Dem Gegenüber ins Wort fallen

Ich möchte behaupten, sehr viele kennen das gar nicht. Oft geht es den Leuten echt nur darum, *ihrs* abzuladen. Dann sollst du dich geschätzt fühlen, weil sie dir ihre Sorgen anvertrauen. Mittlerweile sehe ich das allerdings eher so, dass sie dir ihren Kram regelrecht aufs Auge drücken und nicht die Bohne danach schauen, wie es dir geht. Sind sie fertig, gehen sie nach Hause.
Also im konkreten Fall, bei mir, heisst das, dass ich eine Hand voll Menschen kenne, wo ein Ausgleich stattfindet (der Rest ist Familie *hehe).


Möglicherweise und auch erschreckenderweise hast du damit Recht. Vermutlich gibt es tatsächlich etliche Menschen, die noch nicht in den Genuss einer guten und fließenden Kommunikation gekommen sind. Weil das eben auch nur dann funktioniert, wenn beide gut zuhören können.

Prinzipiell unterscheide ich aber immer noch zwischen zwei Typen: Die etwas lebhafteren, vielleicht auch impulsiveren, die dir immer mal ins Wort fallen und dann aber auch letztlich zuhören, wenn es um dir wirkich wichtige Dinge geht. Und dir auch sonst zeigen, dass sie Interesse an dir haben.

Natürlich darf es sich dabei nicht um DIE Art von Dauerschwadronierer handeln, die Yogurette so gut beschrieben hat: bei denen man höchstes mal ein paar Wortbröckchen loswird wenn sie mal (für sie leider unvermeidlich :D ) nach Luft schnappen müssen. Manch einer würde sich da vermutlich schon gerne Kiemen wachsen lassen, um seine verbalen Dauergeschosse noch maschinengewehrartiger an den Mann oder die Frau zu bringen. Das geht echt gar nicht und tue ich mir auch keine zwei Minuten mehr an.

Wobei die ja eigentlich schon zum zweiten Typus gehören:

Die Energievampire, die einfach nur abladen wollen, dich zum Mülleimer umfunktionieren und dann als Dreingabe noch mit deiner Energie nach Hause gehen. Mit ersteren kann ich durchaus kommunizieren, immer mal wieder mit einem dezenten oder auch deutlicheren Hinweis, dass ich meinen Satz noch nicht beendet hatte, letztere hingegen kriegen bei mir keinen Zeh mehr zwischen die Tür.


Jedenfalls unterhalte ich mich natürlich auch am liebsten mit Menschen, die mir den Raum geben können, den ich ihnen auch gebe. Ich hab auch viel aussortiert. Und dabei auch vor dem Teil der Familie nicht Halt gemacht, der mich mehr frustriert hat als amüsiert. :)

Liebe Grüße, Nithaiah
 
Zuletzt bearbeitet:
Werbung:
:danke:

Ich habe heute beim Frühstück überlegt, wie ich es formulieren kann. Mir ist auch aufgefallen, dass das Thema langsam seine "Form" veränderte. Das machte mich traurig und ich wusste nicht, ob und wie ich darauf reagieren kann. Dann entschied ich mich, einfach noch etwas zu warten.
Ich finde es schön, dass Beiträge folgten, die den Themenverlauf wieder etwas "entspannten". In meinen Augen jedenfalls. Danke.

Für mich ist es eine tägliche Herausforderung, so zu reden oder zu schreiben, dass mein Gegenüber mich versteht. Ich mir dabei jedoch auch selbst treu bleibe. Das geht manchmal ziemlich daneben. ;)

Es gibt Situationen, da bin ich selbst erstaunt, wie mein Gegenüber reagieren kann. Je nach Stimmung folgte dann ein verbaler Schlagabtausch. Selten mit dem gewünschten Ergebnis. Heute ist mir klar geworden, dass zum Einen die Deutung der einzelnen Worte, die begriffliche Belegung, und zum Anderen, das was beim Gegenüber ankommt, geprägt durch seine persönliche Sichtweise, entscheidet, wie das Gespräch verläuft. Ob es ein gegenseitiges Verstehen gibt. Da hilft mir zu fragen, auch wenn ich mir manchmal dabei dumm vorkomme und mich ausgeliefert fühle. Zum Anfang war es sehr schwer für mich, das Fragen wieder zu lernen.
Ich möchte durch das Nachfragen erfahren, was im Gespräch in meinem Gegenüber vorgeht, wie er "tickt". Ich glaube, so kann ich auch ein Stück weit dazu beitragen, das Missverständnisse im Augenblick des Geschehens aufgelöst werden. Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass mein Gegenüber das ebenso will und "mitspielt". :)

