@ Condemn
Wenn alles relativ wäre, gäbe es nichts, wozu es relativ wäre. (Bertrand Russel in einem Buch über die Relativitätstheorie)
Das bedarf einer Erläuterung. Wenn man behauptet: Alles ist relativ, dann macht man damit eine absolute Aussage, also eine Aussage, die für alles gilt. Das ist selbstwidersprüchlich, man behauptet, alles sei relativ, aber mit einer absoluten Aussage, die
dann ja nicht relativ sein kann. Also widerspricht man sich selbst, man sagt: Alles ist relativ, bis auf diese Aussage. Aber dann müsste man korrekterweise auch sagen: Nicht alles ist relativ.
Die Aussage Alles ist relativ ist relativ zu nichts, denn sie ist absolut. Und damit ist die Behauptung falsch!
Wissen und Glauben:
Wissenschaft ist eine Methode, um Wissen zu schaffen. Man macht zwischen Glauben und Wissen nicht umsonst einen Unterschied und benutzt die Begriffe verschieden. Dazu ein bisschen Sprachkritik:
Angenommen, ich sage, ich glaube, dass die Erde eine Kugel ist (genauer: die Erde ist ein Rotationsellipsoid, also nur annähernd eine Kugel, das ist aber hier nicht wichtig). Dann drückt dies eine gewisse Unsicherheit aus. Man kann nämlich jederzeit fragen:
Warum glaubst Du, dass die Erde eine Kugel ist?
Dem Glauben, dass die Erde eine Kugel ist, fehlt nämlich die Begründung. Warum-Fragen sind Fragen nach einer Begründung.
Aber angenommen, ich sage, ich weiß, dass die Erde eine Kugel ist. Das drückt aus, dass ich mir ziemlich sicher bin. Und nun stellen wir dieselbe Frage:
Warum weißt Du, dass die Erde eine Kugel ist?
Diese Frage klingt völlig unsinnig. Wenn man von Wissen redet, dann geht man davon aus, dass dieses Wissen begründet ist. Die obige Frage wird entweder Verwirrung auslösen oder so interpretiert werden, dass man eigentlich gefragt hat: Woher weißt Du,
dass die Erde eine Kugel ist? Das ist aber eine ganz andere Frage.
Wissen ist als mehr als Glauben. Wissen ist Glauben (im Sinne von: für wahr halten) plus einer Begründung dafür. Wenn man von Wissen redet, dann redet man davon, dass man Gründe, Argumente, Beweise und/oder Evidenzen dafür hat.
Also:
Glauben = Fürwahr halten von bestimmten Aussagen.
Wissen = Fürwahr halten von bestimmten Aussagen, für die es Gründe, Argumente, Beweise und/oder Evidenzen gibt.
Man kann es auch anders ausdrücken: Glauben ist ein Fürwahr halten von Aussagen, ohne dass man dafür Gründe, Argumente, Beweise und/oder Evidenzen hat. Hätte man diese, würde man nämlich von Wissen reden. Man sollte beides nicht miteinander verwechseln! Glauben fehlt etwas. Wenn also ein Theist sagt, dass er keine Beweise o. ä. für Gott braucht, weil es ja Wissen und nicht Glauben wäre, wenn er die hätte, so hat er damit Recht, obwohl es eigentlich umgekehrt ist: Er muss glauben und kann nicht wissen, weil ihm etwas fehlt, um seinen Glauben in Wissen umzuwandeln.
Glauben ist im religiösen Sinne noch etwas mehr als nur ein reines Fürwahr halten, aber ohne dieses wäre der Glauben völlig leer. Wenn man sagt Ich glaube an Gott setzt man voraus, dass er existiert, man hält also die Aussage "Gott existiert" für wahr. Wenn man sagt, Glauben ist Vertrauen in Gott, setzt man voraus, dass da etwas existiert, dem man vertrauen kann. Auch wenn man sagt, dass Glauben an Gott eine persönliche Beziehung zu Gott bedeutet, setzt man voraus, dass Gott auch existiert, denn wie sollte man eine persönliche Beziehung zu etwas aufbauen, was nicht existiert?
Und nun noch eine Anmerkung zum Relativen: Wenn alles relativ wäre, wäre Gott auch nicht absolut, sondern relativ, aber da stellt sich die Frage wieder, zu was sollte denn dieser Gott relativ sein? Theisten denken sich Gott absolut (meist jedenfalls) und widersprechen damit der Behauptung, alles sei relativ. Der Glauben an Gott ist immer auch ein Glauben an etwas Absolutes, jedenfalls im christlichen Umfeld.