Bert Hellinger: Der große Konflikt - Die Antwort

Christoph

Neues Mitglied
Registriert
15. Januar 2004
Beiträge
1.488
Ort
Kiel, Schleswig-Holstein (D)
"Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen", hat schon meine verstorbene Oma immer gesagt. Und viele werden da zustimmen, wenn sie diesen satz hören. Leider irrt, wer so denkt. Der Volksmund behauptet dies völlig zu Unrecht, wie Bert Hellinger in seinem neuesten Buch "Der große Konflikt - Die Antwort" erläutert. ´

Denn im guten Gewissen sind alle großen Kriege geführt worden und Milliarden Menschen dahin geschlachtet. Im guten Gewissen ist nicht nur Jesus ans Kreuz genagelt worden (ich meine den Menschen Jesus und nicht den Mythos der Christen - dazu mehr in einem extra Thread demnächst) sondern Afrika versklavt und im ebenso guten Gewissen haben die Deutschen die Juden als Volk industriell vernichgten wollen mit den bekannten schlimmen Folgen. In seinem neuesten wirklich "großen" Buch beschreibt Bert Hellinger, der derzeit umstrittenste - und nach meiner Einschätzung weiseste - Experte für die systemischen Zusammenhänge ethnischer Konflikte, auf bewegende und plausible Weise anhand von Beispielen die Hintergründe der großen Kriege und Konflikte. wieter zeigt er Wege und Bewegungen auf, die auf Versöhnung hin wirken und Frieden stiften können.

Ganz besonders bewegt mich, was dort über die neu entdeckten verschiedenen Arten von "Gewissen" zu lesen ist:
  • Das persönliche Gewissen, welches letztlich nur die Zugehörigkeit zu dem System, dem man angehört über die Gefühlswahrnehmung regelt und dies in Kategorien von "Guten" (die zum System gehören und überleben dürfen)und "Bösen" (die ausgeschlossen und "guten Gewissens" bekämpft, ja ermordet werden dürfen und nicht dazu gehören dürfen). Aus ihm heraus werden die Kriege und Konflikte geführt.
  • Das Systemgewissen, welches für die Einhaltung der zwei wichtigsten systemischen Gesetzmäßigkeiten sorgt: die Zugehörigkeit (keiner darf ausgeschlossen werden, egal was er getan hat) und den Vorrang der Älteren (wer länger da ist, hat mehr Rechte als wer kürzer da ist - so sind alle gleich, weil sie alle immer mehr Rechte bekommen, je älter sie werden). das Systemgewissen bewirkt auch die systemischen Verstrickungen, um den Ausgelich von Geben und Nehmen wieder herzustellen.
  • Das "große Gewissen" - vor ihm ist alles Eins und Gleich. dem "großen Gewissen hängen noch "das große Böse" (als die Kraft, die alles zerstört - siehe Naturkatastrophen) und "das große Gute" als Sinnbild der gößten schöpferischen Kraft im Universum. Diese Kräfte und das "große Gewissen" wirken ohne Ansehen der Einzelschicksale und alle sind vor ihnen gleich und ihnen gleich ausgeliefert.
Die gewissen sind hierarchisch angeordnet was ihre Wirkung angeht. Und vieleicht wirkt hinter all dem Gott. Ein anderer Gott als der, den die Christen und andere Weltreligionen sich aus ihrer Fantasie an den Himmel geworfen haben. Ein unfassbarer und unpersönlicher Gott, den wir uns nicht vorstellen können. Ein Gott, der auch das so genannte Böse mit geschaffen hat.

Erst durch das Verständnis dieser drei Gewissensebenen wird überhaupt nachvollziehbar, wie Sätze wie "Die Täter sind die eigentlichen Opfer" zu verstehen und zu berücksichtigen sind.

