Hallo zusammen,
vielleicht ist meine Geschichte/ Meinung jetzt das krasse Gegenteil zu Shidos und daways Ansicht und Leben und doch möchte ich gerne was dazu sagen.
Dieses ich-bin-anders-als-die-anderen kenne ich auch, schon von klein auf. Im Kindergarten gings noch so einigermaßen, in der Grundschule wurde ich - wie man heute auf Neudeutsch sagt - das 1. Mal gemobbt. Für mich "einfach so", weil ich aufs Gymnasium gehen wollte und ein paar meiner "Freundinnen" das doof fanden. Obwohl ich nie eine 1,0-Schülerin oder eine "Streberin" war.
Doch für mich war das eine schlimme Zeit. Und ich begann da schon - das war in der 4. Klasse - mich zu fühlen als sei ich eben anders als die anderen.
Als Kind hockte ich oft stundenlang am Strand im Urlaub und hörte Erwachsenen beim Reden zu, auch wenn ich damals noch gar kein Italienisch oder so sprach, doch mit Kindern da reden fand ich einfach nicht spannend genug. So war das immer.
Im Gymi hatte ich dann das Gefühl, dass die anderen "Probleme" haben, die für mich irgendwie völlig unlogisch waren, also ich fragte mich, wie man denn so ein "Problem" bekommen könne bzw. was man denn daran als "Problem" sehen könne...ich hatte nie diese Probleme, diese berühmten Teeniedreiecksgeschichten oder sonst was, ich hatte mit 11 schon das Gefühl, den anderen 10 Jahre voraus zu sein.
In der Schule an sich war ich nicht wirklich auffällig, es gab Fächer, in denen ich mich leidenschaftlich reinhängte, in anderen hab ich mir mit Müh und Not eine (dt. - die Schweizer haben ja ein anderes Notensystem) 3 erlernt und wenns Knatsch mal mit einem Lehrer gab, was selten war, dann war das für mich quasi eine Grundsatzdiskussion, so nach dem Motto "wenn, dann aber richtig". War da irrsinnig penibel, was Gerechtigkeit anging.
Hab mich dann oft auf die Seite der Gemobbten oder der Außenseiter gestellt und komischerweise schadete das nie meinem "Ruf", ich wurde von den anderen Idioten genauso akzeptiert bzw. toleriert. Auch als ich in der Kollegstufe wirklich wohl eine Grenze dahingehend überschritten habe, aber für mich war es richtig und wichtig und es war mir wichtiger als eine gute Note zu haben. Wo mich andere später ansprachen und fragten, wie blöd ich denn sei, dass ich mich auf die Seite bestimmter Leute stelle und selber eins aufn Deckel krieg. Ja, so war ich nun mal.
Ich war auch extrem konsequent, habe auch Freundschaften beendet, weil meine Prinzipien darin nicht vorkamen. Damit hab ich oft Leuten vor den Kopf gestoßen.
War das Mysterium, weil ich als einzige von den Mädchen keinen gleichaltrigen Freund hatte und schon gar keinen vom Gymi. Obwohl ich nicht mal die hässlichste war, doch die haben mich nicht interessiert, das wäre mir wie Vergewaltigung jüngerer Leute vorgekommen. Mit 17 dann meinen (späteren) wesentlich älteren Freund kennengelernt. Und alles hat funktioniert, war genauso stinklangweilig oder auch nicht wie das, was meine Freundinnen zu erzählen hatten. Nur dass es bei mir irgendwie nie Drama gab. Naja.
Dieses gegen-den-Strom-schwimmen wurde mir oft so ausgelegt, als ob ich das absichtlich machen würde, weil ich mich besser fühle als andere. Was aber nicht stimmte. Mir ging es oft sehr sehr schlecht dabei. Und ich war oft wütend auf mich selber und fragte, wieso ich nicht einfach auch so beschissene Popel"probleme" wie meine Schulkameradinnen haben könnte, sondern nein, bei mir musste alles immer total anders sein.
Dann mit 19/ 20 wollte ich mich zwingen, so eine junge Person zu sein, wie es die ländliche Gesellschaft gerne hätte - und ich war todunglücklich. Wie oft fragte ich mich "WAS machst du hier eigentlich?????" Ein Jahr hielt ich das so aus, danach gabs nen Riesenknall und ich hab mit vielen Leuten gebrochen, doch ich fühlte mich einfach besser, freier, wie ich selbst.
Klar, ich ging gern weg und war auch viel unterwegs, aber ich trank bis 23 oder 24 keinen Tropfen Alkohol. Hat mich auch nicht interessiert, fand es unmöglich, wie sich v.a. alkoholisierte Mädchen benahmen.
