Ist es nicht so, dass der Nächste jener ist, der unserer Hilfe bedarf, und kann deshalb ein Feind nicht auch zum Nächsten werden? Bei Lukas geht es aber nicht um diese Sichtweise, sondern um die Selbstüberwindung, der Selbstlosigkeit und Vergebung, denn seine Freunde zu lieben, ist einfach, seine Feinde hingegen um ein vieles schwerer.
Lukas 6[32]Und wenn ihr die liebt, die euch lieben, was für einen Dank habt ihr davon? Denn auch die Sünder lieben ihre Freunde.
[33] Und wenn ihr euren Wohltätern wohltut, welchen Dank habt ihr davon? Denn die Sünder tun das auch.
[34] Und wenn ihr jenen leiht, von denen ihr hofft zu bekommen, welchen Dank habt ihr davon? Denn die Sünder leihen den Sündern auch, auf dass sie Gleiches wiederbekommen.
[35] Vielmehr liebet eure Feinde; tut Gutes und leihet, wo ihr nichts dafür zu bekommen hoffet. So wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Allerhöchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.
In der Tat gibt es in diesem Zusammenhang mit dem Teufel bei Lukas einen gewissen Widerspruch:
Lukas 10[18] Er (Jesus) sprach aber zu ihnen: Ich sah den Satan vom Himmel fallen als einen Blitz.
[19] Seht, ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione, und über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch schaden.
[20] Doch darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind. Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.
Ich denke, dass man auch dem Bösen gegenübertreten kann, ohne Gleiches mit Gleichem vergelten zu wollen. Es bedarf dazu halt einer inneren Größe, sich selbst überwinden zu können. Eventuell liegt ja gerade in dem Gedanken mit Gottes Hilfe Gewalt über andere haben zu wollen ein Keim für manches Übel in dieser Welt?
Merlin