Unter anderem beschreibt Bert Hellinger, wie der millionenfache Judenmord mit dem von den Christen verdrängten Menschen Jesus zusammen hängt und eine logische Fortsetzung des Auserwähltheitsglaubens der Juden und Christen war. erzeigt die Parallelen zwischen dem verleugneten Menschen Jesus der hingegeben am Kreuz gelitten und gestorben ist mit den Millionen Juden, die als Bilod des persönlichen Jesus ebenso hingegeben und im Einklang in den Tod gingen. Mich persönlich hat gerade dieses Bild der Juden als Verkörperung der Leiden des Menschen Jesus sehr bewegt und meine Achtung vor den Opfern der Deutschen in der Nazizeit noch verstärkt.

Auch wird der Konflikt um Hellinger selbst durch dieses Buch nachvollziehbarer und jene, die ihn am liebsten im guten Gewissen vernichten würden (und alle Aufsteller mit ihm) werden transparenter in dem in dessen Hand sie sind und handeln. Auch meine eigenen Reaktionen auf sie werden mir verständlicher.

Bert Hellingers Buch setzt nach meiner Einschätzung (und ich bin erst etwa bei der Hälfte) neue Maßstäbe in der Philosophie und Spiritualität und hat das Potential einen grundlegenden Paradigmenwandel in der philosophischen Weltsicht einzuleiten.

Ich werde über die verschiedenen Gewissen und ihre Wirkung demnächst einen eigenen Thread eröffnen (wo würde der denn hin passen?).

Das Buch setzt die mit "Gottesgedanken" begonnene und durch "Wahrheit in Bewegung" fortgesetzte philosophische Bewegung Hellingers konsequent fort und regt zu völlig neuen Perspektiven an.

Meine Bewertung: Pflichtlektüre!

Viele Grüße
Christoph
 
Werbung:
Hellinger: "(Das) jüdische Volk (findet) erst dann seinen Frieden mit sich selbst, mit seinen arabischen Nachbarn und mit der Welt, wenn auch der letzte Jude für Hitler das Totengebet gesprochen hat" ("Mit der Seele gehen", 2001, S. 50).
Jetzt hat Hellinger auch noch Hitlers "kleine Reichskanzlei" bei Berchtesgaden bezogen.

Verstehen Sie mich richtig, ich kann mir durchaus vorstellen, das mit dem Familienaufstellen geholfen werden kann...jedoch ist Bert Hellinger eine durchaus zu recht umstrittene Person.

Deshalb empfehle ich folgenden Link, um auch mal kritisierende Informationen verfügbar zu machen.
http://www.agpf.de/Hellinger.htm

Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute
 
:sleep2:

Hallo somnath,

das zitat ist nicht korrekt. Es stammt nicht von hellinger, sondern hellinger zitiert seinerseits einen Rabbi.
So ist das halt mit ungeprüften Dritt"quellen"...

und die Kampagnenseite vom selbsternannten Volksschützer Herrn Heinemann ist ein uralter Hut...
... jedenfalls ist das, was herr heinemann dort so zusammengestellt hat kaum als kritisierende "Informationen" verwendbar - allenfalls als (überaus dürftiger) Agitprop...

liebe Grüße, Stephan
 
jede richtung hat ihre bibel und ihre propheten.
ob hellinger als junger mann auch sowas wie "Vorrang der Älteren (wer länger da ist, hat mehr Rechte als wer kürzer da ist ?!) " behauptet hätte?
was ist mit denen die früher sterben - die haben dann ihre rechte noch nicht ausgeschöpft..
alter ist keine leistung - wer länger da war konnte auch mehr falsch machen..

mir ist leider die idee einer systemischen ich sage mal "hintergrundstrahlung" nicht glaubhaft, man deutet in familie zu viel hinein.
 
