Hallo Simi,
ich sag' jetzt mal ganz geradeheraus: Was mich an deinem ersten Posting sehr störte, war die Spiegelungstheorie. Aber: das ist mir jetzt im nachhinein erst aufgefallen. Beim ersten Leben vor ein paar Tagen habe ich mich einfach angewidert von diesem Posting abgewandt und wollte damit nichts weiter zu tun haben.
Jetzt sagt natürlich jeder brave und moderne spirituelle Sucher und Esoteriker unter euch: die Tante will ihre eigenen blinden Flecke nicht sehen, die will sich nicht sehen, wenn es um ihre Schwächen geht, die will nicht an sich arbeiten. Weiß ich.
Ich habe mich wirklich und wahrhaftig jahrelang mit dieser Spiegelungstheorie auseinandergesetzt und muss sagen, für mich stimmt das so nicht. Nicht, dass es nie und für keinen Menschen stimmt. Aber man kann einfach nicht zu jeden Menschen, der irgendein Problem zwischenmenschlicher Art schildert, sagen, dass alles, was er/sie an der anderen, für ihn problematischen Person sieht, genau das ist, was er an sich selbst mal dringend beobachten bzw. bearbeiten sollte.
Sicher gibt es manchmal Situationen, wo das tatsächlich den Nagel auf den Kopf trifft. Mich aber stört gewaltig, dass diese Beratertechnik, die so modern geworden ist, von vielen Menschen/Psychologen etc. einfach über jeden drüber gestülpt wird.
Beispiel: Meine Nachbarin. Sie rät mir jedesmal, wenn ich ihr erzähle, dass mein Hund, den ich vor zehn Monaten aus extrem lieblosen Händen erhalten habe (ist fünf Jahre alt) und der früher sehr geschlagen und herumgereicht wurde, irgendwelche Macken hat, - dass ich mal auf mich schauen solle. Der Hund, der arme, würde nur eine Botschaft an mich haben. Zum Beispiel, wenn er sich blutig kratzt. Die Botschaft lautet, du Frauchen, bis zu überlastet, du trägst zuviele Probleme und Sorgen mit dir herum und deshalb habe ich jetzt auch zuviel zu tragen. Also Spiegelung.
Im letzteren Fall halte ich es für gewaltig viel wahrscheinlicher, dass der Hund mir vorspiegelt, dass ihn frühere Besitzer schlecht behandelt haben. Und das war's.
Selbstverständlich achte ich auch darauf, wann er tatsächlich etwas Aktuelles widerspiegelt. Z.B. meine Tochter, die monatelang schlecht drauf war und immer, wenn sie mit ihm Gassigehen sollte, ihn dafür hasste, den armen Hund. Er wollte immer nicht mit ihr Gassigehen. Seit ein/zwei Wochen hat sie sich gefasst. Sie sagt jetzt selbst, dass sie sehr ungerecht gegen den Hund war. Auch wenn es nur in Gedanken war. Und nun mag sie ihn lieber und er geht mit ihr auch gerne Gassi.
Aber, wie gesagt. Solche Erlebnisse berechtigen mich nicht dazu, alle Probleme, die meine Tochter mit Mitmenschen hat, voll auf sie zurückzuwerfen. Es gibt auch grauenhafte Situationen mit Mitmenschen! Jetzt wirst du vielleicht sagen, nur wenn jemand ein Problem mit diesem Mitmenschen hat, die Spiegelungstechnik passt. Finde ich auch nicht. Ich kann ein Problem damit haben, sehr lieblos behandelt worden zu sein. Deshalb muss nicht ich selbst auch lieblos sein. Ich bin vielleicht einfach nur über die Maßen gestresst, möglicherweise habe ich zusätzlich auch noch andere Sorgen, dass alles ein bisschen zuviel wird.