So, nachdem es mein Job als Fundraiserin ist, mit Menschen zu sprechen, um Spenden für die verschiedensten Organisationen zu erhalten, möcht ich hier auch was schreiben, zum Teil auch zu den etwas älteren Einträgen.
Ich habe jahrelang an verschiedenste Organisationen gespendet (Pro juventute, Tierschutzorganisationen, Rotes Kreuz und noch einige andere..). Leider gab es bei allen irgendwann Berichte über Unregelmäßigkeiten, was meine Spendenfreudigkeit nachhaltig beeinträchtigt hat
.
Da, wo Menschen arbeiten, menschelt es. Dagegen gibt es kein Kraut.
Allerdings geh ich davon aus, das man nicht alle Wiener als Mörder sieht und schlechte Menschen, weil in Wien ein Mörder entlarvt wurde, oder?
Weil ein Mitglied der Familie Huber ein bekannter Einbrecher ist, sind nicht alle Mitglieder dieser Familie Kriminelle.
Ist verständlich was ich meine?
Das auch einmal in einer Organisation ein A...loch ist, bedeutet nicht, dass jetzt die gesamte Organisation a...lochmäßig handelt.
Wichtig ist vor allem, wie die jeweilige Organisation dann damit umgeht, wenn man draufkommt - oft sind sie es selber, die das aufdecken - dass da jemand innerhalb der Organisation unrechtmäßig handelt. Also, dass sie schnell reagieren und auch, so es möglich ist, interne Abläufe und ähnliches ändern, um einen ähnlichen Fall von vornherein auszuschließen.
Und klarerweise das auch einsichtig für von außen zu machen und es nicht deckeln und verheimlichen.
Das letztere ist allerdings zweischneidig, weil trotzdem dann viele denken, alle von der Familie Organisation sind Verbrecher, weil nicht differenziert wird.
Vll. erinnern sich noch welche, dass vor ein paar Jahren bei Unicef Unregelmäßigkeiten wegen Geldern rausgekommen sind. Große Empörung, besonders bei den Medien. Man hätte bei der Berichterstattung schon fast glauben können, Unicef ist eine Scheinorganisation und hat noch nie irgendwem geholfen.
Dennoch ist Unicef interessanterweise - und auch glücklicherweise - eher gestärkt aus dem Skandal rausgegangen.
Sie haben interne Abläufe geändert, interne Überprüfungsstellen eingerichtet, das Ganze völlig offen für Außenstehende untersucht und - sehr wichtig! - sich auch dazu geäußert. Das hat natürlich keinen solchen Wind in den Medien gemacht, weil ja "nix Böses" verbreitet werden konnte.
Die meisten der SpenderInnen sind damit jedoch überzeugt worden, und Unicef kann nach wie vor seine grandiose Arbeit weiterführen.
Für mich spannend war bei einer anderen Organisation, Save the Children, die auch extrem gut ist, der Umgang damit, dass rauskam, einige ihrer Mitarbeiter vor Ort - welches Land weiß ich nicht mehr - haben sich an Kindern vergriffen.
StC haben eine sehr gute Medienarbeit auf den eigenen Internetseiten, und hatten das
selber veröffentlicht. Es war intern aufgedeckt worden, und sie haben sofort reagiert, nicht nur im betroffenen Projekt Kontrollen eingeführt, sondern bei allen, die sie haben und unter anderem damit, dass sie es eben auch selber den SpenderInnen mitgeteilt hatten.
Medienecho? So gut wie gar nix. War uninteressant. Vll. auch deswegen, weil die Organisation sich selber geöffnet hat. Da ist es ja uninteressant, weil man so schlecht mit dem Finger zeigen kann und rufen "böse böse böse".
dazu muss mich niemand erinnern oder gar auffordern. so sehe ich das.
Das ist eine legitime Einstellung und es ist toll, wenn jemand von sich aus spendet.
Die Erfahrung zeigt jedoch, wenn Organisationen, keinerlei Aufrufe oder auch nur sehr wenige machen, dass die Spenden zurückgehen. Und zwar ruckzuck, ganz schnell, weil sie schlicht von den meisten vergessen werden.
