Worte verändern

Gerade für Frauen ist es nicht üblich, sich verbal oder sogar körperlich daneben zu benehmen. Es mal zu tun kann ein Seelenöffner sein. Sich gegen Ungerechtigkeit zu wehren und wirklich dafür einzusetzen, dass Menschen nicht mit jedem Scheiß durchkommen, ist gut.

Mir ist vor ca. zwei Jahren mal etwas passiert, das mich heute noch stolz macht und befriedigt, ich denke jedes Mal HA!, wenn ich mich erinnere... ich bin ein SEHR friedliebender Mensch, und das Folgende ist eine riesige Ausnahme gewesen, völlig untypisch für mich:

Ein Rassist, ein älterer Typ, hat sich grundlos vor dem Supermarkt lautstark über eine Frau im Sari mit Kind aufgeregt. Sie hat nichts seltsames oder gar falsches gemacht, sie stellte nur ihren Einkaufswagen wieder in die Reihe. Er stand dahinter und pöbelte provokant vor sich hin.

Ich hatte gerade die entsprechende Laune, also habe ich mich direkt vor seine Nase gestellt und ihn gefragt, ob er ein Problem habe. Er antwortete, die Frau wäre ja wohl zu dämlich ihren Einkaufswagen dort abzustellen und wir alle müssten darunter leiden, dass Ausländer bla, bla, bla... ich nahm ihm seinen Einkaufswagen aus der Hand und schob ihn in die nächste der drei freien Reihen.

"Guck mal, jetzt hast Du kein Problem mehr, ist das nicht schön?"

Er zog schimpfend von dannen. Als er zurück kam, sagte er "Da muss man sich auch noch von Weibern dumm kommen lassen".

Ich bin wieder ganz dicht vor ihn getreten und habe gesagt: "Und wenn Du Dich nicht gleich ganz schnell verpisst, dann kannst Du von den Weibern auch gleich noch ein paar auf's Maul kriegen, Du Arschloch." (Nicht, dass ich das getan hätte, aber ich war wohl überzeugend ;) )

Den Gesichtsausdruck hättet Ihr sehen sollen!

Um sicher zu gehen, dass der Idiot keinen Ärger macht, sobald ich weg bin, hab ich gewartet. Er schlich ganz langsam davon, also bin ich ihm mit meinem Einkaufswagen noch in die Hacken gefahren. "Schneller, Arschloch, oder bist Du dafür zu alt?" Ich wette, der hat sich noch Tage später darüber aufgeregt, so wie ich mich kichernd dran erinnere.

Solche Leute hab ich gefressen. Mit ein bisschen Glück traut er sich sowas so schnell nicht wieder.

Es hat gut getan, mal angestaute Wut loszuwerden und prollig zu sein. Es hat auf jeden Fall den Richtigen getroffen.
 
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Ich finde es befreiend. Mein Lieblingswort ist "Sackratte".
:D Gute Wahl. Ich persönlich wettere auch ab und an ins Leere. Es hat durchaus eine befreiende Wirkung. Aber man sollte doch Vorsicht walten lassen. Denken und Sprache kreieren unsere Realität, und unsere Worte nehmen sehr wohl Einfluss auf unser Denken. Da der Großteil unserer Kommunikation nonverbal geschieht, und wir auch nicht in der Lage sind, dass was unser Gemüt bewegt in unserer Körpersprache zu verstecken, wird es auch immer zum Ausdruck gebracht.
Man kann nicht nicht kommunizieren.
Unsere Sprache ist ein mächtiges Instrument. Es kann Frieden stiften und Kriege vom Zaun brechen. Man sollte daher immer behutsam damit umgehen.
Sprache an sich ist meines Erachtens ja neutral, den Wert des Inhaltes, ob wir damit verletzen oder nicht, was wir mit dem Gesagten erreichen wollen, dass bestimmen wir selbst.
Als denn, gehabt Euch wohl.
 
Ich glaub es ist gesünder Gefühle zu fühlen oder leben, statt zu überspielen. Zulassen usw. mein ich damit?

Dann hast Du meinen Eingangspost überhaupt nicht verstanden. Es geht darum, einseitige Selbstkonditionierungen aufzugeben und sich für neue Perspektiven zu öffnen.
 
