Angsterkrankungen

Liegt ein einschneidendes Erlebnis vor?

  • Vorfall in der Schwangerschaft

    Stimmen: 8 19,5%
  • Vorfall in den nonverbalen Lebensjahren

    Stimmen: 6 14,6%
  • Vorfall als Kind

    Stimmen: 19 46,3%
  • Vorfall als Jugendliche/r

    Stimmen: 13 31,7%
  • Vorfall als Erwachsene/r

    Stimmen: 9 22,0%
  • Vorfall in einem früheren Leben

    Stimmen: 4 9,8%
  • Kein bekannter Vorfall

    Stimmen: 7 17,1%

  • Umfrageteilnehmer
    41
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Hi Mary!

Hat etwas gedauert mit Antworten... aber meistens kommt sie dann doch noch :D

Hallo Condemn,

du sprichst mir sozusagen aus der Seele und du bist bisher der einzige "Nicht-Angsterkrankte" den ich zu diesem Thema hoere, der scheinbar verstanden hat, worum es wirklich geht.
Weißt Du... ich wünschte Du hättest Recht. Aber es gibt meiner Ansicht nach nur einen klaren Beleg das man verstanden hat. Das Wissen muss Wirkung zeigen, und zwar deutliche. Und das habe ich auch leider noch nicht wirklich... Ich bin zwar wie gesagt kein Angst-Geplagter, sogar recht frei davon und immer freier, aber jedes Problem (und ich bin leider nicht ohne) hat ein und dieselbe Ursache, das ist zumindest meine Überzeugung. Und da schnalle ich etwas sehr Entscheidendes nicht.


Nur, genau das moechten die meisten Angsterkrankten gar nicht hoeren! So traurig ich das selbst auch finde.
Das ist aber auch wieder ein Prinzip, das m.A.n. bei jedem zutrifft. Auch da ist die Intensität verschieden, aber jeder Mensch der irgendein Problem hat, irgendeine Angst, will irgendwas nicht hören. Ich glaube, das Angst (die Leiden ist, und Leiden ist Problem... daher kann man alles auf den Nenner Angst bringen... v.a. wenn man Angst auch als negative Erwartung definiert) eine Art "Abwehr-Mechanismus" hat. Eine Art "Eigenleben" die sie sich wehren läßt wenn sie aufgelöst werden soll. Da laufen seltsame Automatismen ab. Ich formuliere es nicht so gerne so, weil es falsch verstanden werden kann, aber Angst ist irgendwie wie ein Dämon. Eine Art "Besetzung", eine Maske die den Träger auf eine Art verändert, das er einfach auf verrückte Art reagiert. Und das "nich hören wollen"... Das ist ein wirklich seltsamer Automatismus, weil egal auf welcher "Stufe" man steht, wenn man überhaupt Stufen definieren könnte... Da ist etwas in einem, das "Ja, A B E R ... ich kann nicht..." sagt. Und das ist dieser "Dämon". Das ist man nicht selbst. Verstanden zu haben bedeutet für mich, an diesem Biest vorbeidenken zu können, ihn tatsächlich als eine Maske zu sehen.


