Produktives kann ich zum Thema nicht viel beitragen, weil es ist zu sehr mit meinen persönlichen Drogenerfahrungen verknüpft.
Die freie Entscheidung, sich sozial oder kriminell zu verhalten, ist keine Frage sondern eine Gegebenheit.
Jederzeit habe ich die freie Wahl, mich so oder so zu verhalten.
Wenn ich mich entscheide, aus Spaß, Laune und Gier einen alten Rentner auf der Straße niederzuprügeln und ihm seine 20 Euro zu klauen, dann darf ich auch damit rechnen, dass in irgend einer Weise mit mir verfahren wird.
Wenn ich mich als Vergewaltiger betätige, werde ich damit rechnen dürfen, dass irgendwie mit mir verfahren wird.
Kriminelles Verhalten aus Lustmotiven, Gewalttätigkeit und Raub scheinen mir kranke Verhaltensweisen zu sein, wobei ich Diebstahl aus einer Notsituation heraus ausschließe. Also wenn ich Hunger habe, aber kein Geld und mir eine Stange Wurst im Supermarkt klaue, dann ist das etwas anderes, als wenn ich einem Rentner unter Androhung von Gewalt das Geldbörsel einzieh.
Mit einem Mörder und Vergewaltiger werde ich irgendwie verfahren müssen und wahrscheinlich werde ich ihm mal die physische Freiheit entziehen, dass er vorläufig mal keine Gefahr mehr darstellt. Ich glaub, das ist mein gutes Recht.
Aber wie schauts aus mit seiner geistigen Freiheit? Ist eine Behandlung seines Gehirns legitim? Schwere Frage, wenn man den Spaß mal außen vor läßt. Vielleicht gibt es auch gute Ansätze haftbegleitender Therapie auf psychologischer Ebene? Je nach Persönlichkeit des kriminellen, wenn er offen dafür und zugänglich ist...
Und wenn nicht, medikamentöse Unterstützung .... eine Behandlung, in die er natürlich einwilligen muss. Nicht gegen seinen Willen.
Da fällt mir wieder der Thread mit diesem Lustmörder ein, wie hieß der doch gleich? Rolf Hagen? Wurde oder wird der nicht auch sozusagen chemisch behandelt? auf freiwilliger Basis?
Hat sich nicht Alex im Film auch freiwillig bereit erklärt, in den Versuch einzusteigen? Als Gegenleistung für die vorzeitige Haftentlassung?
Unabhängig davon, ob er sich über die Konsequenzen bewusst war oder nicht. Es kommt immer wieder vor, dass man sich für was entscheidet, dessen Konsequenzen man nicht vorher sehen kann.
Da dürfte der Hausarzt meiner alten Mutter nichtmal ein Beruhigungsmedikament verschreiben, weil das ist mit Sicherheit ein Tranquelizer und die Konsequenzen der Einnahme solcher Medikamente sind mitunter nicht unerheblich, weil sie die komplette Wahrnehmung und Informationsverarbeitung verändern.
Stell dir vor, du hast irrationale Ängste, die dich quälen. Dann nimmst du ein halbes Lexo oder Praxi wie auch immer - und die wahnsinnigen Ängste sind weg. Zumindest für ein paar Stunden brauchst du dich nicht mehr mit ihnen auseinander zu setzen und kannst unbeschwert in den Tag hinein laben. Alles massive Eingriffe ins Gehirn und in die Persönlichkeit.
Wichtig ist vielleicht, dass der Verbrecher gefragt wird, ob er an einem Experiment teilnehmen will. Und wenn man in ein Experiment einsteigt, dann ist es eben ein Experiment und dann weiß man nichts über seinen Ausgang. Sonst wäre es ja kein Experiment mehr.
Klar. Resozialisierung ist immer Gehirnwäsche, so oder so, und wird täglich praktiziert und ist immer da von nöten, wo ein Mensch entgleist der nicht fähig ist, sein eigenes Verhalten zu reflektieren.