Woher kommt Arbeitslosigkeit?

Prinzipiell ja: Faktoren, wo man sagen kann, sie liegen im direkten Einflussbereich des Arbeitslosen. Natürlich ist das oft eine Abwägungsfrage; den Wohnort kann man wechseln, um an einem anderen Ort eine Arbeit zu finden, aber das ist (v.a. wenn man Familie hat) oft mit unzumutbaren Belastungen verbunden, daher => extern.
Genauso kann man sagen, dass viele psychische Probleme (z.B. Soziophobie) nicht einfach durch in-die-Hände-spucken "weggefegt" werden können, ich zähle sie in diesem Thread aber trotzdem eher zu den "internen" Problemen - weil der Job ja da und auch für den speziell Betroffenen verfügbar ist, theoretisch.

Andere "interne" Gründe sind halt die typischen Argumente á la Arbeitsunwillen, Faulheit (i.S.v. nicht genug Engagement bei der Jobsuche), unrealistische Vorstellungen bzgl dem Job (z.B. bei der Vergütung), das Ablehnen von Jobs, weil man sich "zu gut" dafür ist usw.

Das lässt sich alles nicht so leicht trennen. Externe Gründe können psychische Ursachen haben. Es gibt viele Menschen, die einfach nicht wegwollen aus ihrem Umfeld, obwohl sie jung und ungebunden sind. Es gibt Menschen die krank sind (extern), aber die Ursache dessen kann psychisch bedingt sein.

Gleichzeitig gibt es "interne" Ursachen, sagen wir mal einfach "Faulheit", aber erst hervorgerufen durch externe Gründe (Job verloren, Krankheit, Unfall etc.) Faulheit gibt es m.A.n. nicht wirklich, bzw. ist das nur eine Überschrift und zu oberflächlich. Ein psychisch gesunder Mensch möchte aktiv sein... meistens ist eine Art Depression die Ursache dafür das er das gar nicht mehr kann. Und da ist es wieder schwer zu sagen: Ist eine Depression eigentlich psychisch oder physisch verursacht? Da gibts ja auch jede Menge gegensätzlicher Theorien.

Oder nimm die Abwärtsspirale, die ich im letzten Beitrag andeutete. Mann verliert Job, ist vielleicht über 50, findet nichts, obwohl er sich wirklich bemüht... fällt in Hartz4, verliert sein Haus, wird depressiv... verliert den Mut und tut nichts mehr, nervt seine Frau, die verlässt ihn, er fängt an zu trinken etc.

Das hört sich übertrieben an, aber ich bin sicher, dass das auf hunderttausende zutreffen könnte. Ich habe mal einen "Penner" getroffen und wir kamen ins Gespräch. Der hatte studiert, hat mal gut verdient und hatte Familie. Ich hab nicht erfahren, wie er auf der Straße landete.... aber er war eben wirklich ein "Penner"... ungepflegt, zuviel Alkohol, kein Dach über dem Kopf und allen Mut verloren.

Worauf ich eigentlich hinaus will: Es ist zu simpel zu sagen... "Eigentlich kann fast jeder nen Job finden, wenn er den Ar... hochkriegt." Wäre es so, wäre es so. Es ist aber nicht so, also kann es nicht ganz so einfach sein. ;)
 
Werbung:
Andere "interne" Gründe sind halt die typischen Argumente á la Arbeitsunwillen, Faulheit (i.S.v. nicht genug Engagement bei der Jobsuche), unrealistische Vorstellungen bzgl dem Job (z.B. bei der Vergütung), das Ablehnen von Jobs, weil man sich "zu gut" dafür ist usw.

Hast du dir mal überlegt, dass Arbeitsunwillen, Faulheit etc. möglicherweise schon Ausdruck eines nach Profit lächzenden Systems ist? Du kommst angetrabt mit einer tendentiös undiffereznierten Fragestellung, auf die du dir ohnehin schon längst eine Antwort gegeben hast, sonst würdest du die Möglichkeit der politischen Diskussion nicht ausschließen, und schimpfst am Ende von linker Stammtischdiskussion, bist aber selbst derjenige, der mit Begriffen wie eben "Faulheit", "zu gut" das Bild des lebensfaulen Unterschichtler suggeriert, dem man möglichst die Sporen der kapitalistischen "Unfairness" (wie du ja selbst erkannt hast) gibt, um das eigene elitäre Selbstbild zu rechtfertigen - diese Intention unterstell ich dir jetzt einfach mal.
 