Auch bei Hilfsorganisationen gilt der Spruch "Wer nicht wirbt, der stirbt". Und da sterben eben nicht nur die Organisationen in so einem Fall sondern ganz konkret echte Menschen mit Namen und einem echten Leben.
Sehr oft höre ich auch das Argument, dass viele Organisationen eben für Werbung Geld verplempern ... also die vielen Briefe, aber auch Plakatwände, Werbeschaltungen in Radio und Fernsehen.
Zum einen - ja, dafür wird Geld ausgegeben. Damit werden immer wieder Menschen erreicht, die dadurch angeregt werden, die jeweilige Organisation zu unterstützen und damit eben auch weltweit Menschen/Tieren/der Natur - je nachem, welche Orga - zu helfen und sie zu unterstützen.
Zum anderen sind diese Werbemöglichkeiten jedoch immer günstiger, als wie sie normale Firmen oder normale Menschen erhalten würden.
Auch Druckereien, Werbefirmen(Plakatwände), Fernseh- und Radioanstalten werden nämlich von Menschen geführt. Und auch diese wollen sehr oft spenden.
Und sie spenden dann in einem hilfreichen Rahmen wie z.B. günstigeren Druckkosten. Oder Werbeplatz auf Plakatwänden, die ja nicht immer ausgebucht sind, werden zu Zeiten, wo kein zahlender Kunde diese gemietet für NGOs zur Verfügung gestellt oder auch zu Minimalstpreisen. So ist das auch mit Werbeplatz bei Fernsehen und Radio.
Also nicht immer vom Schlimmsten ausgehen, sondern eher das Positive sehen, dass Menschen in vielen Bereichen und Branchen sich gern einsetzen, um zu helfen.
Bei den vielen Spenden, müsste ja eigentlich jedem schon geholfen sein. Das ist aber nicht der Fall...
Bei dieser Aussage stellen sich mir die Haare auf.
Derzeit sind in Ostafrika
13 Millionen Menschen dabei, ums überleben zu kämpfen.
Das sind immer noch Betroffene der Dürren, die in den letzten Jahren 6 afrikanische Länder heimgesucht haben.
Die meisten hier bei uns haben davon im letzten Sommer gehört und wahnsinnig viele haben darauf reagiert.
Nur - deswegen ist das Land jetzt nicht auf einmal fruchtbar geworden. Wegen Spenden fällt kein Regen und verwandelt ausgedörrte Landstriche in wogende Wiesen und Felder.
Letztes Jahr war in den Medien von einer sagenhaften Dürre die Rede ... aber die ist ja nicht vom Himmel gefallen. Die hatte sich schon die Jahre davor abgezeichnet, durch Ausfälle von Regenzeiten bzw. minimalen Regen, wenn denn einer fiel. Dadurch sind Felder immer unfruchtbarer geworden bis dann letztes Jahr schließlich die Grenze erreicht war und gar nix mehr ging.
Verhungert und verdurstet sind schon vorher Leute.
Dazu kommt, dass die Lebensmittelpreise in diesen Ländern rasant gestiegen sind - zwischen 80% bis 200%(in Somalia). Mehr Geld hatten die Leute aber auch nicht. Wenn eine 6 köpfige Familie aber nur soviel Geld hat, dass für jeden grad mal täglich 100 g Reis o. Bohnen möglich sind, dann ist Schluß mit Überleben.
Und jetzt überlegen wir mal, wieso mit den vielen Spenden noch nicht mal die paar Menschen(13 Millionen) die eigentlich nur in einem kleinen Teil eines Kontinents betroffen sind, schon wieder auf den Beinen sind, fruchtbare Felder haben und keine Hilfe nötig haben.
Von den anderen Millionen am restlichen Kontinent, die am und unterm Existenzminimum "leben" müssen oder die in Südamerika, Asien, etc. ihr Dasein fristen, reden wir erst gar nicht.
Das wird noch Jahre wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis da alles auch nur so einigermaßen läuft. Und das nur, wenn man davon ausgeht, dass eben keine weiteren Katastrophen wie extreme Dürren passieren. Und wer glaubt tatsächlich, dass diese jetzt wegbleiben?
