Hallo Pluto,
das Bild mit der Radfahrermentalität finde ich treffend und habe das so noch gar nicht gesehen. Ja es sind vermutlich auch nur Radfahrer wie die Vorfahren.
Wenn wir immer von "den" Nazis sprechen, dann erscheint das leicht, als wenn das nur ein paar Böse gewesen seien. Aber es sind ALLE gewesen mit nu wenigen Ausnahmen. Auch auf diese Ausnahmen geht Bert in seinem neuen Buch ein. Sie hatten zumeist einen anderen als den gesellschaftlichen Halt und konnten sich so gegen die allgemeine Bewegung (und nicht "das Regime", was suggeriert, dass die Deutschen nicht verantwortlich gewesen seien) stellen.
Wer wie die Antifaschisten huete die Täter ausklammert, der verschleiert, dass es ALLE waren, die eingebunden waren in die Bewegung und die sich schuldig gemacht haben - auch durch Nichttun und durch Rad fahren.
Sie übersehen dabei, wie groß ihre unterschwellige Wut mit jeder Vergebung gewachsen ist.
Ja - und gerade in diesem Esoterikfoprum ziegt sich oft, wie scheinheilig solche "Esoteriker" sind. Das ganze esoterische Getue produziert nur ein Ersatzgefühl, das die eigene Täterenergie verschleiern soll. Es gibt viele "Gerechte" und "Heilige" hier-und wenn man benennt, was ist, dann kommt heraus, was die eigentlichen Haltungen und Gefühle sind- die ganze mächtige Agression und Täterenergie. Stell dich hier nur mal zu den Tätern und nimm sie in dein Herz, dann wirst du sehen, wie sie reagieren und dich an die Wand nageln, die Gerechten. Und genau das hat mit einer der drei Gewissensebenen zu tun.
Hat mir nach jemand nach einem Streit z.B. die Vergebung angeboten, wird niemals mehr Versöhnung möglich sein, weil der andere den Weg dazu versperrt hat? Demnach muss ich mich also mit abfinden immer auf Distanz zu bleiben und demjenigen aus dem Weg zu gehen?
Ich glaube, umgekehrt wird ein Schuh draus: erst das Nichtvergeben bietet die Chance zu neuer Nähe. Wenn du im Safte deiner Schuldigkeit (ich meine nicht im Hagel der ständigen Anklagen deines Opfers!) schmoren musst, dann erst kannst du dich dem stellen, was du auszugleichen hast.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass "aus dem Weg gehen" zu einer Versöhnung führt. In-die-Augen-schauen und den angerichteten Schmerz anerkennen und gemeinsam um das Verlorene trauern - das kann ein Weg sein.
Nach meiner Erfahrung sind es die Opfer, welche die versöhnung oft unmöglich machen, weil sie auf dem hohen Opfer-Ross sitzen bleiben wollen. Und von diesem Ross herunter lässt sich leicht "vergeben".
Schönen Tag! Ich geh jetzt aufstellen bei einer jungen Kollegin. Mal schauen, wie weit die ist.
Viele Grüße
Christoph