Ich wollte dich mit dem Wort lügen nicht verletzen. Ich weiß das du niemanden in einer bösen Art belügst. So meinte ich das nicht. Ich meinte es eher so das wir uns oft selber belügen. Aber es gar nicht merken. Tja, schwer zu beschreiben. Wenn man es nicht merkt ist es dann eine Lüge?Und schlängeln gibt es bei mir nicht. Der Typ Mensch bin ich nicht. Ich bin eher der Elefant im Porzellanladen. Leider. Es gibt noch andere Gründe, außer Bequemlichkeit, vorsichtig zu handeln. Im Gegenteil. Es gibt keine Lügen. Nicht eine einzige. Aber *Seufz*, das hab ich schon so oft gesagt. Es ist ermüdend.
Man lebt oft ein Leben und meint es ginge eben (gerade) nicht anders. Aber doch es geht anders, weiß nun aber auch nicht weiter wie man das erklären soll, vermutlich ist es ein Prozess, und wenn es an der Zeit ist ist es an der Zeit? Wie auch immer...
Ja, auch bei mir ist ein solcher Prozess im Gange. Ich erzähle es gerne und vielleicht wird damit auch klarer was ich meine...Ist ein solcher Prozess denn auch bei dir im Gange? Frage ich jetzt aufrichtig, ohne Hintergedanken und auch nicht böse gemeint. Auch du befindest dich ja in einer ähnlichen Situation. Du liebst auch einen anderen Mann. Ich verstehe aber, wenn du darüber nicht reden möchtest. Betrachte es als zaghaftes herantasten.
Bereits vor einem halben Jahr haben mein Mann und ich uns mehr oder weniger getrennt. Aber es fehlte eine abschließende Klarheit, mein Mann wollte plötzlich absolut nicht mehr darüber reden, habe es oft versucht, und ich war die ganze Zeit der festen Überzeugung ich könnte nichts tun, es liegt ja an ihm, kann ihn nicht zum reden zwingen, ich habe keinen Weg gesehen wie wir das irgendwie friedlich lösen können ... Aber das wollte ich, eine friedliche Lösung.
Tja, irgendwann habe ich gemerkt wie mich der Schwebezustand belastet. Es war nicht offensichtlich aber wurde mir immer mehr bewusst, und ich bekam den starken Wunsch nach Klarheit für uns weil ich das Gefühl hatte irgendwie festzustecken.
Da wurde mir nach und nach bewusst das ich sehr wohl meinen Beitrag zu diesem Zustand geleistet hatte. Ich hatte Angst vor der Veränderung, Angst einen Fehler zu machen, Angst mein Mann könnte aus seinem verletzten Ego heraus für mich oder die Kinder ungut handeln, Angst alles zu zerstören, uvm.
Mein Mann hatte auch seine Ängste und vermied daher das Gespräch, ich war innerlich immer unbewusst froh darüber, weil ich mich solange meinen Ängsten nicht weiter stellen musste und ihm die "Schuld" an dem Zustand geben konnte.
Verstehst du jetzt was ich mit belügen meine? Wir belügen uns selbst (und damit auch andere), verdrängen unsere Wahrheit,... damit wir uns und unsre Ängste nicht so genau anschauen müssen.
Und in dem Moment in dem ich mir für mich Klarheit verschafft habe, was ich wirklich will, meine Ängste, meine Schuldgefühle, angeschaut habe. Und WIRKLICH einen Schritt weiter gehen wollte - in Richtung MEINER Wahrheit - MEIN Leben - War es wie ein Wunder:
mein Mann hat das Thema plötzlich nicht mehr verweigert, im Gegenteil wir konnten offen darüber reden, er hat auch seine Ängste mitgeteilt, wir waren uns in diesem Gespräch so nahe wie schon lange nicht mehr. Wir lieben uns und diese Liebe durfte einfach fließen, es war ein sehr emotionales und ehrliches Gespräch.
Es war, als wäre in dem Moment in dem mir diese Dinge bewusst geworden sind, auch meinem Mann all das bewusst geworden.
Unser Gespräch lief in einer Art und Weise ab wie ich es nicht mehr für möglich gehalten hätte... Nie...
Mir wurde da so viel bewusst... Und es war auch wieder eine Bestätigung für mich wie sehr alles miteinander zusammen hängt und wieviel man bewirken kann in dem man sich einfach nur um seine EIGENEN Themen kümmert...
Wir projezieren unsere Themen so gut auf andere um sie nicht genauer anschauen zu müssen. Die Täuschung funktioniert perfekt, aber bringt uns nicht weiter...
Einen schönen Abend euch allen