Hallo Goldfisch,

klar, dass du hier nicht fehlen darfst... :D :rolleyes:

aber auch wieder nur die uralte stumpfsinnige sosse, zigmal durchdiskutiert und wiederlegt.... :rolleyes:

Was mich interessieren würde: wessen webseite ist das eigentlich? Nix Impressum und so...?

liebe Grüße, Stephan
 
Offensichtlich ist es nicht möglich, hier in einer Buchbesprechung etwas von Bert Hellinger zu besprechen, ohne, dass von einigen sofort (es ist dererste Beitrag und er zeigt, dass mein Beitrag gar nicht gelesen wurde) versucht wird, wieder Streit und Krieg zu säen. Die von somnath vorgebrachten behauptungen sind allesamt bereits als barer Unsinn mehrfach widerlegt und es gieht in diesem Thread um das neue Buch und seine revolutionierenden gedanken und nicht um die Wirrnis von Leuten, die genau machen, was im besprochenen Buch thematisiert ist: sie wähnen sich besser, gar auserwählt andere zu bevormunden und mit mehr Rechten versehen. Und in ihrer kriegerischen Agitation glauben sie sich im guten individuellen Gewissen. In ihrem denken und ihren inneren Haltungen unterscheiden sie sich aus der weiteren Perspektive keinen Deut von jenen, die dereinst den Menschen Jesus guten Gewissens ans Kreuz nagelten und sich dabei im Recht wähnten und jenen, die Millionen ins Gas trieben. Die Haltungen wiegen dabei viel schwerer als die tatsächlichen Taten. Bei allen Gerechten. Vor dem größeren Gewissen erscheinen sie aber wie stille Helfer und zwingend eingebunden in Größeres.


Zwar wurde das Gebäude, in dem Bert Hellinger privat einige Zeit wohnen musste, im Krieg niemals als "Reichskanzlei" betitelt und beherbergte nur einen unbedeutenden Teil der örtlichen Verwaltung der Nazis, doch weit schwerer wiegt der Gedanke: was heißt es, wenn in so einem Gebäude einer wohnt, der in so großer Weise (und nachweisbar durch jüdische Experten aus Israel wie Prof. Haim Dasberg zum Beispiel) wirkliche Versöhnungs- und Friedensarbeit zwischen Deutschen und Juden geleistet hat, wie Bert Hellinger. Und genau dieser Friedenarbeit und ihrem erweiterten Hintergrund widmet sich das Buch. Aber solche "Kritiker" sind an Versöhnung gar nicht interessiert - das sind gerecht nie, denn sonst könnten sie sich nicht mehr anmaßend über die tatsächlichen Täter und Opfer erhöhen und müssten auf ihr natürliches - ein kleines - Maß zusammenschrumpfen.

Und auch wenn das Zitat tatsächich einemj orthodoxen Rabbi zuzuschreiben ist, den Hellinger zitiert hat, so ist es deswegen dennoch umso wahrer. Die Heinemänner machen sich um das Verhindern des Friedens jedenfalls ebenso verdient, wie jene, die sie immer wieder zitieren.

Christoph
 
Hallo Christoph,

ich denke ich werde mir mal wieder 2-3 Bücher leisten, ich bin im Rückstand ;o), bin sehr gespannt auf die neuen Perspektiven!

Liebe Grüße Dagmar
 
Als nur ein Beispiel für die differenzierte Haltung Bert Hellingers zum Konflikt zwischen Deutschen und Juden sei hier aus dem o.e. Buch zitiert.

Bert Hellinger stellt die Frage, ob die Juden den Deutschen jemals vergeben dürfen und sollten und was die Würde sicher stellt:

Bert Hellinger schrieb:
Auf der einen Seite hoffen die Deutschen auf Vergebung von den Juden, aber die Juden sind dazu nicht bereit. Auf der anderen Seite aber hoffen die Israelis, dass die Palästinenser ihnen vergeben. Also, auf der einen Seite verweigern sie die Vergebung, und auf der anderen Seite hoffen sie auf Vergebung.

