Also mir hilft Schreiben ganz einfach bei der Kultivierung meines Audrucks und bei der Freiheit in der Wahl der Worte. Wenn ich z.B. früher etwas erzählen wollte, vor einer Gruppe von Menschen zum Beispiel, dann brauchte ich ein Inneres Gerüst, an dem ich mich entlang hangelte und ich benutzte für die Darstellung eines Sachverhaltes einen Wortschatz von sagen wir 3000 Wörtern. Wenn ein Zuhörer nun diesen Sachverhalt mit ganz anderen "Bildern" innerlich belegt hat als ich, dann werde ich ihn mit meinen 3000 Worten, die ich der Materie, die ich bespreche zuordne, nicht erreichen. Also muss ich meinen Bildapparat einschalten und mich führen lassen. Irgendwann ist dann der Punkt, wo mein Inneres Bild, das ich versprachliche, auch im Hörer da ist und dann sind wir auf einer Ebene. Optimalerweise haben ja alle das Gleiche Bild beim Aufnehmen von Informationen- ansonsten versteht man im Grunde immer nur sich selber, aber nie die Materie, um die es geht. Das sieht man ja hier im Forum sehr schön.
Ausserdem ist Schreiben für mich eine hervorragende Achtsamkeitsübung. Was ich sehr spannend finde ist, zu unterschiedlichen Zeiten in meinem Leben die gleichen Themen zu bearbeiten. Man kann ja so im Grunde sehr gut bemerken, wo es im eigenen Ausdruck wohl lang geht, denn man merkt, wie das Thema gleich bleibt, aber auch wie sich aber der Blickwinkel für das Thema mit und mit erweitert, je öfter man sich darauf einlässt.
Naja und als Drittes finde ich es eben interessant, die Worte zu beobachten, wie sie durch die Texte wandeln und was sie mit mir machen. ahkamelie hier hat mir z.B. deutlich gemacht, dass die Formulierung als Solche eine Sache sein kann, die entscheidet, ob mein Geist meinen Text nach dem Schreiben gedanklich nachbearbeiten muss oder nicht. Erst wenn die Formulierung wirklich akkurat mit dem Hier und Jetzt im Schreiber übereinstimmt, bleibt der Schreiber trotz textlicher Einlassung geistig frei. (das war wichtig für mich, denn ich war gewissermassen von beruflichen Gedankenthemen "besetzt"- ich äusserte mich auf der Arbeit und dachte dann abends über die Gespräche und ihre Wirkungen nach--> "Unsicherheit" im Ausdruck. Heute habe ich nicht zuletzt durch das Schreiben gelernt: anders formulieren und dann ist abends auch Ruh im Karton. Das Forum hier ermöglicht mir, meine geistigen Pendelbewegungen einmal zu verschriftlichen und dann zu lesen, wie Themen in mir lebensgeschichtlich verbunden sind und was meine Ganzheit an der Durchdringung des Themas hindert.)
Schreiblustige, -lüsterne, -lastige, aber nicht lasterhafte Grüsse, wenngleich lustvoll,
Trixi Maus