Wer sind wir?

lasst mich euch dazu noch eine geschichte erzählen. ihr wisst, ich hab schon immer gern passende geschichten erzählt.... seit 2000 jahren...... ;)

ein gottesurteil
ein mann in reifen jahren, von zartem körperbau, den ausdruck hoher intelligenz in seinen zügen, ging an einem frühen sommermorgen durch die landschaft.
er hatte das städtchen, von dem er in heller mondnacht ausgegangen war, schon weit hinter sich, mehrere niedrige hügel überstiegen und gelangte nun an den saum eines
fichtenhains.
das nachtwachen, der warme morgennebel, der fichten, harzgeruch und die leichte körperliche bewegung erregten in ihm eine überaus wohlige stimmung, die sich immer deutlicher zu einern hocherregten geschlechtstrieb entwickelte. er ward ganz erfüllt vom wollüstigen drange; aber soweit er sah, war kein weibliches wesen zu erblicken.
während er im haine weiterging, spiegelte ihm eine von brunst aufgewühlte phantasie in reichster gestaltung schöne frauen vor, die er hier anzutreffen wünschte; alle, die er je gesehen, von denen er gehört, von denen er gelesen; zarte, junge, lebhafte, schmachtende, robuste sie alle zogen jetzt an ihm vorüber.
die geschlechtliche spannung war ihm beinahe unerträglich geworden. da trat plötzlich zwischen den bäumen ein weib hervor, einen holzkorb auf dem rücken.
wie ein blitz wirkte diese erscheinung auf den mann; das herz klopfte ihm so heftig, dass er das weib nicht anzusprechen vermochte, sondern stehenblieb und ihr herannahen erwartete. sie verstand ihn sofort, und ein schlau wollüstiger strahl schoss aus ihren heuchlerisch seitwärts gekehrten augen, der ihndurchbebte.
gleich darauf stellte sie sich gleichgültig, wünschte ihm ruhig einen guten morgen und schickte sich äusserlich an, vorüber und weiterzugehen; darauf packte der mann sie und riss ihr den korb mit einem ruck vom leibe.
"was wollt ihr denn von mir?"
er konnte aber vor erregung nicht sprechen, fasste das weib um den leib, warf sie aufs gras und sich auf sie. voll von nervenkraft, vermochte er aber selbst im heftigsten geschlechtsakte bei dem weibe sich nicht zu erschöpfen; und infolge der konvulsivischen tätigkeit seines ganzen körpers, bei der er diesem weibe sich weit überlegen fühlte, regte sich in ihm eine neue art von lust, die ihm als natürliche fortsetzung der früheren erschien.
"hier bin ich mit dieser person ganz allein," schoss es ihm durch den kopf, "niemand sieht mich, die ganze natur ist noch dunkel und trübe; es muss etwas gewaltiges sein, die hier ums leben zu bringen! um diese alte weibsperson kümmert sich ohnedies niemand; auch wird niemand erfahren, wer es getan hat, und es wäre doch ewig schade, jetzt nicht der stimme der natur zu folgen! denn die natur selbst ist es, die mich dazu treibt! geschehe, was da wolle, so ein augenblick kommt nie wieder. nein! das erlebt man nicht zum zweiten male!...
weib, ich werde dich ermorden!
"das auch noch?" erwiderte sie lachend. „jawohl, es muss so sein, es geht nicht anders!“ und dabei quollen immer mehr triebe in ihm auf; sie lachte noch immer, aber er begann eigentümlich zu grinsen und sie an der kehle zu drücken.
„steht doch auf von mir, ihr werdet mich wirklich töten!"
worauf er antwortete: "das will ich ja eben," und, während er ihren hals zusammenpresste, betrachtete er ihre züge mit gespannter neugierde.
die alte hatte nun zuerst einen schmerzlichen, dann einen flehenden gesichtsausdruck, dann einen vorwurfsvollen und zuletzt einen resignierten blick, den sie unverwandt auf den mann richtete und der diesen immer mehr reizte; und endlich lag sie, erstickt, als leiche da.
während der mann den regungslosen körper noch weite'r hetrachtete, verloren sich bereits seine früheren empfindungen und triebe; es war ihm jetzt völlig unmöglich, sich vorzustellen, was er früher gefühlt haben musste; und je länger er den leichnam ansah, mit desto grösserem erstaunen und entsetzen betrachtete er seine tat.
unterdessen war die sonne höher gestiegen, der nebel zerstreute sich, die natur wurde hell und klar, und er fühlte sich mit einem male wieder inmitten der menschlichen gesellschaft, er empfand ihre gebote und vernahm ihre drohungen. er liess nun nach kurzer überlegung die leiche am platze liegen und ging in fieberhafter aufregung rasch seines weges......
 
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noch ein bissi senf von mir zum thema..... ;)


nach der trauung
sie machten hochzeit, und während der trauung wechselten sie die ringe.
sie steckte ihm den ring an seinen finger.
das war in einem augenblick geschehen und ging einfach und glatt vonstatten.
er steckte ihr den ring an ihren finger, und hierbei ereignete sich aber etwas ausserordentliches.

als er ihr nämlich mit dem ringe nahekam, hatte sie noch züchtig die augenlider gesenkt, und ihr finger, ein schöner runder finger mit allmählicher und feiner zuspitzung, war sehr wenig gekrümmt und wie in weicher nachgiebigkeit hingehalten.
nun kam der bräutigam mit dem ringe an die fingerspitze, dicht bis zur berührung, heran; da hoben sich ihre augenlider um ein geringes, und sie blickte unter ihnen eben nur so weit hervor, um den ring zu gewahren. wie dann der ring an ihrem, unterdessen gerade ausgestreckten, finger weiter und weiter rückte, senkte sie wieder allmählich die augenlider, genau so weit, als nötig war, damit ihr blick dem ringe in jeder seiner lagen folgen und gewissermassen seine anwesenheit bestätigen konnte, bis er endlich an der wurzel ihres fingers angekommen war.

