Nein Blau, stimmt so nicht ganz.
Ich war vor geraumer Zeit im Grunde schwer beschäftigt mit einem recht komplexen IST-Zustand, nicht leidender Weise sondern auflösender Weise. Wie das geht, kann ich nicht wirklich sagen, drum sage ich nur: Liebe und Gebet.
Ich war also nicht wirklich offen und bereit für etwas Neues, habe aber trotzdem zugelassen, dass etwas Neues in mein Leben tritt. So bin ich eben. Ich lasse oft etwas zu, auch wenn es weh tut oder ich gar nicht wirklich die Zeit oder den Freiraum dafür habe, denn die Zeit in meinem Körper ist begrenzt und ich muss sie mir richtig einteilen. Aber ich habe auch keine Tür, die ich so einfach zusperren kann. Wie viele, die sagen: man muss sich distanzieren oder abgrenzen. Damit hatte ich schon immer ein Problem, weil ich eben keine Türe habe. Oder wurde sie mir mal eingeschlagen, ich weiß es nicht mehr so genau.
Aber das Neue, dass da in mein Leben treten WILL ist auch nicht uninteressant, denn das Neue ist es ja, was hier eintreten WILL, in meine Werkstatt. Nicht ich WILL zwingend in das Neue eintreten. Schließlich hab ich mit dem Alten noch genug zu tun. Und ich WILL dann aber doch auch gerne wissen WARUM will das Neue eintreten. Nicht brennend ist meine Neugier, aber doch vorhanden.
Auch nachdem ich dem Neuen oftmals zu erklären versuchte, dass ich eigentlich gar nicht wirklich offen bin für Neues, weil mich der alte IST-Zustand noch sehr beschäftigt, wollte das Neue gerne weiter eintreten, bohrte auch mitunter ein wenig in meinem alten IST-Zustand herum und das hab ich gar nicht so gern. Aber auch das lass ich in gewissem Rahmen zu.
Und die Reizstoffe, die das Neue verströmte, waren nicht ganz uninteressant. Ich sagte ja schon: Mein Fleisch ist schwach.
Bei mir herrschte bis gestern so eine Art Tag der offenen Tür. Jetzt lass ich mir aber bald wieder eine Türe einbauen.
Natürlich wende ich mich, wenn ich das Neue begrüße, auch ein wenig von meinem alten IST-Zustand ab. Das daraus entstehende Versäumnis (Liebe und Gebet) macht mich zwar manchmal ärgerlich, aber ich muss mich ja auch dem Neuen zuwenden, wenn ich wissen will, WARUM es eintreten will.
Ich glaube ich weiß es heute: Das Neue wollte von mir geliebt werden. Vielleicht irre ich mich, aber ich vermute stark, dass das Neue meine Liebe wollte. Das ist nicht ganz einfach, denn auch zur Aufarbeitung des alten IST-Zustandes brauchte ich bereits sehr viel Liebe und ich bin nur ein sehr gewöhnlicher Mensch und kann meine Liebe nicht so einfach wie Jesus oder Buddha nach allen Seiten verströmen. So ging in mir ein bisserl was kaputt, beim Eintritt des Neuen.
Im Moment flieg ich noch ein wenig hin und her zwischen Liebe und Hass, also zwischen "annehmen" und "ablehnen", weil es fast Schwerverletzte gegeben hätte, bei diesem Spiel. Und viel guter Arbeit am alten IST-Zustand ist zunichte gemacht, denn es war wie ein Krieg. Aber ich weiß, am Ende werde ich es lieben, das Neue, mit der selben Kraft wie ich das Alte geliebt habe.
Doch besitzen will ich weder das eine noch das andere.
Ich hoffe, man kann verstehen, was ich da geschreibt habe.