Wenn Ihr den Dhamma wirklich erkennen wollt, wo solltet Ihr danach
schauen? Ihr müsst in Körper und Geist hineinschauen. Ihr werdet ihn nicht in
den Bücherregalen finden. Um den Dhamma wirklich zu sehen, müsst Ihr in
Eurem eigenen Körper und Geist nachschauen. Es gibt nur diese beiden Dinge.
Der Geist ist mit dem physischen Auge nicht sichtbar, er muss mit dem 'Auge
des Geistes' betrachtet werden. Ehe man den Dhamma realisieren kann, muss
man wissen, wohin man zu schauen hat. Der Dhamma, der sich im Körper
befindet, muss im Körper gesehen werden. Und womit betrachten wir den
Körper? Wir betrachten den Körper mit dem Geist. Ihr werdet den Dhamma
nirgendwo anders finden, denn sowohl Glück als auch Leid entstehen genau
dort. Oder habt Ihr schon einmal gesehen, dass Glück in den Bäumen
entsteht? Oder in den Flüssen oder im Wetter? Glück und Leid sind Gefühle,
die in unseren eigenen Körpern und im Geist entstehen.
Deshalb sagt uns der Buddha, den Dhamma genau hier zu erkennen. Der
Dhamma ist gerade hier, wir müssen hier nachschauen. Der Lehrer mag euch
sagen, ihr solltet Euch den Dhamma in den Büchern anschauen, aber wenn
Ihr glaubt, dass dort der Dhamma wirklich zu finden ist, dann werdet Ihr ihn
niemals sehen. Nachdem Ihr Euch die Bücher angeschaut habt, müsst Ihr
innerlich über diese Lehren reflektieren. Dann könnt Ihr den Dhamma
verstehen. Wo existiert also der echte Dhamma? Er existiert genau hier in
unserem Körper und Geist. Benutzt den Geist, um über den Körper zu
reflektieren. Dies ist die Essenz der kontemplativen Praxis.
Wenn wir das tun, dann wird Weisheit in unserem Geist entstehen. Befindet
sich Weisheit in unserem Geist, dann ist Dhamma überall, egal wo wir
hinschauen. Wir werden anicca, dukkha und anatta zu jeder Zeit sehen.
Anicca ist die Flüchtigkeit. Dukkha bedeutet, dass wir leiden müssen, wenn
wir uns an Dinge klammern, die nur vorübergehend existieren, denn sie
gehören nicht zu uns, und wir können sie nicht besitzen (anatta). Aber wir
erkennen das nicht, wir halten sie immer für unser Selbst und als zu uns
gehörend.
Das bedeutet, dass man den Wahrheitswert der Konvention nicht sieht. Ihr
solltet Konventionen verstehen lernen. Zum Beispiel haben alle, die hier
sitzen, einen Namen. Wurden unsere Namen mit uns geboren, oder hat man
sie uns nachträglich gegeben? Versteht Ihr das? Das ist Konvention. Sind
Konventionen nützlich? Natürlich sind sie das. Da sind zum Beispiel vier
Männer, A, B, C und D. Jeder von ihnen braucht einen individuellen Namen,
um Kommunikation und Zusammenarbeit zu erleichtern. Wollen wir mit Herrn A
sprechen, dann können wir Herrn A rufen, und er würde kommen, und nicht
die anderen. Das ist die Zweckmäßigkeit einer, Konvention. Aber wenn wir
tief in diese Angelegenheit hineinschauen, dann werden wir sehen, dass in
Wirklichkeit niemand da ist. Wir werden die Transzendenz sehen. Es gibt nur
die vier Elemente: Erde, Wasser, Wind und Feuer. Damit ist schon alles über
unseren Körper gesagt.
Aber aufgrund der anhaftenden Kraft von Attavadupadana betrachten wir es
nicht auf diese Weise. Würden wir mit klarem Geist hinsehen, dann sähen wir,
dass es da nicht viel gibt, was man als eine Person bezeichnen könnte. Der
feste Teil ist das Erdelement; der flüssige Teil ist das Wasserelement; den
Teil, der hier hin und da hin weht, bezeichnet man als das Windelement; und
den Teil, der Hitze erzeugt, nennt man Feuerelement. Wenn Erde, Wasser,
Wind und Feuer so zusammengekommen sind, dann bezeichnet man das als
ein menschliches Wesen. Wenn wir die Dinge auseinander nehmen, dann
sehen wir, dass es nur Erde, Wasser, Wind und Feuer gibt. Wo ist die Person
zu finden? Es gibt keine.
Deshalb lehrte der Buddha, dass es keine höhere Praxis gibt, als zu sehen:
'Dies ist nicht mein Selbst, und es gehört mir nicht.' Es handelt sich einfach
um Konventionen. Wenn wir alles klar auf diese Weise verstehen, dann
erfahren wir Frieden. Wenn wir im gegenwärtigen Moment die Wahrheit der
Vergänglichkeit realisieren, dass nämlich die Dinge nicht unser Selbst sind
oder zu uns gehören, dann werden wir in Frieden mit ihnen sein, wenn sie
auseinander fallen, weil sie sowieso niemandem gehören. Es handelt sich
einfach nur um Elemente, bestehend aus Erde, Wasser, Wind und Feuer.
Es ist für die Menschen schwierig, dies zu sehen, aber trotzdem ist es nicht
jenseits unserer Fähigkeiten. Können wir es sehen, dann finden wir
Zufriedenheit; wir werden nicht mehr soviel Ärger, Gier und Täuschung
erleben. Dhamma wird immer in unseren Herzen sein. Es gibt keine
Notwendigkeit für Eifersucht und Gehässigkeit, weil jeder einfach nur aus
Erde, Wasser, Wind und Feuer besteht. Mehr gibt es darüber nicht zu sagen.
Wenn wir diese Wahrheit annehmen können, dann werden wir die Wahrheit
der Lehre des Buddha sehen.
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