Wie immer weiss eigentlich (ausser Cultbuster) keiner so richtig Bescheid. Aber abgelehnt wird's trotzdem von vornherein. Das nennt man Gehirnwäsche: Von den Scientology-Gegnern wird man so lange gehirngewaschen, bis man - ohne auch nur die geringste Ahnung von etwas zu haben - sofort zusammenzuckt, und dann die Axt schwingt, wenn auch nur der Name fällt. Ein gehirngewaschener Mensch ist einer, der zuerst reagiert, und danach auch nicht mehr nachdenkt.
Also: Scientology ist schwierig einzuordnen. Ich würde sie als Sekte bezeichnen, da sie wohl die Mehrheit der dafür nötigen Kriterien erfüllt. Sie selbst bezeichnen sich als Religion, aber ich glaube, dieser Begriff ist etwas weit hergeholt.
Der Kern ihrer Lehre ist, dass der Mensch aus Gründen, auf die noch näher eingegangen werden müsste, nicht seine volle Kapazität lebt. Er ist ängstlich und vegetiert ziemlich dumpf dahin. Ein Mensch, der aus diesem Zustand befreit wurde, wird als "clear" bezeichnet. Er ist klar, also befreit von all den Neurosen und Komplexen, die den Durchschnittsmenschen ausmachen. Um diesen Zustand - "clear" - zu erreichen, bedienen sie sich hauptsächlich einer Methode, welche sie "Auditing" nennen. Bevor man diesen Zustand erreicht, gibt es diverse Stufen (und es werden immer wieder neue zusätzliche Zwischenstufen eingeführt), die man durchläuft. "Clear" bedeutet, dass du einen befreiten Geist - in Scientology-Sprache "Thetan" genannt - hast, also alles denken, fühlen und empfinden darfst, ohne sofort Ängste und Komplexe deswegen zu haben.
Ein Auditing besteht darin, dass du an einem (vereinfacht gesagt) Lügendetektor angeschlossen wirst. Dann gibts eine Person, der Auditor, der dir Fragen über dich und dein Leben stellt. Das kann irgendwas sein, beispielsweise das Thema Geld, Arbeit, Job, Familie, Sexualität, Kinder, Religion, Ängste usw. Es wird dabei nach einem vorgegebenen Schema vorgegangen. Der Auditor kann mit dem Lügendetektor äusserst präzise feststellen, wo du versuchst, dich vor einer unangenehmen Einsicht zu drücken. Genau dort wird er nachbohren. Und zwar so lange, bis du aufgibst und die unangenehme Einsicht annimmst. Das ist psychologisch brutal, aber effektiv. Ein solches Auditing kann sich dabei über Stunden hinziehen. Das hängt davon ab, wieviel inneren Widerstand du der unangenehmen Einsicht entgegenhältst.
Grob gesagt ist das also eine äusserst effektive, aber ziemlich brutale Psychotherapie, nichts weiter. Quasi an der Seele mit einer Brechstange operieren. Sicher nichts für Leute mit schwachen Nerven.
Wenn du erst einmal "clear" erreicht hast, dann gibt es weitere Stufen darüberhinaus, die sogenannten "OT-Stufen". Wieviele es davon gibt, weiss ich nicht. Diese Stufen sind ziemlich fantastisch. Es wird behauptet, du könntest dadurch paranormale Fähigkeiten erreichen. Ausserdem wirst du auf diesen Stufen in eine Art "höhere Lehre" eingeweiht, voller Ausserirdischer, intergalaktischen Kriegen und dergleichen. Der Glaube ist, dass vor zig Millionen Jahren einst irgendwelche Ausserirdische die Seelen des Menschen (ihren Thetan) geknechtet haben. Durch das Auditing können sich die Menschen von dieser Knechtschaft befreien. Irgend sowas in der Art.
Das Problem ist, dass die Auditings und Kurse, die du nebst dem Auditing belegen musst, viel Geld kosten und du ungeheuer viele Kurse und Auditings brauchst, um jemals "clear" zu erreichen. Des weiteren ist das Problem, dass Scientology starken Druck auf Mitglieder auszuüben versucht, so dass sich viele Menschen von ihrem sozialen Netzwerk zunehmend abwenden und einzig noch mit anderen Sektenmitgliedern verkehren. Wenn du dann jemals aus Scientology austreten willst, ist es ziemlich schiwerig ohne jegliche soziale Kontakte ausserhalb der Sekte ein neues soziales Umfeld aufzubauen.
Übrigens gibt es eine beachtliche Anzahl Menschen, die aus Scientology austreten, sobald sie den Zustand "clear" erreicht haben.