Natürlich, doch ist sie eingleisig, meint sie, man habe sich nur deshalb Götter erschaffen, um durch sie die beobachtbaren Phänomene erklären zu können. - Wie könnte eine andere Ansicht aussehen?
Nicht nur um beobachtende Phänomene zu erklären, auch um einen Teil der Verantwortung abzuschieben, wenn man unzufrieden ist oder generell einen Sündenbock zu haben.
Man ist krank/unglücklich/einsam/arm/gelangweilt -> Gott ist schuld
Man kann sich dann eingestehen, dass es die "Strafe" Gottes ist, weil man dieses oder jenes falsch macht oder dieses oder jenes Gebot gebrochen hat ODER es er/sie/es ist einfach „böse“ und den Menschen nicht wohlgesinnt. Und wenn es nicht der "böse" Gott ist, ist es ein Dämon oder ein Teufel oder sonst was.
Dieses Abschieben der Verantwortung bzw. das Suchen der Schuld bei anderen ist ein Gesellschaftsphänomen, das mir in letzter Zeit vermehrt und öfters aufgefallen ist (ev. war es schon immer da, dann hab ich es allerdings nicht wahrgenommen).
Und natürlich, denke ich, haben Menschen die Götter erschaffen, um Hoffnung zu haben. Man betet etwas an, opfert etwas oder wie auch immer und hofft auf die Gnade und die Wunscherfüllung.
Ich glaube ALLE Götter die irgendwann im Laufe der Zeit in irgendeiner Form existiert haben, waren für die Menschen damals wichtig. Und irgendwann, als sie nicht mehr so wichtig waren, wurden die meisten von ihnen einfach gegen neue ausgetauscht. Eigenschaften, die die Menschen noch "brauchen" konnten, haben sie dann einfach ihren neuen Gottheiten zugeschrieben, der Rest ist in Vergessenheit geraten bzw. durch lückenhafte Überlieferung heute nicht mehr so vorhanden, wie es ursprünglich war.
Ich denke, die alten Götter existieren trotzdem noch irgendwo zwischen den neuen Göttern weiter. Und ich denke, wenn man bereit dazu ist, kommt in einer Lebensphase in der wir einen Gott brauchen, ganz genau der Gott zu dir, den du in diesem Moment oder diesem Lebensabschnitt benötigst.
Für mich ist der Gottbegriff schwer. Es kann nicht „DEN“ Gott geben, der „EINE WAHRE“. Es gibt viele von ihnen, unzählige, die den Menschen mal gut und mal schlecht gesinnt sind. Und wie in einer jeden Gesellschaft, ist die Art und Weise, wie ein Gott mir gegenübertritt davon abhängig, wie ich dem Gott gegenüber trete. „Wie man in den Wald schreit so schallt es zurück“
Und da für mich dieser Gottbegriff dermaßen schwer zu fassen ist, kann man „Gott“ nach Belieben mit „Geist“, „Energie“ oder sonst was tauschen.