Wie beurteilt ihr Prostitution? V2.0

Wie beurteilt ihr Prostitution?

  • stellt eine Verletzung der Menschenwürde dar, und ist daher ohne Wenn und Aber zu verbieten.

    Stimmen: 6 14,3%
  • Bestraft werden sollten die Freier und Bordellbetrieber, nicht aber die Prostuierten

    Stimmen: 7 16,7%
  • Ist ein nicht änderbares Übel und sollte unter staatliche Kontrolle

    Stimmen: 7 16,7%
  • Ist im Grunde eine Dienstleistung wie andere auch und sollte staatlich kontrolliert werden

    Stimmen: 22 52,4%

  • Umfrageteilnehmer
    42
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Auch das hier aus der Studie des Europarats ist sehr interessant:
Durchschnittlich sind 70 % der Prostituierten in der EU Migrantinnen.
Es wirft nämlich die Frage auf, wie Migration und Prostitution im Detail zusammenwirken. (Das wurde bisher hier im Thread gar nicht thematisiert, es wurde einzig sofort auf "Menschenhandel" hingewiesen, als ob Prostitution und Menschenhandel zwangsläufig zusammenhängen.)

Wir könnten jetzt beispielsweise fragen: Wäre eine lokale Verwurzelung, also ein soziales Freundesnetz etc., eine gute vorbeugende Massnahme gegen Prostitution? Und falls das so wäre, würde dann eine allgemeine Fremdenfeindlichkeit allenfalls Prostitution begünstigen, weil dadurch die gesellschaftliche Integration im Zielland, also der Aufbau eines sozialen Netzes an Freunden und Bekannten, verhindert wird?

Wir können auch andere Fragen aufwerfen. Beispielsweise, ob die juristischen Hürden, mit einer mässig guten Schulbildung im Zielland eine Arbeitserlaubnis einzuholen, Frauen sozusagen in die Prostitution treibt. Ob also, mit anderen Worten, unsere Fremden- und Einwanderungspolitik ihren Beitrag zur Prostitution hat.

Ob vielleicht ausgerechnet Personen mit einem gewissen Hang zum Risikoverhalten migrieren, und somit unter den migrierenden Frauen auch das Sexualverhalten mit einem höheren Risikoverhalten einhergeht. Ob also, mit anderen Worten, die Persönlichkeitsstruktur der Prostituierten einem gewissen "natürlichen Selektionsbias" entspricht. Das würde dann die Frage erlauben, was daraus geschlossen werden kann oder muss.

Und so weiter. Aber bisher wurde wenig bis nichts von all dem hier aufgeworfen, sondern es wurden vor allem eine Menge Allgemeinplätze wiedergeben.
 
Hat überhaupt einer den Link verfolgt und sich das Mal durchgelesen?
Ich hatte auch schon dazu geschrieben. Aber der Link ist mir tatsächlich entgangen. Ich bin ja aber auch nicht dafür es einfach zu verbieten, sondern eben die Hilfsangebote ebenfalls auszubauen, mit Wertschätzung und Unterstützung, Rechte stärken, etc. Glaube, das auch verdeutlicht zu haben.
 
Ich habe Mühe, das zu glauben, aber wenn die Zahlen überzeugend sind, dann spräche das für sich.
Da kann ich dir Abhilfe verschaffen^^

Erlebnisberichte von Betroffenen, ebenso wie die Befunde einiger weniger Untersuchungen mit dieser Personengruppe legen jedoch nahe, daß viele Prostituierte körperlicher und sexueller Gewalt - sowohl in der Kindheit als auch in der Prostitution - ausgesetzt waren.

Im Rahmen einer internationalen Vergleichsstudie (Initiatorin: M. Farley, Prostitution Research and Education, San Francisco) zu traumatischen Erfahrungen, deren Bewältigung und psychischen Folgen bei Prostituierten, wurden betroffene Frauen in Hamburg befragt.
Es zeigte sich, daß fast alle Befragten extreme Traumatisierung wie sexuelle und körperliche Kindesmisshandlung und Vergewaltigung erlebt hatten und mehrheitlich unter schweren psychischen Folgeerkrankungen litten. Ein ähnliches Bild zeigte sich in den internationalen Vergleichsuntersuchungen in den USA, Thailand, Sambia, Südafrika, und der Türkei).


Studie
Sybille Zumbeck: Die Prävalenz traumatischer Erfahrungen, Posttraumatischer Belastungsstörung und Dissoziation bei Prostituierten. HH 2001.

 
Irgendwie scheint es "offensichtlich" zu sein, dass "Sexkauf" und Chirurgie, Alten- oder Krankenpflege nicht wirklich qualitativ gleichzusetzen sind. Aber eben, worin besteht denn jetzt genau der Unterschied?
Na worin wohl ...
... bei der Prostitution findet der sexuelle Missbrauch des Körpers eines Menschen statt.
Ausschließlich dafür wird bezahlt.
Der Mensch wird wie ein Ding benutzt, wird im Prinzip zum Objekt der Begierde degradiert, damit der Freier zum Höhepunkt kommen bzw. ejakulieren kann.
Genauso gut könnte man eine entsprechend geformte Gummipuppe statt eines Menschen benutzen.