Da ich dich nicht persönlich kenne, weiß ich natürlich nicht, wie ausgeprägt dieses ins-Wort-fallen bei dir ist. Aber eines weiß ich: Es ist wunderbar und auch sehr mutig von dir, dich damit auseinanderzusetzen. Und auch die Prägung zu erkennen die dahintersteckt. In dem Fall -wie so oft- die kindliche Familiensituation. Ich bin ein großer Fan von Ursachenforschung, das gebe ich gerne zu, vor allem, wenn es sich um tiefer liegende Blockaden handelt. Meistens führt man seine Stellvertretergeschichten genau so lange aus, bis man weiß was wirklich dahintersteht.

Das Nachfragen bei anderen, klar, wenn es dich weiterbringt, dann mach es. Es gibt übrigens auch Kommunikationsseminare (ich musste in meiner Zeit als Erzieherin mal ein solches mitmachen), die genauso aufgebaut sind: Jemand erzählt etwas, und der andere muss mitteilen wie es bei ihm angekommen ist und nachfragen ob es richtig angekommen ist. Jeder Satz musste anfangen mit den Worten "wenn ich dich richtig verstanden habe, dann meinst du...."

Dieses Seminar hat mir allerdings nicht allzuviel gebracht. Wesentlich interessanter fand ich dann schon später das Kommunikationsmodell, das eine Psychologin uns in der Umschulung vorgestellt hat, und in dem deutlich wurde, warum man Dinge auf vier verschiedene Arten verstehen kann, je nachdem, durch welche Brille man sie sieht, bzw. hört. Das ist ja auch eine
Erkenntnis von dir, die du oben schon beschrieben hast. Ich muss doch mal glatt schauen, ob ich das noch finde.

Ich denke ja, zum guten Zuhören gehört vor allem eines: Versuchen, den anderen zu verstehen, nachEMPFINDEN worum und wie es ihm geht. Weder muss das mit meinen Werten und Empfindungen übereinstimmen, noch kann ich seine Probleme lösen. Manchmal kann man gemeinsam eine Lösung finden, manchmal gibt es schlicht auch keine Lösung und der andere braucht einfach vor allem Raum, um über seine Gefühle zu reden und über das, was ihn so umtreibt. Mehr kann man dann nicht tun.

Jedenfalls, wie immer du es machst: Du wirst es schon richtig machen, an dem Punkt der Bewusstwerdung, an dem du jetzt stehst.

Alles Liebe auch für dich. :)
 
Prinzipiell unterscheide ich aber immer noch zwischen zwei Typen: Die etwas lebhafteren, vielleicht auch impulsiveren, die dir immer mal ins Wort fallen und dann aber auch letztlich zuhören, wenn es um dir wirkich wichtige Dinge geht. Und dir auch sonst zeigen, dass sie Interesse an dir haben.

Ich glaube, ich bewege mich überwiegend in diesem Bereich, mache jedoch auch "Ausflüge" in den Bereich des 2.Typs, den Du hier beschreibst. Wie bereits geschrieben, arbeite ich daran. :D
Ich habe hier bereits viele Tipps erhalten, die ich gern anwende und zur Umsetzung nutze.

Meistens führt man seine Stellvertretergeschichten genau so lange aus, bis man weiß was wirklich dahintersteht.

Das hört sich gut an.

Das Nachfragen bei anderen, klar, wenn es dich weiterbringt, dann mach es. Es gibt übrigens auch Kommunikationsseminare (ich musste in meiner Zeit als Erzieherin mal ein solches mitmachen), die genauso aufgebaut sind: Jemand erzählt etwas, und der andere muss mitteilen wie es bei ihm angekommen ist und nachfragen ob es richtig angekommen ist. Jeder Satz musste anfangen mit den Worten "wenn ich dich richtig verstanden habe, dann meinst du...."