Darum wird von Hilfsorganisationen nicht nur an der momentan dringenden aktuellen Versorgung mit Nahrungsmitteln, Trinkwasser und anderen Hilfsgütern gesorgt, sondern auch mit Blick auf die Zukunft an Projekten gearbeitet, die zukünftige Dürren abfedern sollen. Das sind dann zum Beispiel Schulungen in Wassermanagement, Abgabe von resistenterem Saatgut und das Erlernen von Tröpfchenbewässerung, der Bau und die Instandhaltung von Regenwasserspeichern, die den gering fallenden Regen optimalst ausnutzen.
Und das immer in Einbeziehung der Bevölkerung, damit sie wieder selbstständig werden und auch ihre Würde behalten.
Die gestiegenen Lebensmittelpreise sind übrigens weltweit ein Problem. Ebenso in Südamerika, in Asien, etc.
Und die verdanken diese Menschen der westlichen Zivilisation. Lebensmittelspekulanten uuuuuuuuuund dem Trend zum Biosprit. Wird Mais für Biosprit angebaut, bekommen Landwirte mehr Geld, aber als Lebensmittel fällt der weg. Und verteuert natürlich auch den Mais, der dann noch als Lebensmittel verkauft wird.
Bitte mitdenken!!!
Zum Spenden selber ...
Es ist intelligentes und effizientes Spenden, wenn man sich auf eine oder wenige Organisationen konzentriert, und diesen lieber regelmäßig und somit planbar spendet, wenn einem das möglich ist.
Es gibt da auch kein zuwenig.
Wenn wer nicht mehr kann, wie einer Organisation einmal im Jahr 10 Euro als planbare Spende zukommen zu lassen, der ist da schon dabei.
Ob man monatlich, vierteljährlich, halbjährlich oder auch nur einmal im Jahr immer einen bestimmten Betrag geben kann, kann sich sicher sein, dass er damit mehr gibt, wie nur diesen Betrag.
Damit gibt er planungssicherheit und finanzielle Sicherheit für laufende Projekte.
Außerdem ist es dieses Geld, dass den Einsatz in Katastrophenfällen sofort möglich macht, weil das Geld ja schon da ist und nicht abgewartet werden muß, dass aufgrund von Medienberichten die Menschen zu spenden beginnen.
Gutes Beispiel dafür ist die Organisation nph und Haiti.
nph ist eine katholische Hilfsorganisation - ich bin nicht so kirchenfreundlich, sei dazu gesagt - die ein spitzenmäßiges Konzept in 6 südamerikanischen Ländern durchführen.
Unter anderen Ländern ist nph aber auch schon seit 22 Jahren in Haiti tätig. Was sich als mehr wie hilfreich erwies, wie vor 2 Jahren das Erdbeben war.
Das einzige Krankenhaus, dass in Port-au-Prince das Erdbeben überstanden hatte, war die Kinderklinik von nph. Dadurch waren sie die einzige Anlaufstelle für die Not- und Erstversorgung. Ohne nph häts dort zu dem Zeitpunkt kein Krankenhaus gegeben!
Sie konnten auch relativ schnell Hilfsgüter verteilen, weil sie eben auch vor Ort Lager hatten.
Wenn sich manche erinnern, gestaltete sich ja die Einbringung von Hilfsgütern damals als extrem schwierig, sodaß natürlich Organisationen, die bereits vor Ort waren und gefüllte Lager hatten - was nur möglich war, dadurch, dass eben dies durch regelmäßige Spenden finanziert war - zumindest an ihren Standorten Menschen helfen konnten.
Haiti - das schon vor dem Erdbeben mit das Armenhaus der Welt war - ist im übrigen heute noch völlig am Boden, nur kräht kaum mehr ein Hahn danach, denn es ist ja schon so lange her.
Derzeit ist immer noch Choleragefahr - so gut wie kein Zugang zu sauberem Trinkwasser für den Großteil der Bevölkerung - und Unterernährung ein Thema.
Auch da sind planbare Spenden wesentlich, um Projekte am laufen zu halten und eine Struktur aufzubauen, die der Bevölkerung ermöglichen, sich selbst zu helfen.
(fortsetzung folgt ...)