Und wenn ne 18jährige 3 Maß Bier trinken kann und ohne Schlangenlinien läuft, ja...das fand ich einfach nur entsetzlich.
Daher wohl u.a. auch die immer älteren Männer, die hatten sich zumindest schon ihre Hörner abgestoßen und mussten sich nicht jedes Wochenende heillos zulaufen lassen. Es war auch nicht so, dass ich mir sagte, es MUSS ein älterer Typ sein. Doch jedes Mal, wenn ich jemanden kennenlernte und wir unterhielten uns super, Frage nach dem Alter ...da war Schock auf beiden Seiten da. Und ich hatte lange lange Zeit Mühe, das zu akzeptieren. Vor allem, weil ich sah, wie meine Eltern damit zu kämpfen hatten: die kleine Tochter und Prinzessin, was macht sie denn da nur? Will sie sich als unterwürfige Sexsklavin entwickeln? Ja...schwierig, zu wissen, dass man seine Eltern enttäuscht und doch nicht mit nem 18jährigen zusammen sein kann, weil man kreuzunglücklich ist. Ich kam mir immer vor wie seine Mutter. Und die Gesprächsthemen waren immer dieselben, egal, ob Gymnasiasten, Haupt- oder Realschüler. Es war für mich einfach sterbenslangweilig.
Mir sagte mal ne Frau, ich hätte einfach eine sehr weise alte Seele in mir, daher sei das so.... Keine Ahnung, ob das stimmt oder nicht. Hab mich auch nie damit weiter beschäftigt.
Versteht mich nicht falsch, ich sah und sehe mich überhaupt nicht besser oder toller als die anderen, für mich war das lange ein Konflikt.
Erst im Studium - was auch nicht so lief bei "normalen" Menschen - als ich allein lebte und merkte, wie sich mein Gehirn, mein Horizont auftat und "plötzlich" wusste, wer ich bin und was ich will, erst da ging es mir besser. Auch da verschwand meine Neurodermitis.
Wenn ich das so mit euren Geschichten vergleiche, dann ist wohl immer derselbe Nenner, dass man irgendwann mal akzeptiert, dass man eben so ist, wie man ist. Und mir ist es mittlerweile auch sowas von scheißegal, was andere Leute über mich denken.
Ich bin auch eine ganz schlechte Schauspielerin, wenn ich jemanden nicht leiden kann oder mich jemand schlecht behandelt, dann ist die Person für mich gestorben- Punkt um. Da gibts kein Revival und gar nichts. Mittlerweile bin ich so in mir gereift, dass ich keinen Krieg mit den Leuten anfange, doch ich ignoriere diese Leute und spreche kein Wort mit denen. Die sind mir dann nicht mal ein "Hallo" wert.
Werd ich auch oft kritisiert deshalb, aber damit kann ich umgehen. Ich denke mir, bei mir weiß man dann zumindest, woran man ist.
Denke, man kann sich ein Stück weit anpassen, doch man sollte das nur soweit tun, wie man sich dabei wohl fühlt.
Für mich ist z.B. ausgeschlossen, dass ich zurück nach Bayern gehe und mich dort als Gymnasiallehrerin verbeamten lasse (gut, müsste das Staatsexamen nachholen). So, wie ich momentan mein Leben führe, fühle ich mich wunderbar und es geht mir gut und ich mache das, was mir gefällt.
Auch wenn mir viele Leute sagen :"Mensch, dann bist du verbeamtet, hast nen tollen lockeren Job, was willst du mehr?!"
Boah...nein, ich will keine ständige Kontrolle und Überwachung und ich hab gemerkt, dass ich nicht dieser geradlinige Typ bin. Ich will keinen sicheren Job, bis ich tot umfalle. Auch wenn man mich damit für verrückt erklärt. Doch ich will das tun, was MIR gut tut.
Und trotzdem, Daniel, wenn es nur 1 poplige Prüfung ist, die dich vor einem Abschluss trennt, dann möchte ich dich ermutigen, das durchzuziehen. Du weißt NIE, wofür das mal evtl. gut sein kann. Du kannst doch immer doch das im Esoterikbereich machen, was dich interessiert! Vielleicht kann dir deine jetzige Ausbildung auch dafür mal wichtig sein.
Und glaub mir, ich hab auch mein Studium durchgezogen und 40% dessen, was ich gelernt habe, hat mich 0 Komma 0000 gar nicht interessiert. Aber mein Studium nach 4,5 Jahren hinschmeißen schien mir genauso dumm.
Sieh es als Motivation: wenn ich diese blöde Wirtschaftsprüfung (oder was es auch ist) bestehe, dann bin ich frei und kann tun und lassen, was ich will. Meinst du nicht, dass du das schaffen könntest?
LG, Frenchie