Was wäre die Wirkung, wenn die Juden den Deutschen verziehen? Die Deutschen könnten über die Opfer des Holocaust nicht mehr auf eine zutiefst mitfühlende Weise trauern, und die Israelis könnten sich mit den Deutschen nicht mit Achtung versöhnen. Die Vergebung ist also kein guter Weg zu einer bleibenden Versöhnung.

Die Würde


Wenn die Deutschen aber zugeben, dass das Schlimme, das sie den Juden angetan haben, von einer in unserer Zeit bisher unvorstellbaren Grausamkeit war, wenn sie auf die vielen ermordeten Opfer schauen und sich von ihnen anschauen lassen, und zwar nicht nur als eine Gruppe, wenn sie gleichsam jedem Einzelnen von ihnen ins Angesicht blicken, würden sie zusammenbrechen. Aber nicht nur die einzelnen Täter, sondern die Deutschen als eine Nation. Denn praktisch alle Deutschen waren in der einen oder anderen Weise am Unrecht am jüdischen Volk mitbeteiligt.

Dann würden alle vor den Opfern klein werden. Wenn sich die Deutschen dieser Trauer und diesem Schmerz wirklich gestellt haben, gewinnen sie im Angesicht der Überlebenden einen Teil ihrer Kraft und ihrer Würde zurück.

Die gleiche Trauer ist aber auch für die Juden fällig. Denn viele Juden wagen es nicht, die Opfer des Holocaust wirklich anzuschauen, ihnen in die Augen zu blicken, ihr Leid und ihr Schicksal anzuerkennen, sich tief vor ihnen zu verneigen wirklich um sie zu trauern.

Würden die Juden um ihre Toten so trauern und die Deutschen so um die von ihnen Ermordeten trauern, könnte die gemeinsame Trauer sie miteinander versöhnen.

Sobald man aber auf Vergebung hofft oder sie gewährt, ist diese Versöhnung nicht möglich.


Sind es die Hellinger-Jäger und so genannten "Antifaschisten", die mit ihrer Hetze und ihrem Vernichtungswillen, die Vergebung des jüdischen Volkes erringen und erzwingen wollen? Sind sie deshalb so grausam in ihrem Vernichtungswillen? Werden sie deshalb jenen, die sie zu bekämpfen glauben immer ähnlicher? So wird Versöhnung zwischen den Völkern immer unwahrscheinlicher.

Christoph
 
Werbung:
Hallo Christoph,

Sobald man aber auf Vergebung hofft oder sie gewährt, ist diese Versöhnung nicht möglich.

In den esoterischen Kreisen wird "Vergebung" als daaas Mittel empfohlen, sich mit einem anderen Menschen wieder zu versöhnen. Und wer sich dem widersetzt hätte angeblich kein Interesse daran den Streit zu schlichten bzw. zu vergessen.

Im Gegenteil: diese Anhänger rühmen sich noch damit, wie oft sie schon Menschen, die ihnen schlimmes angetan haben, vergeben haben. Und wie gut ihnen das getan hätte. Sie übersehen dabei, wie groß ihre unterschwellige Wut mit jeder Vergebung gewachsen ist.

Und nun möchte ich das ganze auf mich konkret beziehen: Hat mir nach jemand nach einem Streit z.B. die Vergebung angeboten, wird niemals mehr Versöhnung möglich sein, weil der andere den Weg dazu versperrt hat? Demnach muss ich mich also mit abfinden immer auf Distanz zu bleiben und demjenigen aus dem Weg zu gehen?

---

Mir ist aufgefallen, dass diejenigen derzeit am meisten gegen Hellingers Arbeit vorgehen, die vergessen haben, dass ihre Vorfahren während der damaligen Zeit aktive Mitglieder in führenden Rollen waren und die nicht dazu stehen. Nach dem Krieg haben sie sich wieder der aktuellen Meinung angepasst. ("Radfahrer"-Mentalität würde ich dazu sagen).

Liebe Grüße pluto
 
Zurück
Oben