Dieses Seminar hat mir allerdings nicht allzuviel gebracht. Wesentlich interessanter fand ich dann schon später das Kommunikationsmodell, das eine Psychologin uns in der Umschulung vorgestellt hat, und in dem deutlich wurde, warum man Dinge auf vier verschiedene Arten verstehen kann, je nachdem, durch welche Brille man sie sieht, bzw. hört. Das ist ja auch eine
Erkenntnis von dir, die du oben schon beschrieben hast. Ich muss doch mal glatt schauen, ob ich das noch finde.

Diese Art von Seminaren kenne ich auch. In abgewandelter Form ist ein Seminar im Bereich Verkaufstraining aufgebaut. Da bezieht es sich auf das Nachfragen beim Kunden, um dessen Bedürfnisse herauszufinden.

Ich glaube, Du meinst mit dem anderen Seminar die 4 Kommunikationsebenen??? Beziehungsebene, Sachebene, Appellebene und die 4. ist mir gerade entfallen. :D

Ich denke ja, zum guten Zuhören gehört vor allem eines: Versuchen, den anderen zu verstehen, nachEMPFINDEN worum und wie es ihm geht. Weder muss das mit meinen Werten und Empfindungen übereinstimmen, noch kann ich seine Probleme lösen. Manchmal kann man gemeinsam eine Lösung finden, manchmal gibt es schlicht auch keine Lösung und der andere braucht einfach vor allem Raum, um über seine Gefühle zu reden und über das, was ihn so umtreibt. Mehr kann man dann nicht tun.

Da stimme ich Dir zu. Wichtig ist das Miteinander im Gespräch. So können Beide voneinander lernen. Der, der ins Wort fällt, das Zuhören und der, der unterbrochen wird, z.B. das Kritik üben, um seine Bedürfnisse deutlich zu machen.

:umarmen:

Liebe Grüße
Elfenkind62
 
Da stimme ich Dir zu. Wichtig ist das Miteinander im Gespräch. So können Beide voneinander lernen. Der, der ins Wort fällt, das Zuhören und der, der unterbrochen wird, z.B. das Kritik üben, um seine Bedürfnisse deutlich zu machen.

:umarmen:

Liebe Grüße
Elfenkind62

Ist das bei dir evtl. so, dass du manchmal ein bischen Angst hast vor der Kritik deines Gegenübers?:)

Moinmoin^^ allen
 
Ist das bei dir evtl. so, dass du manchmal ein bischen Angst hast vor der Kritik deines Gegenübers?:)

Moinmoin^^ allen

Hmmmm..... Angst vor offener Kritik nicht. Da weiß ich, woran ich bin und kann damit umgehen, darüber nachdenken und meine Meinung und Sichtweise äußern. Ich akzeptiere andere Meinungen gern. Hat ja jeder ein Recht drauf, auf eine eigene Meinung.
Wenn mein Gegenüber nichts sagt und die Stirn runzelt oder das Gesicht dabei verzieht, wird mir manchmal unbehaglich. Ich frag dann nach, was los ist oder gerade in ihm vorgeht. Die Situation ist für mich somit "greifbar".

Manchmal "traue" ich mich das jedoch nicht. Dann wächst das Unbehagen und ich suche nach Begründungen für mich, die das Verhalten des Gegenübers verständlich machen. Und die suche ich, merke ich gerade, ausschließlich bei mir. Das ist irgendwie doof. :schmoll:
 
Na, dann hat dir dieser thread ja richtig was gebracht. Jede neue Erkenntnis ist doch super.:banane:
Hast du schon eine Idee bekommen, wie du das abstellen könntest, immer NUR bei dir zu schauen?
 
Wenn mein Gegenüber nichts sagt und die Stirn runzelt oder das Gesicht dabei verzieht, wird mir manchmal unbehaglich.

Hallo
Zum Beispiel runzle ich oft meine Stirn, wenn ich mich konzentriere oder sehr aufmerksam zuhöre. Meistens neige ich leicht meinen Kopf dabei.

Ein Stirn runzeln ist nicht immer ein Ausdruck von missfallen. :)

Gruß
CG
 
Zuletzt bearbeitet:
Prinzipiell unterscheide ich aber immer noch zwischen zwei Typen: Die etwas lebhafteren, vielleicht auch impulsiveren, die dir immer mal ins Wort fallen und dann aber auch letztlich zuhören, wenn es um dir wirkich wichtige Dinge geht. Und dir auch sonst zeigen, dass sie Interesse an dir haben.