Ich kann auch wieder von einem Wort berichten, das bei mir zu einem Schlüsselöffner wurde. Eigentlich war es ein Scherz, ich witzelte meiner Mutter gegenüber, dass ich wieder einmal den "Motivationseffekt" bräuchte, der mir ein bestimmter Arbeitskollege durch seine Art vermittelte, um mir Beine zu machen. Da dieser nicht mehr "zur Verfügung" stand als Motivator, vermisste ich eben den Motivationseffekt durch ihn. Als ich den Scherz äußerte, um mich über meine momentane Langsamkeit bei der Arbeit lustig zu machen (was auch an der Hitze lag), hatte ich auf einmal den Einfall, mir einen gleichartigen Motivatonseffekt zu suchen, was ich tat und auch fand. :)
 
Gute Wahl. Ich persönlich wettere auch ab und an ins Leere. Es hat durchaus eine befreiende Wirkung. Aber man sollte doch Vorsicht walten lassen. Denken und Sprache kreieren unsere Realität, und unsere Worte nehmen sehr wohl Einfluss auf unser Denken.

Dass ein Wortöffner auch mal auf die andere Seite kippen kann, will ich an diesem Beispiel erzählen:

Ich geb mal ein weniger ernstes Beispiel, das aber auch einen Effekt hatte: Eine über 80-jährige Frau mit guten Manieren fühlte sich einmal so mies, dass sie ein Wort verwendete, das sie sonst bei anderen kritisierte, nämlich Scheizze. - Und es half ihr. - Tja, so kann eine bewusst geänderte Wortwahl wirken, die so gar nicht zu einem passt. Manchmal braucht es diesen sprachlichen Ausbruch oder einen Perspektivenwechsel durch eine Wortwahl, welche sich außerhalb der eigenen üblichen Sprache befindet.

Die mittlerweile 81-jährige Frau ist meine Mutter. Nachdem sie also dieses eigentlich für sie völlig unpassende Wort Scheizze das erste Mal in ihren Wortschatz integrierte, hatte sie daraufhin einmal einen miesen Tag, wo sie das Wort ungefähr 10-mal verwendete, um ihren Frust rauszulassen. Da musste ich dann doch auch lachen und sie daran erinnern, dass das Wort nicht ihrer Kinderstube entspricht. :D
 
Du hast sie also wieder zurück in die Schranken verwiesen, aus denen sie gerade ausgebrochen war? Schade!

Na ja, ein bisschen schon, es wurde mir zu viel des Guten! :p
Mein Thread ist jetzt auch nicht so angelegt, dass es nur darum geht, sich gehen zu lassen. Wenn das dann wieder das Normale ist, wär vielleicht auch wieder mal die Gegenseite als Perspektive sinnvoll. ;)
 
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Da musste ich dann doch auch lachen und sie daran erinnern, dass das Wort nicht ihrer Kinderstube entspricht. :D
Das bewusste Wort hab ich vor meinem 30 Lebensjahr auch nicht ausgesprochen und es dann - praktisch als Geschenk - von einer Kollegin gehört und in meinen Wortschatz übernommen.

Also inhaltlich ist das total klasse. Unverdauliche Reste werden ausgeschieden. Was sonst!

Sprachlich kann man damit spielen. Sprich mal Scheiseee mit französichem Akzent aus oder vielleicht gleich "merde". Da sind Spitzenrüschchen im Wort, total vornehm.

Und was passiert, wenn man sich vornehm (sein wollend) zurückhält? Man riskiert eine enorme Verstopfung. Der arme Darm. Die arme Galle. Der arme Magen, die zugeschnürte Kehle. Keine angemessene Verdauung. Blähungen und Leibschmerzen.

Ich hatte mal eine Auseinandersetzung mit meinem damaligen Hausmeister. Es ging um so existenzielle Dinge wie: auf welcher Seite der Wäscheleine bleibt ein Durchgang frei, rechts, mittig oder links. Er konnte nur grob poltern, ich konnte nur zurückhaltend antworten. - Bis mir einmal die Hutschnur riss und ich auch deutliche Worte fand. Ab da war Ruhe und Respekt.
"Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil."​
Das hat nichts mit unfein zu tun, sondern mit Angemessenheit. Im nachhinein denke ich, dass sich der Hausmeister mit meinen "feinen" Antworten veräppelt vorkam. Er hat sie nicht verstanden. Da war die Kommunikationsebene schlicht schief.
 
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