Heute wurde ich freundlicher Weise gefragt, wie es mir mit dem Umstand geht, dass Mutter jetzt schon über ein Jahr im Heim ist.
Schwere Frage, ich weiß es nicht.
Zum einen wurde mir bewusst, dass ich in den letzten Jahren völlig weltfremd geworden bin, zum anderen fehlt mir eine sinnvolle Aufgabe.
Jetzt müsste ich erst eine neue Aufgabe erfinden, häng aber schon seit einem Jahr im Grunde nur rum, lass die Tage vergehen und hab wahrscheinlich zu viel Zeit, mir um meine eingenen psychischen und physischen Defizite Sorgen zu machen. Gleichzeitig aber zu wenig Kraft, wirklich was dagegen zu unternehmen.
Ich geh jede Woche in die Trinkergruppe und hab jede Woche die selbe Angst vor dem Treffen. Und am Ende frag ich mich jedes mal, warum ich mir das antu... diese unnatürliche Situation, in der Menschen mit verschiedenstem sozialen Background und unterschiedlichsten Lebensmotiven zusammen sitzen und sich über ein zentrales Motiv - ihr Alkoholproblem - austauschen.
Dann fahr ich schnell nach Hause, sperr die Tür hinter mir dreimal zu und dann gehts mir wieder gut.
Anfang August war ich drei Tage mit Schlafsack und Rad im Burgenland unterwegs. Das war nicht schlecht, aber glücklich war ich erst wieder, als ich zu Hause angekommen bin und die Tür von Innen verschraubt habe.
Am allerliebsten aber sind mir die sechs Stunden des Tages nachdem ich meine Schlaftabletten genommen habe.
Gestern hab ich mal auf Anraten eines Freundes die Bilder der Verstorbenen von der Wand genommen.