Deine Erfahrung beruht sich vieleicht im Bereich einer Praktikumsstelle und nicht im Bereich einer Langzeitstelle?
Ne, sowohl Prakikumsstelle als auch (theoretisch?) langfristige Arbeit waren sehr leicht zu finden - das war aber alles schon in der Zeit des Studiums.

In diesen 6 Monaten wollte ich nur möglichst ein wenig Geld verdienen, mir war komplett egal durch was, also keine Praktika. Ausbildung oder Erfahrung hatte ich praktisch keine, was das ganze recht spannend machte. Hab mich dann durch drei Jobs (tlw. gleichzeitig) gehangelt und ein paar Erfahrungen gesammelt. Diese Zeit erwähne ich deswegen, weil es als Abgänger von der Schule am "schwersten" (aber immer noch leicht) war, irgendwas zu finden.
Später im Studium dann (z.B. für Praktika oder so) konnte ich mich immer auf meine Klausurnoten berufen und lag damit im (vergleichsweise) gemachten Nest.
 
Worauf ich eigentlich hinaus will: Es ist zu simpel zu sagen... "Eigentlich kann fast jeder nen Job finden, wenn er den Ar... hochkriegt." Wäre es so, wäre es so. Es ist aber nicht so, also kann es nicht ganz so einfach sein. ;)

Die Rechung ist ganz einfach: 380.000 Arbeitslose, 30.000 freie Stellen.
Logisch ist: es kann gar nicht jeder nen Job bekommen, weil nicht genug vorhanden sind!
Stellt sich noch die Frage, warum überhaupt 30.000 offene Stellen nicht besetzt sind....
Ich nehm an, das sind die Jobs, die so unterbezahlt sind, dass die niemand machen will
 
Ich glaube der Druck ist so hoch angesetzt, dass man eben nicht mehr ablehnen kann, wenn man einen Job zugeteilt bekommt.

Die ablehnen, die gibt es. Da ist es aber begründet, die klagen nämlich sofort und gehen mit einstweiligen Anordnungen gegen die Sanktionen vor und kommen dann nach einen halben Jahr mit den Klagen durch.
Einige sind sogar so brutal und nehmen die billig bezahlten Jobs an und klagen hinterher auf Tariflohn. Das sind die Brutalsten.
Ebenso bei 1-Euro-Jobs passiert. Mittlerweile auch, durch zahlreiche Klagen umgemodelt in Jobs mit Aufwandsentschädigung, wo aber auch schon wieder Klagen laufen.

Daher, die Arbeitslosen wehren sich nämlich schon mittlerweile, denn von ungefähr gibt es nicht die ganzen Urteile. Und Hauptgrund sind die Ausbeutungen, wogegen die Arbeitslosen selbst vorgehen, weil es die Gesellschaft gar nicht mehr erkennt. Es wird quasi von unten gekämpft.

Daher finde ich es hier auch so lustig, quasi den Arbeitslosen einen Spiegel vorzuhalten. Nur halt, man kann nicht alles ablehnen, ist es sogar ein Minijob nach Tariflohn, muss man ihn annehmen, da kommt keiner mehr dran vorbei.
 
Ne, sowohl Prakikumsstelle als auch (theoretisch?) langfristige Arbeit waren sehr leicht zu finden - das war aber alles schon in der Zeit des Studiums.

In diesen 6 Monaten wollte ich nur möglichst ein wenig Geld verdienen, mir war komplett egal durch was, also keine Praktika. Ausbildung oder Erfahrung hatte ich praktisch keine, was das ganze recht spannend machte. Hab mich dann durch drei Jobs (tlw. gleichzeitig) gehangelt und ein paar Erfahrungen gesammelt. Diese Zeit erwähne ich deswegen, weil es als Abgänger von der Schule am "schwersten" (aber immer noch leicht) war, irgendwas zu finden.
Später im Studium dann (z.B. für Praktika oder so) konnte ich mich immer auf meine Klausurnoten berufen und lag damit im (vergleichsweise) gemachten Nest.

Ja dann hast Du dort vieleicht unter Lohn gearbeitet oder wenig verdient, ... . Schlussendlich ging es Dir dabei ja um Geld zu verdienen und hattest ja keine anderen Verpflichtungen wie beispw. Miete, Krankenkasse, etc. zu bezahlen. Dann hat man natürlich schlussendlich auch am Ende des Monats noch was für sich über, nur bei den hohen Lebenskosten reicht halt dann ein tiefes Gehalt nicht um eine Familie zu ernähren oder irgendwie noch etwas anderes zu bezahlen als die ständig anfallenden Lebenskosten.
 
