die weltformel schlechthin / es gibt kein sein

esperanto

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guten morgen allerseits

heute morgen las ich auf spiegel.de ein interview mit dem wissenschaftshistoriker ernst peter fischer. der artikel heisst: "warum es keine weltformel gibt".

fischer antwortet da auf eine frage mit folgendem statement:
Fischer: Ich denke, wir kommen viel weiter, wenn wir uns klarmachen, dass es kein Sein gibt, sondern nur ein Werden. Platon hat sich auf das Sein konzentriert, insofern sind die heutigen Naturwissenschaftler mehr oder weniger Platoniker. Der eigentliche Entdecker der Wirklichkeit war jedoch Heraklit mit seinem Satz "panta rhei" - alles fließt. Weil wir aber nicht heraklitisch denken, schauen wir in die falsche Richtung.
quelle: www.spiegel.de
kurz darüber nachgedacht muss ich sagen: er hat vollkommen recht. es gibt kein sein.
oder?
nein, nicht ganz.
eigentlich ist das "sein" die weltformel schlechthin. es ist das einzig wirkliche! etwas anderes gibt es nicht.

können wir das "sein" erfahren?
ich denke jeder gedanke "ich erfahre..." liegt bereits in der vergangenheit.
das denken (oder das ich) kann niemals im "jetzt" (im sein) sein.
wieso? deswegen, weil der (ich-)gedanke immer vergangenheits (und zukunfts) abhängig ist.

was denkt ihr, kann daraus gefolgert werden?


liebe grüsse, esperanto



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das wirklich wirkliche ist die kunst als abbild deiner selbst
 
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esperanto schrieb:
können wir das "sein" erfahren?
Das "Sein" erfahren würde bedeuten, dass das "Sein" objektivierbar ist, dass es zu einem Erfahrungsgegenstand gemacht werden kann. Dann müsste es aber ein entsprechendes Subjekt geben, welches das Sein als Objekt erfährt, dieses Subjekt müsste vom Objekt getrennt existieren und könnte somit kein Teil des Seins sein. Folglich müsste es etwas sein, was nicht-ist, und das ist aus logischen Gesichtspunkten nicht möglich.

Der Gedankengang ergibt sich aus einer grundsätzlichen Falschperspektive, dass das Sein nämlich etwas wie auch immer "erfahrbares", etwas "objektivierbares" sei, was aber nicht haltbar ist. Der Akt der Erfahrung selbst ist logischerweise ebenfalls nichts anderes als Sein, überhaupt ist alles lauter Sein, darum kann Sein gar nicht erst "erfahren" werden. Das Sein ist uns noch viel näher, es ist so nahe, dass wir aus lauter Sein bestehen! Es gibt nur Null-Distanz zwischen uns und dem Sein.

Über das Sein kann darüberhinaus nicht nachgedacht werden, ohne neues Sein zu produzieren und damit das bestehende Sein zu verändern.

Um es kurz zu machen: Die Frage stellt sich nur dann, wenn sich jemand nicht als "Teil des Seins" versteht. Dahinter steckt also erneut eine Identifikation.
 
Wyrm schrieb:
das sein erfährt sich selbst, das is ja die spiegelei.
Ok, da kann ich zustimmen. Aber wenn das richtig ist, wie kannst du dann folgendes behaupten?
trennung gibz net
Wenn das "Sein sich selbst" erfährt, dann gibt es einen Erfahrenden und ein Erfahrenes (ich nenne die einfach Subjekt und Objekt). Und es läuft auf einen logischen Widerspruch hinaus, wenn ein Subjekt existiert, das kein Teil des Seins ist.

Fazit: Wenn du den ersten Satz ("Das Sein erfährt sich selbst") auch noch wegwirfst, dann gibt's keine Probleme mit der Sache. Die Probleme tauchen erst dann auf, wenn du diesen Satz nicht bloss als Phrase hinwirfst, sondern ihn ernst nimmst.

Ich halte es inzwischen für notwendig, jeden einzelnen dieser Sätze ("Alles ist eins, wir sind alle Gott, das Sein erfährt sich selbst, das wahre Ich ist Bewusstsein" etc. pipapo) mindestens einmal zu widerlegen um seine Unsinnigkeit aufzuzeigen. Sonst begînnen die Leute, wie hier im Forum, noch solch widersinniges Zeugs zu glauben.
 
Die Auslegung ist deshalb widersinnig, weil eine Auslegung nur genau dann erfolgt werden kann, wenn man trennt, denn erst wenn wir etwas trennen erst dann können wir anfangen zu analysieren und daher es auch dem anderem erst so verständlich, begreiflich, machen können. Genau hier treten dann auch die Fehler und Missverständnisse auf, die man selbst erliegen kann, oder viel wahrscheinlicher, die der andere erliegt.
 
Wyrm schrieb:
weil ich es so erfahren habe, deshalb behaupte ich das so :)

das subjekt ist das objekt
der/die erfahrende ist das erfahrene

ich denke das einzig wiedersinnige ist
die auslegung.

wahrheit ist einfach.

Du hast es erfahren ? Dann ist es jetzt Vergangenheit und nicht aktuell.
 
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