in diesem augenblick schlug sie plötzlich die augen auf, lächelte und sah dem bräutigam beseligt in das angesicht.
sie behielt nun den finger ganz gerade ausgestreckt und seine spitze reichte bis an die brust des mannes, was er nicht eher bemerkte, bis er sie leicht zu fühlen bekam.
da nun der mann zufällig etwas weiter zurückging, glaubte er, dass er den finger noch immer an seiner brust fühle. und in der tat war der finger länger geworden, und zwar in dem masse, dass er sich stets noch ein klein wenig in seine brust einbohren konnte; dabei war er jetzt bereits in energischer straffheit ganz gerade ausgestreckt.
das gefühl, das der mann durch den finger an seiner brust empfand, war durchaus nicht schmerzhaft, aber es wurde doch immer lästiger; es war eine art unangenehmen kitzels. er wollte daher den finger zur seite schieben; aber, siehe da, er war wie aus eisen, gerade ausgestreckt und nicht aus seiner lage zu bringen.

mochte nun der mann soweit wie nur immer sich von seiner frau entfernen, so verlängerte sich der finger stets bis zu ihm hin, war gerade und energisch ausgestreckt und behauptete sich an seinem platz, als ob er aus erz gewesen wäre; und der ring schob sich dabei von selbst immer so weit nach vorn, dass ihn der mann stets ganz deutlich vor sich sehen musste.
der finger gehörte ihm nun an, wie ein glied seines körpers; er drückte sich ihm immer in die brust hinein, zeigte ihm unaufhörlich den ring und verkürzte oder verlängerte sich, je nachdem der mann ganz nahe bei seiner frau stand oder ob er auf reisen noch soweit von ihr entfernt war.

:D :D :D
 
verdammt nochmal!

vielleicht sollte ich nicht so viele fenster aufmachen! *grummel*

der beitrag "nach der trauung" sollte eigentlich in den thread "heiraten ja oder nein"

hallo walter, oder einer von den mods - könnt ihr das verschieben? oder rauslöschen?

es wird auch ganz bestimmt nimma vorkommen.... :D :D :D
 
hihi jesus, was'n los?
grad bei 'ner trauung zugegen gewesen?

danach weíß so mancher gar nicht mehr wer und wo er ist...
:D


Liebe Grüße, Stephan
 
Christophe schrieb:
Schon seit gestern spukt bei mir so ein Gedanke herum.
Wer weiß eigentlich wirklich wie wir sind?

Sind es meine Gedanken oder meine Taten, die darüber entscheiden oder beides? Das letztere ist für mich natürlich am pausibelsten, jedoch:

Wenn ich mich zum Beispiel für einen guten Menschen halte aber oft destruktiv handle (ohne, dass es einem manchmal bewusst ist), so kann man dann behaupten man sei ein guter Mensch nur weil man sich dafür hält?

Oder, wenn man zum Beispiel dauernd destruktive Gedanken von Gewalt und so weiter hat jedoch trotzdem meist positiv handelt, ist man dann wirklich gut?

Und wer kann dann wirklich darüber entscheiden? Im ersten Fall können wir es nicht wirklich, da wir uns nicht ausreichend über unsere Handlungen klar sind und im zweiten Fall wissen die Mitmenschen nicht, wie man denkt.

Wie ist der Mensch nun? Würde mich mal interessieren was lhr dazu denkt.

Ich stelle die Frage "wer sind wir" in Bezug auf mich und ich stelle fest: Ich bin

Ich bin, mit allem was ich bin und jeder einzelen Ausdruck von mir kann mein Sein nicht wirklcih definieren, den jeder Ausdruck ist nur eien Facette des Seins. In der Facette steckt das ganze Sein, was aber nicht automatisch heisst, dass eine Facette gleich dem Sein ist.

Mein Gedanken und Taten mögen eine Facette sein...aber ich bin nicht meine Gedanken und taten, weil Gedanken und Taten vergänglich sind.

Ich bin auch nicht das, was andere Menschen von mir halten, denn das, was andere Menschen von mir halten, ist das Bild, was sie in mir sehen; also eine Projektion.

Ich bin auch nicht das, für was ich mich halte, sondern das, für was ich mich halte, ist dem ständigen Wandel unterworfen; also vergänglich. In der Bewertung: Ich bin gut, und trage im Schatten das Böse., Ich bin schlecht udn trage im Schatten das Gute. Man kann es drehen wie man will, ALLES steckt in mir.

Nun...ich bin...das drückt explizit mein Sein aus.

lg
Christian
 
Allerliebster Seelenflügel!

:danke: Du hast mir schon wieder aus der Seele gesprochen.
Du kannst Dir vielleicht vorstellen, wie gut das tut!!!!

:angel2:
kath
 
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tja liebe leute,

eigentlich sollte an der stelle von "nach der trauung", die fortsetzung von "ein gottesurteil" folgen, denn die "impulsiven" handlungen gehen ja noch sehr spannend weiter...
aber wie ich sehe, interessiert es eh niemanden.... (auch gut, so erspare ich mir eine arbeit....)

die gesamte geschichte sollte dem geschätzten leser verdeutlichen, dass selbst in den "anständigsten" menschen noch megamässige bestien wohnen, die ebenfalls nur ihren impulsen folgen..... ;)
 
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