Ganz ehrlich: würdet ihr euch ein Organ transplantieren lassen, wenn eines von euren erkrankt ist?
Wenn es so weit ist, wenn man also ein Spenderorgan braucht, ist dann die Diskussion über Hirntod und alles drum und dran nicht mehr so wichtig oder wie seht ihr das?
Die Organentnahme aus dem Spender ist ja eine grausige Sache, der Hirntote ist ja ein Sterbender, erfolgt dabei eine Narkose? Wenn nicht, warum nicht? Schmerzmittel????
Hi robert,
ich würde mir sehr wahrscheinlich nichts transplantieren lassen. Ich würde aber Angehörigen niemals davon abraten.
Eine kritische Diskussion wird sehr häufig an Relevanz verlieren, wenn sie plötzlich vom Krankenbett aus geführt wird.
Ich kann verstehen, dass Außenstehende das als grausig empfinden.
Was verstehst du unter Narkose?
Nehmen wir ein Beispiel:
75 Jahre alter männlicher Patient kommt mit Hirnblutung ins Krankenhaus. Der Patient kommt auf die Intensivstation, wo sich der Zustand als therapieresistent erweist. In einer Notoperation versucht man das Gefäß im Gehirn zu verschließen, indem man eine Sonde versucht über die Beckenarterie bis ins Gehirn vorzuschieben. Dieser letzte Akt der Verzweiflung scheitert durch den Zustand der Gefäße des Patienten. Die Operation bleibt erfolglos.
Zu diesem Zeitpunkt, höchstwahrscheinlich schon ab Aufnahme auf der Intensivstation liegt der Patient im künstlichen Koma. Er ist intubiert und wird beatmet. Zunächst hält ein Medikamentencocktail das künstliche Koma aufrecht.
Die zunehmende Abnahme der Gehirnaktivität beeinträchtigt zunehmend die gesamte Organfunktion des Körpers. Der Patient rutscht in einen Schock. Die Innenwände der Gefäße beginnt sich aufzulösen, wodurch Flüssigkeit beginnt ins Gewebe einzuwandern. Der Patient beginnt aufzuquellen. Durch den Volumenmangel im Gefäßsystem fällt der Blutdruck und damit reduziert sich die Organdurchblutung weiter, was die Situation weiter verschlechtert. Der Puls steigt. Kurze Zeit später kann der Blutdruck nur noch durch Medikamente aufrechtgehalten werden. Das bedeutet der Blutdruck reicht im Moment aus um die Organe noch einigermaßen zu durchbluten. Der Vorgang des Volumenverlustes - jeder Schock ist letztlich ein Volumenmangelschock erfordert immer höhere Dosen der Medikamente, die den Blutdruck stützen.
Diese Geschehnisse ereigneten sich in einem Zeitraum von 6 Tagen, gerechnet ab dem Abend, an dem die Frau den Notarzt rief, weil ihr Mann, nachdem er unter Kopfschmerzen zwei Aspirin zu sich nahm ins Bett gegangen ist und schließlich vollkommen orientierungslos mit Lähmungserscheinungen erwachte. Innerhalb dieser 6 Tage wurde das Gehirn von verschiedenen Teams regelmäßig auf seine Funktion überprüft. Ohne medizinische Versorgung wäre der Mann binnen Stunden verstorben, verloren war er eigentlich bereits als die Notoperation bzw. der Versuchte Gefäßverschluss über die Leiste scheiterte, weil man anders nicht an den Blutungsherd kommen konnte, ohne so viel "Flurschaden" anzurichten, dass der Tod durch die Operation eingetreten wäre.
Der Zeitpunkt der Organentnahme befinet sich irgendwo zwischen Hirntod und dem Punkt, an dem der Kreislauf nicht mehr Medikamentös gestützt werden kann. Um auf deine Frage nach der Narkose zurückzukommen. Diese findet ab dem Zeitpunkt statt, an dem der Patient ins künstliche Koma versetzt wird.