Stellt sich noch die Frage, warum überhaupt 30.000 offene Stellen nicht besetzt sind....
Ich nehm an, das sind die Jobs, die so unterbezahlt sind, dass die niemand machen will
Ich tipp eher auf Fachkräftemangel in diversen speziellen Sparten.

Wyrd schrieb:
Schlussendlich ging es Dir dabei ja um Geld zu verdienen und hattest ja keine anderen Verpflichtungen wie beispw. Miete, Krankenkasse, etc. zu bezahlen
Oh, natürlich hatte ich Verpflichtungen. Miete, Essen, Rezeptgebühr beim Arzt, all so Sachen halt. Ich bin schon lange davor von den Eltern weggezogen. Ich muss aber sagen, dass ich sehr sparsam war. Meine Lebenserhaltungskosten beliefen sich (damals in Wien) auf 250 EUR monatl., zusammengesetzt aus 150 EUR Miete + Internet (13 m² zu zweit) + 100 EUR für Essen und so Zeug wie Zahnpasta und Seife.
 
Die Rechung ist ganz einfach: 380.000 Arbeitslose, 30.000 freie Stellen.
Logisch ist: es kann gar nicht jeder nen Job bekommen, weil nicht genug vorhanden sind!
Stellt sich noch die Frage, warum überhaupt 30.000 offene Stellen nicht besetzt sind....
Ich nehm an, das sind die Jobs, die so unterbezahlt sind, dass die niemand machen will

Was sind das für Zahlen? Deutschland? Meines Wissens hat Deutschland einige Millionen Arbeitslose... glaube etwa 3 Mio. Und das sind geschönte Zahlen.

Aber vom Prinzip her.. stimmt es natürlich. Mir ging es eher um die "Extern-Inter-Theorie", da es nicht ganz so simpel ist.
 
Ne, sowohl Prakikumsstelle als auch (theoretisch?) langfristige Arbeit waren sehr leicht zu finden - das war aber alles schon in der Zeit des Studiums.

In diesen 6 Monaten wollte ich nur möglichst ein wenig Geld verdienen, mir war komplett egal durch was, also keine Praktika. Ausbildung oder Erfahrung hatte ich praktisch keine, was das ganze recht spannend machte. Hab mich dann durch drei Jobs (tlw. gleichzeitig) gehangelt und ein paar Erfahrungen gesammelt. Diese Zeit erwähne ich deswegen, weil es als Abgänger von der Schule am "schwersten" (aber immer noch leicht) war, irgendwas zu finden.
Später im Studium dann (z.B. für Praktika oder so) konnte ich mich immer auf meine Klausurnoten berufen und lag damit im (vergleichsweise) gemachten Nest.

Du bist jung, studierst (bist gescheid in deren Augen) natürlich bekommst du den JOB. Weil du WISSEN hast und billig bist. Sorry für den Ausdruck. Ich möchte dir wirklich nicht zu nahe treten. Ich schätze es auch, wenn jemand so weit geht und studiert. Aber es gibt leider sehr viele Stellen die sehr wohl von nicht Studierten gemacht werden können, diese werden aber dann von Leuten wie dir besetzt. Bei uns zählen einfach nur die Zeugnise und CO. Was ein Mensch wirklich kann auch ohne Noten, ist denen meisten egal. Traurig eigentlich. Das ganze Schema hat sich nach unten verschoben. Mir kommts vor, dass Studierte jetzt die Jobs von normalen Leute machen und die normalen Leute die Jobs, wofür man gar keine Ausbildung braucht. Die ganz Armen haben dann überhaupt keine Chance. Die Plätze wo Studenten hingehören, werden von Auslandskräften besetzt oder eben von Studenten, von denen es auch schon viel zu viele gibt. Und in Ö kommen 300 Bewerber auf einen Job. Also kein Wunder, würde ich sagen. Natürlich nehmen sich die Firman dann die Menschen, die viel können und wenig kosten. Wobei viel können immer relativ ist, würde ich sagen.
 
Werbung:
Was sind das für Zahlen? Deutschland? Meines Wissens hat Deutschland einige Millionen Arbeitslose... glaube etwa 3 Mio. Und das sind geschönte Zahlen.

Aber vom Prinzip her.. stimmt es natürlich. Mir ging es eher um die "Extern-Inter-Theorie", da es nicht ganz so simpel ist.

Das sind die österreichischen Zahlen
 
Zurück
Oben