Du schreibst zum Beispiel dass jeder Mensch Aengste hat. Der Unterschied liegt in der Intensitaet.
Ganz ehrlich meine Meinung? Wir Angsterkrankten wurden krank gemacht. Bis mir gar nicht klar war, dass dies eine Krankheit ist, kam ich mit den Symptomen sehr gut zurecht. Sie waren da, aber sie belasteten mein Leben nicht.
Dann ging ich wegen Schwindel zum Arzt, der schickte mich zum Therapeuten, weil ich angstkrank sei. Mir kam das ganze recht seltsam vor, denn krank fuehlte ich mich trotz Schwindel nicht.
Dann machte ich Therapie. Dort wurde ueber 2 Jahre wunderbar in meiner Kindheit rumgekramt. Resultat: Mir gings nach jeder Sitzung schlechter und ich hatte immer mehr das Gefuehl, dass mein ganzes Leben nur eine Farce war. Die Angst wurde staerker und staerker, bis ich gegen dieses Gefuehl wirklich nicht mehr alleine ankam.
Erst dann habe ich von mir aus die Therapie abgebrochen - aber nun war so viel in mir eingepflanzt, dass ich wirklich Schwierigkeiten hatte, wieder zu leben.
Die Gedankenwelt war wie ein lautes Toben in meinem Hirn. Ich fand auch keine Ruhe mehr. Nun waren alle Symptome so stark da, dass ich selbst glaubt krank zu sein.
Aber da wäre mein Tipp wiederum, das Du versuchst von diesem Denken wegzukommen. Nicht weil es falsch oder unwahr ist. Richtig und Falsch und Wahrheit ist sowieso ein Thema für sich. Die Frage ist aber, wie sehr Dir das hilft. Damit meine ich, das ich denke man sollte keine einzige Ursache mehr in anderen Menschen oder was auch immer sehen. Alles nach innen verlegen, weil das der einzige Ort ist wo man etwas lösen kann. Es geht darum, das "Opfer" in einem... dieser "Dämon" ist nämlich ein "wildes Opfer", das lediglich nach Punkten für Gegenangriff sucht..., aufzulösen. Es hat jede Menge Argumente, aber die sind bei genauerem hinsehen nicht schlüssig. Und auch wenn sie noch schlüssig erscheinen und das ist nun mal ihr Sinn, ist es doch so, das sie einfach nicht Zweckmäßig sind. Jedes Argument, das Dich zu einem Opfer macht, ist eines das Du nicht wollen solltest. Jede Suche nach Ursache/n wird von "Erfolg" gekrönt sein, mit dem letztlich simplen Schluß das man das Opfer einer Ursache ist, die man nicht kontrollieren kann. Ich glaube, das die Suche nach Ursachen die eigentliche Krankheit ist. Wenn man hinschaut kann man erkennen, wie das Angst erzeugt. Da ist Angst wenn man sucht, da ist Angst wenn man keine findet, da ist Angst wenn man die schuldige Ursache, wie auch immer sie aussehen mag, gefunden hat. Was ist das Problem? Die vermeintliche Ursache die man findet oder das keine zu finden ist?...oder die Suche selbst? Der Suchende wird finden, weil er nicht findet sonder erzeugt was er sucht. Er verdreht Ursache und Wirkung und macht sich damit zu einem "angreifenden Opfer" ohne jede Chance. Ich glaube, das man diesen Automatismus erkennen muss.


Ich finde, du hast recht indem du sagst, es ist einfach eine andere Intensitaet.
Ich glaube, das alles nur einen Ursprung hat und die Verknüpfungen von Ursache und Wirkung willkürlicher Natur sind... Überzeugungen. Der Ausdruck unterscheidet sich, wie auch die Intensität. Entscheidend ist das Gefühl überzeugt zu sein. Denn eine größere Intensität bringt eine größere Überzeugung mit sich. Man kann es auch wieder krass formulieren: Je aktiver der "Dämon", desto überzeugender wird er. Ihm das Überzeugende zu nehmen, ihn zu hinterfragen, nimmt ihm auch wieder die Aktivität... Nicht sofort, denn erst mal "wehrt" sich das Biest. Aber auf Zeit gesehen, auch auf kurze Zeiträume bezogen (Stunden...wenige Tage...) kann man Wirkungen erzielen, indem man hinterfragt. Aber auf eine defensive Art.