Weder in der normalen Alten- oder Krankenpflege noch in der Chirurgie passiert so etwas.
In einem Schreibtisch-Job - sofern er okay ist - passiert das auch nicht.
Anderenfalls würde es ne Anzeige geben, so im Sinne von "me too".
Dort werden die arbeitenden Menschen im Normalfall als Personen mit eigenen Wünschen, Talenten und Fähigkeiten wahrgenommen und respektiert.
 
Da kann ich dir Abhilfe verschaffen^^

Erlebnisberichte von Betroffenen, ebenso wie die Befunde einiger weniger Untersuchungen mit dieser Personengruppe legen jedoch nahe, daß viele Prostituierte körperlicher und sexueller Gewalt - sowohl in der Kindheit als auch in der Prostitution - ausgesetzt waren.

Im Rahmen einer internationalen Vergleichsstudie (Initiatorin: M. Farley, Prostitution Research and Education, San Francisco) zu traumatischen Erfahrungen, deren Bewältigung und psychischen Folgen bei Prostituierten, wurden betroffene Frauen in Hamburg befragt.
Es zeigte sich, daß fast alle Befragten extreme Traumatisierung wie sexuelle und körperliche Kindesmisshandlung und Vergewaltigung erlebt hatten und mehrheitlich unter schweren psychischen Folgeerkrankungen litten. Ein ähnliches Bild zeigte sich in den internationalen Vergleichsuntersuchungen in den USA, Thailand, Sambia, Südafrika, und der Türkei).


Studie
Sybille Zumbeck: Die Prävalenz traumatischer Erfahrungen, Posttraumatischer Belastungsstörung und Dissoziation bei Prostituierten. HH 2001.

Das ist genau die Studie, zu welcher leider nicht offensichtlich wird, wie das Sample zustande kam. Das hatte ich oben schon ale eine Schwierigkeit hier angeführt. Ich habe keinen direkten Zugriff auf diese Studie.
 
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Na worin wohl ...
... bei der Prostitution findet der sexuelle Missbrauch des Körpers eines Menschen statt.
Ausschließlich dafür wird bezahlt.
Der Mensch wird wie ein Ding benutzt, wird im Prinzip zum Objekt der Begierde degradiert, damit der Freier zum Höhepunkt kommen bzw. ejakulieren kann.
Ich möchte darauf hinweisen, dass das nicht ein sachlogisches Argument darstellt, sondern primär normativ von dir so postuliert wird.

Diese Art von Objekt-Sex findet auf diesen Planeten unzählige Male in diversen Konstellationen (Beziehungen, One-Night-Stands usw.) statt. Es ist folglich kein auszeichnendes Merkmal von Prostitution.

Das macht sicherlich nichts besser, aber es eignet sich somit eben gerade nicht als Argument dafür, dass Prostitution irgendwie "ungut" sei oder anders als jede andere Form von sexuellem Austausch.

Es ist sogar noch schlimmer: Leider wird man oft genau so in Krankenhäusern behandelt, als reine Nummer, die möglichst rasch wieder nachhause geschickt werden soll, damit das Bett wieder frei wird. Aus dieser Sichtweise eignet sich das Argument der Objektivierung ebenfalls nicht dazu, Prostitution von den anderen genannten Dienstleistungen zu unterscheiden.

Es ist, zusammengefasst, meines Erachtens nicht die "Ver-Objektivierung" eines Menschen, welche Prostitution von anderen Lebensbereichen und Dienstleistungen unterscheidet.

Genauso gut könnte man eine entsprechend geformte Gummipuppe statt eines Menschen benutzen.
Damit, so glaube ich, verkürzt du die Sache noch weiter unzulässig. Ich glaube, es ist eben gerade umgekehrt: Genau weil es ein Mensch ist, hat die Sache für viele Freier einen Reiz. Sonst gäbe es eben Sexmaschinen, und keine menschlichen Prostituierte. Wir könnten sogar einmal eine sehr steile These aufstellen, die erst noch zu überprüfen wäre:

"Für die Mehrheit der Freier steht gar nicht der Sex im Vordergrund, sondern der menschliche Kontakt. Dieser Kontakt ist für sie derart Mangelware, dass sie sogar grössere Gefahren in Kauf nehmen würden, um an ihn zu gelangen. Aus diesem Grunde kann Prostitution nicht per Verbot auf Freier-Seite bekämpft werden, weil dadurch der Mangel noch einmal vergrössert wird."

Ich behaupte nicht, dass das stimmt, aber es würde einmal mehr unsere Sicht auf die Sache schärfen, wenn wir das Problem versuchsweise auf diese Weise anschauen würden, auch wenn wir dann zum Schluss kämen, dass diese Hypothese aus noch festzuhaltenden Gründen nicht haltbar ist.
 
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