Chiron stellt die Aufgabe sich bewußt zu werden, der Ganzwerdung, der eigenen Heilung nur durch Anerkennung des Unheils, der karmatischen Verwundung, der Analyse dieser Verwundung näher zu kommen. Das Lernen, Gut und Böse zu unterscheiden, auseinanderhalten zu können, das Lernen, die vielen Grautöne dazwischen bewerten zu können ist ein wichtiger Prozeß. Um Gut zu erreichen, muß man sich mit Böse auseinandersetzen. Am Ende so eines Prozesses werden aber weder Böse noch Gut das jeweils andere überwiegen. Ziel ist der Ausgleich zwischen beiden Polaritäten, die Verbindung der beiden YinYang-Hälften. Das Ziel ist, Karma anzunehmen, immer wieder und wieder. Ein guter Mensch wäre nicht gut, wenn er nichts böses im Außen und im Innen zu bekämpfen hätte. In jedem Mensch steckt beides, Gut und Böse und wenn man sich nicht mit Chiron's Verwundung konfrontieren will, nicht die Gründe, die Wirkungsweisen und Abläufe der Verwundung eruieren will, wird die Wunde brennen und schmerzen. Um eine Heilung zu erreichen muß der Analyse, der Diagnose eine Änderung der schadhaften Verhaltensmuster folgen. Chiron ist ein Innerer Führer, ein Symbol des Unterbewußtseins, des dem MC gegenüberliegenden IC.
Jeder die chironische Verwundung spürende Mensch hat auch das Potential zur Selbstheilung in sich. Dennoch wird die Wunde nicht heilen, sie ist karmatisch. Die fürchterlichen Schmerzen mögen sich durch die Selbstheilung auf ein Maß reduzieren, mit dem man leben kann. Vielleicht ist das Selbstheilungspotential aber auch so groß, daß es reicht, die Schmerzen gänzlich vertreiben zu können. Diese Menschen sind wahrlich chironische Individuen und damit selbst fähig, andere Menschen zu heilen. Chiron sagt uns vielleicht, daß in den Schmerzen eine größere Kraft steckt, die es auszuschöpfen gilt.
Chiron ist kein Dämon, den es auszutreiben gilt, denn wenn er sich zeigt, läßt er sich nicht austreiben, er ist karmatisch. Und da liegt ein wichtiger Punkt. Viele Menschen haben Angst vor ihrem Chiron und weichen ihm deshalb aus. Es ist sehr wichtig, zuersteinmal festzustellen, ob man von Chiron überhaupt berührt wird.
Chironische Persönlichkeiten, von Chiron berührte Menschen werden sich vielleicht in den obrigen Absätzen als solche bereits erkannt haben. Die letzten Zweifel sollten der Nachvollzug der bisher erlebten Chiron-Selbst-Transite und die Betrachtung der Häuser- und eventuell Zeichenstellung Chiron's im Radix beseitigen. Chironische Individuen erleben mit großer Wahrscheinlichkeit jeden Chiron-Selbst-Transit sehr intensiv und vielleicht jeden auf eine sehr einzigartige und dennoch irgendwie gleiche Weise. Die bedeutendsten Chiron-Selbst-Transite treten auf, wenn der laufende Chiron das erste Mal im Leben ein Quadrat zum Radix-Chiron eingeht und dann später die erste Selbstopposition und schließlich das zweite Selbstquadrat bildet. Auch die Chironwiederkehr verläuft bei chironischen Menschen nicht ohne bedeutende Ereignisse ab. Da Chiron's Geschwindigkeit je nachdem, in welchem Zeichen er gerade läuft sehr unterschiedlich ist, gibt es keine allgemeingültigen Jahreszyklen, wie bei Saturn, Uranus und den anderen Planeten. Mit einem Widder-Chiron erreicht man sein erstes Chironselbstquadrat erst mit etwa 18 Jahren, mit einem Waage-Chiron aber bereits mit etwa 7 Jahren. Bei sehr chironischen Menschen können auch die positiven Selbsttransitierungen Phasen chironischer, vielleicht schmerzlicher Aktivität hervorrufen.
Eine pauschale Angst vor Chiron ist unbegründet. Nicht alle Menschen werden von Chiron berührt und die, die Chiron berührt, die Chiron ihre Verwundung schmerzvoll spüren läßt, sind auch mit den chironischen Selbstheilungskräften ausgestattet. Sich zu überwinden, sich mit Chiron und der Verwundung auseinanderzusetzen, eröffnet neue Möglichkeiten, neue Sichtweisen über das Leben und es kommt das Wissen, die Bewußtwerdung um immer wieder angewandte schadhafte Verhaltensmuster und deren Kraft. Rückzug ist hier das Schlüsselwort. Rückzug von alten Verhaltensmustern, vielleicht der Rückzug von Menschen und oder Situationen, mit denen man immer wieder in Konflikt gerät.
Chiron ist der Schlüssel. Die Befreiung vom alten saturnisch-zwanghaft-außenschauend eingefangenen Leid liegt in der Befreiung der neuen uranisch-intuitiv-hineinschauend freigelassenen Kraft. Chiron ist eine divinistische Quelle der inhärenten, ganz individuellen Weisheit, die einem kein schlauer Lehrer, kein sich für unfehlbar haltender Wissenschaftler und kein subordinierender Religionsstifter vermitteln kann. Wer von Chiron berührt wird, sich Chiron öffnet und nicht verweigert, öffnet die Tür zur inneren, machtvollen Weisheit und kann das gefüllte Vakuum der persönlichen und individuellen Perfektion und Meisterschaft betreten und mit Leben, mit Luft füllen. Chiron ist der Schlüssel zur Heilung des Selbst und gar des Anderen.