Natürlich darf es sich dabei nicht um DIE Art von Dauerschwadronierer handeln, die Yogurette so gut beschrieben hat: bei denen man höchstes mal ein paar Wortbröckchen loswird wenn sie mal (für sie leider unvermeidlich :D ) nach Luft schnappen müssen. Manch einer würde sich da vermutlich schon gerne Kiemen wachsen lassen, um seine verbalen Dauergeschosse noch maschinengewehrartiger an den Mann oder die Frau zu bringen. Das geht echt gar nicht und tue ich mir auch keine zwei Minuten mehr an.

Wobei die ja eigentlich schon zum zweiten Typus gehören:

Die Energievampire, die einfach nur abladen wollen, dich zum Mülleimer umfunktionieren und dann als Dreingabe noch mit deiner Energie nach Hause gehen.

Es gibt noch eine dritte Variante und zwar diejenigen, die niemanden zum Reden haben. Und da der Mensch nun mal ein soziales Wesen ist, ist das Bedürfnis nach einem menschlichen Gegenüber vorhanden. Da wird eben jede Gelegenheit wahrgenommen. Was durchaus nachvollziehbar ist.

Sicherlich lässt sich so ein Mensch in die Kategorie: Energievampier zuordnen.

Wenn der Zuhörer in der Lage ist sich abzugrenzen, ist das weniger ein Problem - da nicht auslaugend.
»Nicht zur Verfügung stehen wollen« ist natürlich auch eine Option.

CG
 
Ich glaube, ich bewege mich überwiegend in diesem Bereich, mache jedoch auch "Ausflüge" in den Bereich des 2.Typs, den Du hier beschreibst. Wie bereits geschrieben, arbeite ich daran. :D
Ich habe hier bereits viele Tipps erhalten, die ich gern anwende und zur Umsetzung nutze.

Die Ausflüge in den Bereich des zweiten Typs dienen wahrscheinlich der Aufmerksamkeitszufuhr, die dir als Kind versagt geblieben ist. Irgendwie versuchen wir doch alle (unbewusst), unsere emotionalen Löcher zu stopfen. Jeder auf seine Art. Und wenn man sich weigert da hinzuschauen, dann automatisieren und verselbstständigen sich diese Manöver. Deshalb finde ich Bewusstmachung auch so wichtig. Und dass du dich damit selber nicht mehr gut fühlst, ist ein richtig gutes Zeichen.



Ich glaube, Du meinst mit dem anderen Seminar die 4 Kommunikationsebenen??? Beziehungsebene, Sachebene, Appellebene und die 4. ist mir gerade entfallen. :D

Jaaaa, genau die meinte ich. :banane:
Mal schauen, ob uns die vierte noch einfällt. *grübel* :D

Alles Liebe, Nithaiah
 
Werbung:
Es gibt noch eine dritte Variante und zwar diejenigen, die niemanden zum Reden haben. Und da der Mensch nun mal ein soziales Wesen ist, ist das Bedürfnis nach einem menschlichen Gegenüber vorhanden. Da wird eben jede Gelegenheit wahrgenommen. Was durchaus nachvollziehbar ist.

Natürlich war das keine differenzierte Unterteilung, sondern eine sehr grobe. Jetzt könnte ich aber auch ganz ketzerisch fragen, warum die Menschen keinen haben, der ihnen zuhört? Mal von gebrechlichen/kranken oder sehr alten Menschen abgesehen, versteht sich. Das ist dann natürlich nochmal eine andere Geschichte.

Sicherlich lässt sich so ein Mensch in die Kategorie: Energievampier zuordnen.

Richtig, letztlich schon.

Wenn der Zuhörer in der Lage ist sich abzugrenzen, ist das weniger ein Problem - da nicht auslaugend.

Ja, das stimmt. Auf die innere Abgrenzung kommt es vor allem an, dann könnte man theoretisch auch Stunden damit verbringen, ohne dass es anstrengend wäre. Diese Option muss man dann wählen, wenn man sich nicht entziehen kann, weil man z. B. beruflich mit den Menschen zu tun hat.


»Nicht zur Verfügung stehen wollen« ist natürlich auch eine Option.

Privat gesehen: Ja. Warum sollte ich auch?

LG Nithaiah
 
Zurück
Oben