Die Frage ist, was bedeutet das also alles für dich persönlich und dein Leben? Inwieweit bist du in der Lage dieses Wissen auf dich selbst anzuwenden und es zu deinem eigenen Bewusstwerdungsprozess zu nützen?
Ich habe für mich den Weg der Träume gewählt, um Informationen über meine Psyche, mein Unbewusstes, mein Selbst und meine Reifung zu erhalten. Schon relativ früh begann ich damit, meine eigenen Träume morgens zu notieren und sie anschließend meinen Eltern mitzuteilen. Das war teilweise wirklich sehr aufregend, zumal ich mit der Zeit zunehmend lernte, selbstständig die zutreffende Erkenntnis aus dem Traum zu gewinnen.
Ich gebe Dir gern ein Beispiel, wenn Du möchtest: Als ich die Beziehung mit meinem jetzigen Freund begann, rauchte er noch regelmäßig und auch nicht gerade wenig. Kurze Zeit später setzte ich mich gemeinsam mit ihm hin und erzählte ihm von den negativen, zerstörerischen Folgen des Rauchens, die ihm weitgehend bereits bewusst waren. Er teilte mir anschließend mit, dass er selber zwar aufhören wolle zu rauchen, es aber nicht könne, weil das Verlangen danach zu stark sei. Er erklärte mir mit dieser Aussage zwar seinen Willen zur Beendigung der Sucht, wies seine Eigenverantwortung bezüglich des Aufhörens aber zugleich von sich mit der kindischen Begründung: "Ich kann nicht!" Auf diese Tatsache machte ich ihn in einer freundlichen und verständnisvollen Stimmlage aufmerksam. Zuerst sträubte er sich zwar, seine Verantwortlichkeit diesbezüglich wahrzunehmen, später erkannte er dann jedoch selbst seinen Handlungsbedarf, so dass er mir zusicherte, seine Sucht zu beenden.
Die Tage vergingen... Es geschah nichts von dem Versprochenen. Erneut thematisierte ich das Problem und erinnerte ihn an seinen eigentlichen Willen und an seine Zusage, sein Suchtverhalten aufzukündigen. Als ich merkte, dass er ausweichend reagierte und versuchte, Ausreden zu erfinden, z. B. dass er momentan Schulstress habe, wurde meine Stimme fester und meine Äußerungen ihm gegenüber direkter. Wir verblieben so, dass er den Zeitpunkt des Aufhörens selber bestimme. Er wollte sich einen passenden Termin überlegen. Leider kam es auch nach weiteren Tagen nicht dazu.
Nach dem Scheitern dieses zweiten Versuches sagte ich ihm in lauterer Tonqualität, dass mich dieser ständige Gestank seiner Klamotten nach Rauch belästige. Gleichfalls beklagte ich, dass ebenfalls sein Körper zuweilen danach rieche, z. B. beim Näherkommen, und dass das total unangemehm und abstoßend sei. Daraufhin verabredeten wir, dass er am nächsten Tag seine Abhängigkeit - wie ursprünglich gewollt und versprochen - beende, was auch tatsächlich passierte. Seitdem ist er rauchfrei.
Warum erzähle ich Dir das? Aus folgendem Grunde: In der Nacht nach dieser Auseinandersetzung hatte ich einen Traum, der Nachstehendes zum Inhalt hatte: "Mit meiner Familie war ich verreist. Ich befand mich auf dem WC des dortigen Hotels. Vor mir stand ein Korb, in welchem ein junges, niedliches Kätzchen lag. Nachdem ich einmal kurz die Augen geschlossen und im Anschluss erneut in den Korb geschaut hatte, musste das Kätzchen von einem unbekannten Wesen angefallen worden sein, denn es blutete und regte sich nicht mehr. Es wurde offensichtlich getötet."
Meine Interpretation des Traumes schrieb ich nach dem Erwachen nieder. Für mich stand das Sitzen auf dem WC für einen Reinigungsprozess. Ich befreite und bereinigte mich von einem infantilen Anteil meiner Persönlichkeit, der durch das Kätzchen im Traum symbolisiert wurde. Der aggressive Tod des Kätzchen versinnbildlichte, dass ich am Tag zuvor mit einer gewissen Offensive die Verantwortung für meine Beziehung und die Gesundheit meines Freundes ergriff, indem ich mich engagiert und erwachsen dafür einsetzte, dass er seine Sucht verabschiedet.