Hi Ann,
Hm, das ist nicht einfach zu beschreiben. (Am besten, du nimmst einfach mal an einem Satsang teil. Vergleiche
diese Seite, da findest du ganz viele Satsangfritzen. Wenn du deren Terminkalender checkst, findest du sicher jemanden, der irgendwann mal in der Nähe von dort, wo du wohnst, ein Satsang hält. Das ist aber KEINE konkrete Empfehlung - du musst selbst entscheiden, ob du sowas tun willst, und wer dich anspricht.)
Ich versuch's mal zu beschreiben: Das erste Mal hab ich sowas erlebt, als eine Nonne (tib. Buddhismus) in Bern ein Gesangskonzert gab, wo sie traditionelle, religiöse, buddhistische Gesänge vorsang. Die Frau tat überhaupt nichts besonderes, sie sass einfach da und sang, völlig ohne jegliche musikalische Begleitung. Aber sie hatte einfach eine umwerfende Ausstrahlung, oder zumindest etwas, was wir im allgemeinen als "Ausstrahlung" bezeichnen. Es ging eine fast vollkommene Ruhe von ihr aus, eine Freundlichkeit und ein innerer Friede. Ich kontrollierte den Raum, weil es mich interessierte: Überall lächelten die Menschen unwillkürlich. Alleine die Anwesenheit der Frau bewirkte oder öffnete etwas in einem, und da das in allen gleichzeitig geschah, bewirkte das eine Atmosphäre ruhiger Konzentriertheit.
In dieser Atmosphäre ist es SEHR viel einfacher, an Schattenseiten heranzukommen, an die du normalerweise kaum rankommst, weil sie viel zu tief begraben sind. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass nicht selten Menschen im Satsang derart emotional aufgewühlt sind, dass sie in Tränen ausbrechen. (Natürlich kann man jetzt wieder einwenden, das sei halt so eine Art "trendy" - aber dann kann man wiederum sagen, dass niemand, der nicht will, an sowas teilzunehmen braucht. Es ist schliesslich freiwillig.) Ein guter Satsanggeber wirkt katalysatorisch durch seine Anwesenheit. Im Grunde braucht er gar nichts zu tun oder zu sagen, alleine seine Anwesenheit reicht aus, um eine Wirkung zu entfalten - sofern du als Anwesender es denn zulässt. Die innere Bereitschaft ist wichtig, was aber wiederum nicht heisst, dass du alles schlucken musst und alles zu glauben hast.
Es gibt in der Satsangszene nämlich auch Trends, die ich nicht begrüsse, etwa eine gewisse Tendenz des "Wissenden vs. Unwissende". Der eine hat's, die anderen haben's nicht, würden es aber gerne ebenfalls haben. Und der, der's hat, behauptet konsequent, es gäbe keinen Unterschied zwischen ihm und den anderen (das gehört zum guten Ton in der Satsangszene). Das ganze ist ein bisschen theatermässig einstudiert. Darüberhinaus sind nicht wenige von ihnen ziemliche Schauspieler, Samarpan ist ein ziemlicher Clown in meinen Augen. Ich habe den Eindruck, offenbar wissen die meisten, die Satsang geben, überhaupt nicht, warum sie ihre Wirkung entfalten, und alles, was sie sagen, ist völliges Blabla. Das ändert aber alles nichts daran, dass sie eine Wirkung entfalten. Es liegt am Ende an dir, ob du etwas mitnehmen willst oder nicht.
Des weiteren ist es üblich, den sogenannten "Mind" (dt. ungefähr "Verstand") als die Quelle alles Bösen hinzustellen. Schalte den Mind aus, und du bist perfekt, so ungefähr das oft runtergebetete Mantra. Dass der Mensch als Mensch eben immer auch ein denkender Mensch ist, das wird dann einfach unter den Tisch gewischt. Der "Mind" ist in meinen Augen keineswegs böse, sondern es ist die ausschliessliche Identifikation mit ihm, die Probleme bereitet.
Greetz fckw