Auch was du zu den Medikamenten sagst, finde ich richtig. Nur, das schlimme ist - so meine Meinung - dass sehr sehr viele Angstkranke einen starken Glauben an Medikamente haben. Sie nehmen sie, viele auch erst mit Angst vor dem Medikament, aber sind dann ueberzeugt, dass alleine die Wirkstoffe in diesen Medikamenten die Angst lindern (weg sind die Symptome nie und viele leiden auch noch waehrend der Medikamenteneinnahme). Sie schauen nicht nach innen, beobachten nicht. Was daraus folgt: das Medikament wird irgendwann abgesetzt, die Angst findet wieder ihren Weg sich zu zeigen und zu wachsen, das naechste Medikament wird genommen,....
Das ist auch ein verdammt schwieriger Prozess. Ich kenne das durch Schmerzmittel. Aber da bin ich auch der Meinung, das die Psyche zu erst kommen muss. Damit meine ich, das es gerechtfertigt ist Mittel einzusetzen die Ruhe reinbringen. Man sollte es bewusst tun und man sollte darauf achten, das ein Medikament nicht noch andere Ängste hervorbringt, wie etwa starke Nebenwirkungen. Ein Medikament muss ohne "Schuldgefühle" oder Reue, oder wie man das auch immer nennen soll, genommen werden. Sonst macht man die Wirkung kaputt und v.a. erzeugt man dadurch eine Zwickmühle. Viele Menschen sind anderer Meinung, aber ich finde das Medikamente gerechtfertigt sind, vielleicht manchmal das einzige Mittel um überhaupt erst mal weitermachen zu können, Ruhe zu sammeln. Wie gesagt kenne ich das "nur" durch Schmerzen und Schmerzmittel und ich war damit extrem, weil ich sozusagen nicht mehr an morgen dachte. Aber ich halte das nicht für falsch. Ich bin damit voll in eine Abhängigkeit gesteuert, immer wieder, und es war immer auch mal schwer sich wieder daraus zu befreien und ohne klarzukommen. Aber selbst das halte ich nicht für falsch. Ich war immer der Meinung das zuerst die Psyche geschützt werden muss, und nur man selbst kann überhaupt beurteilen was man auszuhalten im Stande ist. Wenn man Panikattacken hat die einen fast wahnsinnig machen oder wenn man Schmerzen hat die einen wahnsinnig machen... Ich halte das nicht für so wesentlich. Man muss sich vor dem Wahnsinn schützen und ich halte da viel von Selbstbestimmung. Keine Regeln aufstellen oder aufstellen lassen. Das "Medikamenten-Problem" ist doch v.a. auch deshalb eines weil man jede Menge verschiedener Stimmen im Kopf hat. "Du solltest es ohne schaffen"..."Du wirst abhängig"..."Du bist abhängig"... "Das hat Nebenwirkungen"..."Das verzögert den Knall nur"... Ich hatte Ärzte, die mir nichts geben wollten als ich vor Schmerzen nicht mehr laufen konnte, und ich hatte Ärzte die mir sagten, das Problem sei nicht das ich zuviel von meinem Mittel nahm, sondern das es zu schwach sei und ich härteres Zeug brauche. Und ich sage Dir meine Meinung von einem guten Arzt. Er hat keine feste Ansicht, sondern zu allererst nimmt er Schuld und teilt Dir Verantwortung zu, indem er auf das reagiert was da ist. Das ist ganz simpel: Ernst-nehmen. Er geht mit dem um was da ist und entscheidet daraufhin, ohne eine Schublade aufzuziehen. Und was die "Angst-Erkrankten" angeht... bzw. alle Patienten... Sie gehen alle individuell mit dem um was ist. Und das was ist, "schleift" sie... Man kann nicht anders, als über kurz oder lang auf sich selbst zurückgeworfen zu werden, Verantwortung zu übernehmen. Der Wunsch nach Hilfe ist immer legitim. Die Erwartung gerettet zu werden ist illusionär.

@Woherwig
Meine Meinung ist: es ist ganz egal, woher die Angsterkrankung kommt und wo die Ursache zu finden ist. Wir Menschen leben im JETZT und nur im Jetzt koennen wir was aendern.
Schön formuliert. Das Prinzip ist schlicht-schön-einfach-wahr... Bisschen einfacher daraus eine konkrete Handlungsweise abzuleiten die sofort funktioniert wäre noch schöner ;) Das ist der Punkt wo ich hänge...

VG,
C.
 
Danke für eure ausführlichen Beiträge!
Und danke, dass es in diesem Thread so ernsthaft und lösungsorientiert zu geht! :kiss4:
 
Ich war anscheinbar eine schwere Geburt, hätte nicht kommen sollen, wurde doch gezeugt, daher stammen wohl meine Anstattacken im Alter jetzt.

Liebe Grüße Luna8
 
also ich konnte hier sehr viel ankreuzen, bei mir liegen viele dinge vor, die ich erleben musste.
 
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mich interessiert, ob alle Angsterkrankungs- und Panikattackenpatienten ein einschneidendes Erlebnis gemeinsam hatten. Ich habe von Spitalsaufenthalten ohne Besuchsmöglichkeit der Eltern gehört, von Schocks etc.
QUOTE]

Hallo,

oft liegen mehrere solcher kleiner Erlebnisse vor. Im Laufe des Lebens summieren sie sich zu einem ganz großen Knäuel und es scheint keine Möglichkeit mehr zu geben den Teufelskreis zu durchbrechen.

Die Angst schützt uns und wir werden hellhörig um ähnlichen Situationen aus dem Weg zu gehen. Es findet schlimmstenfalls ein sozialer Rückzug statt, damit das Leben überschaubar bleibt und es nicht zu unvorhergesehenen Störfällen kommt.

Solange im Gehirn noch das Emotionalgehirn aktiviert ist, bleiben wir in der Angst hängen. Wir können dann auch nicht mehr klar denken. Es gibt Methoden, die wieder Gehirnbahen zwischen Gefühls- und Denk-Hirn schaffen. Das ist ein erster Schritt wieder zu sich zu kommen.

Es reicht im allgemeinen aus, drei Erlebnisse zu bearbeiten:
- das erste, was mit der Angst oder dem Panikanfall zu tun hat,
- das schlimmste
- das letzte.

LG Pluto
 
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