Liebe
@Tugendengel,
danke für deine Deutung
Ich nehm dir nichts von dem, was du geschrieben hast übel.
Wir wissen beide, dass wir uns etwas entfremdet haben und nur mehr so nebeneinander herleben.
Das hat ja auch einen längeren Hintergrund... Nach Jahren mit dem erfolglosen Versuch schwanger zu werden, wollten wir nicht mehr, dass das Thema alles andere dominiert und haben uns darauf konzentriert, wieder andere Sinne in unseren Leben und unseren Alltag zu finden. Das war ja auch der Grund, warum ich im Jänner mit einer Umschulung angefangen habe, die ich aber neben meinen 40 Stunden Job mache, zu dem ich jeden Tag eine Stunde hin und eine zurück pendle. Und weil diese Schulung eben berufsbegleitend ist, ist sie dann immer an den Wochenenden (Samstag und Sonntag).
Wir wissen, dass es nicht optimal läuft zwischen uns und auch, dass wir dringend etwas tun müssen. Deswegen fahren wir in zwei Wochen auf Urlaub - bei diesem Urlaub ist jeden Vormittag (also an 6 Tagen) für 3 Stunden "Beziehungstraining" bzw. "Eheseminar" (ich kann es nicht besser beschreiben), an dem der Blick wieder speziell auf Ehe und Partner gerichtet wird. Und das wird uns auch gut tun, weil wir den Gegenüber in den letzten hektischen Monaten immer mehr aus dem Blick verloren haben.
Wir wollen das wieder ändern und auch aktiv daran arbeiten, dass wir uns wieder finden.
Ein bisschen geb ich ja auch mir selbst die Schuld an dem ganzen Dilemma. Ich bin einfach unglücklich. Ich bin unglücklich im Job, mit den Kollegen und dem Aufgabengebiet, ich bin unglücklich weil meine ganzen Freunde weggezogen sind oder Familien gegründet haben und ich nicht mehr in deren Leben passe. Ich bin einfach unglücklich und unzufrieden und diesen Frust hab ich oft an meinem Mann ausgelassen - was auch ein Grund war, warum wir uns entfernt haben. Er wollte nicht mehr angeblafft werden und ich wollte ihn nicht mehr anblaffen. Also haben wir die Kommunikation größtenteils eingestellt.
Und dass mich die Sache mehr belastet als ihn, stimmt sicher auch. Die ganzen Spritzen und Hormone und ständigen Untersuchungen musste ich machen. Und auch da war ich sauer. Ich war sauer, weil das alles nötig ist und es trotzdem keinen Erfolg bringt. Und weil ich ja auf irgendwen sauer sein musste, war ich halt auf meinen Mann sauer. Obwohl er ja nichts dafür kann, weil das Problem nur bei mir liegt. Und auch das ist gemein - ich war sauer auf ihn weil er nicht ein kleiner Teil des Problems war sonder das Problem nur bei mir liegt. Und da kann er ja auch nichts dafür.
Und das ganze Thema kam vor zwei Wochen aus mir raus und er wusste ja auch nichts davon. Wie auch, wenn ich nicht mit ihm darüber rede. Und dann war er sauer, weil ich ihn an meinen Gefühlen nicht teilhaben lasse. Also unterm Strich sind wir beiden sauer aufeinander. Und daran arbeiten wir gerade. Wir hatten wirklich mal eine stabile und solide Beziehung, tief und innig und irgendwo zwischen Kinderwunsch und Jobfrust haben wir das verloren.
Mir ist nur wichtig, dass wir trotzdem treu und loyal sind. Dann können wir solche Durststecken auch durchstehen. Und ich hoffe doch schon sehr, dass ich nicht an seiner Treue zu zweifeln brauche. Oder muss ich die Schlange mit der Sense wirklich als Affäre mit anschließender Scheidung deuten?