licht bereits sieht und fliegen will, mit Freude. Nur ihre Sorge um uns hält sie noch fest. Aber sie muss sich nicht um uns sorgen, denn wir bleiben mit ihr verbunden, auch wenn sie nach Drüben fliegt. Unsere Seele ist ebenso Teil von Drüben, es gibt keine Trennung, nicht wirklich. Ich bin dankbar, dass ich das verstanden habe und genug Beweise erlebt habe. Ich weiß es, so wie ich weiß, dass ich jetzt hier schreibe. Worte verändern, Spiritualität verändert und setzt neue Schwerpunkte. Vieles wird so unwichtig, wonach viele hinterherlaufen. Es kommt auf ganz andere Werte an.
 
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Worte verändern - das ist mein Titel, denn ich beobachte mich manchmal, wie ich Sätze ausprobiere, die ich davor nie gesagt habe, nur um zu sehen, ob sie etwas in mir auslösen und sich womöglich daraus Fragestellungen und Erkenntnisse ergeben.
Das klingt ein wenig nach einer Methode aus der Verhaltenstherapie oder von NLP. Da geht es auch darum, ein bestimmtes Verhalten gegen ein anderes, positiveres auszutauschen. In Grund geht es darum, die Realität zu verändern, in dem du irgendwas (bei dir das Denken) in deinem Leben veränderst.

Finde ich ein super Thema! Danke! =)
 
Funktionieren solche Sätze auch bei Lernproblemen?

Wäre dann so ein Satz nicht: "Ich werde das schaffen, wenn ich früh genug damit anfange." oder "Anstatt dieses oder jenes zu tun, werde ich heute lernen."
 
Funktionieren solche Sätze auch bei Lernproblemen?

Wäre dann so ein Satz nicht: "Ich werde das schaffen, wenn ich früh genug damit anfange." oder "Anstatt dieses oder jenes zu tun, werde ich heute lernen."

Wär auf jeden Fall einen Versuch wert. Hast Du es schon ausprobiert und welche Wirkung hatte es? :)

Ich stecke gerade wieder in einer Phase, wo ich mir gut überlege, ob ich evtl. in negativen Selbst-/Fremdsuggestionen hänge und wie ich das auflösen könnte durch veränderte Worte.
 
Ich stecke gerade wieder in einer Phase, wo ich mir gut überlege, ob ich evtl. in negativen Selbst-/Fremdsuggestionen hänge und wie ich das auflösen könnte durch veränderte Worte.
Laut Bärbel Mohr kann es helfen einzelne Worte statt ganze Sätze zu denken. Wenn ich z.B. "ich bin gelassen" denke, denkt mein Unterbewusstsein ggf. "Blödsinn" und hält dagegen. Denke ich statt dessen "Gelassenheit", ist das nur ein Wort, das meinen Fokus sanft in diese Richtung lenkt - das Unterbewusstsein hat nix zu meckern. Gelassenheit ist Gelassenheit.
 
In letzter Zeit "begegneten" mir wieder Worte und Sätze, die vieles in mir ausgelöst haben, etwas Heilsames, Selbsterkenntnis, ich habe mich darin wiedergefunden, geradezu durchschaut. Es hat mich beglückt, weil ich mich besser verstehe und ich dadurch den Zugang zu meiner Motivationsgrundlage gefunden habe, der mir vorher teilweise fehlte. So kann ich mich auch besser steuern, weil ich weiß, was wie bei mir in welcher Form wieso ausgelöst wird und wie ich meine Willenskraft und Aufmerksamkeit fokussieren und in Umsetzungskompetenz verwandeln kann, auch gegen Unlustgefühle. Das ist ein großer Schritt bei mir. Worte, Wissen ist Macht.
 
@LynnCarme

Geht mir genauso, ich mag die Worte Gelassenheit, gute Laune, Verständnis, Mitgefühl, Vergebung, Liebe, Individualität, freier Wille und einfach Machen. Die Abkürzung dafür ist für mich "Jesus". Dieser Name steht für alles, das sinnvoll und wichtig ist. Ich hab's nicht so mit der Bibel oder generell dem christlichen Glauben, aber ich bin ganz großer Jesus-Fan. Dabei geht es nicht darum, ob es ihn gegeben hat oder nicht, ob er so war oder oder nicht oder was auch immer, es geht um das, was ich damit verbinde, das Image quasi. Jesus - das westliche Equivalent zu Amituofo.
 
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@LynnCarme

Ordnung ist mir wichtig, ich mag aber auch Chaos, ich brauche beides. Allerdings verbinde ich diese Begriffe mit Äußerlichkeiten. Interessanter finde ich Klarheit und offene Fragen, auch das brauche ich beides, sonst wird mir langweilig.
 
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