als Jesus in seinen letzten Tagen in Jerusalem diskutierte mit den Sadduzäern und den Pharisäern. Von den Sadduzäern wurde er gefragt, wie das mit dem Himmelreich denn sei. Jesus erzählte als Gleichnis die Geschichte von dem König, der für seinen Sohn die Hochzeit ausrichtete. Alles war für dieses Fest vorbereitet und es fehlte an nichts.
Als er aber seine Herolde aussandte, um die Gäste einzuladen kamen sie unverrichteter Dinge zurück. Die Gäste wollten nicht kommen, weil sie Wichtigeres im Sinn hatten. Der König war erbost, schickte sein Heer aus und ließ ihre Stadt niederbrennen. Danach sprach er zu seinen Knechten: „Die Hochzeit ist zwar ausgerichtet, aber die Gäste waren es nicht wert!“ (Matthäus 22[1-8]).
Mat. 22,2-13:
Das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl.
Erläuterung:
„‘Es war ein König, der hatte einen Sohn. Für diesen Sohn liess er das Hochzeitsfest bereiten.’ Ich will versuchen, jeweils gleich die Deutung in meine Wiedergabe des Gleichnisses einzufügen. Wer war der König, der einen Sohn hatte? Christus hatte ja während seines Wirkens auf Erden ständig den Auftrag vor Augen, den er erfüllen sollte. Im Gleichnis ist
Gott der König; der Sohn, der Hochzeit feiern sollte, war
Christus selbst.“
„Der König sandte seine Knechte aus; sie sollten die Menschen zum Hochzeitsmahl des Königssohnes laden. Die Knechte machten sich auf; allein, die Geladenen kamen nicht. Der eine sagte, er habe keine Zeit. Ein anderer schützte Geschäfte vor. Ein dritter hatte eine andere Ausrede. Sie alle könnten, so sagten sie, an diesem Hochzeitsmahl nicht teilnehmen.“
„Wer waren diese ‘Knechte’, die ausgingen und die Botschaft verkündeten: ‘Kommt, das Mahl ist bereit! Ihr seid eingeladen!’? Einst wurde doch die Botschaft verkündet: ‘Friede den Menschen! Euch ist der Heiland geboren! ...’ (Vgl. Luk.2,11.) Aber die Menschen hörten nicht auf diese Botschaft - sie
wollten sie nicht vernehmen! Also kehrten die Knechte zurück und mussten berichten: ‘Niemand kommt...’“
„Daraufhin sandte der König, wie es im Gleichnis heisst, andere Knechte aus. Sie sollten die Strassen aufsuchen, sich an alle Ecken stellen und die Leute drängen, zum Hochzeitsmahl zu kommen. Einige kamen dann auch; andere aber, die die Einladung gehört hatten, gingen auf die Knechte los und brachten sie um.“
„Mit
diesen Knechten sind nicht mehr Engel gemeint, sondern jene Menschen, die in der Frühzeit des Christentums das Evangelium verkündeten und den Märtyrertod starben... Christus konnte in seinem Gleichnis dies andeuten, weil ihm die Schau gegeben war und er so ein Wissen um die nahe bevorstehende Zukunft besass. Er stand ja in ständigem Zwiegespräch mit hohen Engeln, die ihrerseits mit Gott in Verbindung waren. So bestand eine enge Verbundenheit zwischen Christus und dem Vater.“
„Ehe ich fortfahre, möchte ich eine Zwischenbemerkung einfügen. In diesem Gleichnis ist nur vom
König und von seinem Sohn als
Bräutigam die Rede; von einer
Braut verlautet nichts. Der Bräutigam ist ja Christus selbst - das sagte ich schon. Er hatte den schweren Auftrag der Erlösung zu erfüllen, und er selbst hatte den Menschen verkündet: ‘Ich bin Gottes Sohn!’ [Joh. 8,28] Doch sie glaubten ihm nicht.“
„Ich nehme den Bericht des Gleichnisses wieder auf. Das Hochzeitsmahl fand statt. Der Saal hatte sich gefüllt; Menschen hatten dazu gedrängt werden können, am Festmahl teilzunehmen. Was bedeutet das? Betrachtet ihr die Welt von heute, dann stellt ihr fest: Der christliche Glaube
hat Verbreitung gefunden. Insofern hatte die ‘Einladung zum Fest’ einen gewissen Erfolg gehabt. Doch ermangelt dieser christliche Glaube der
Wahrheit.“
„Dann heisst es im Gleichnis: ‘Der König selbst ging hin, um Nachschau zu halten, ob auch alle Gäste festlich gekleidet waren.’ Aus welchem Grund? Auch dies musste doch einen Grund gehabt haben. ‘Da bemerkte der König, dass einer darunter war, der kein Hochzeitskleid trug’ - besser sollte man vielleicht sagen: ‘der nicht festlich gewandet war.’ ‘Als der König sah, dass dieser weder geschmückt noch festlich gekleidet war, liess er ihn herausholen, binden und befahl: ‘Werft ihn ins Feuer! Werft ihn in die Finsternis, so wie sie gerade ist!’“
„Auch der Satz: ‘so wie die Finsternis gerade ist’ hat seine besondere Bedeutung; denn als Christus dieses Gleichnis erzählte, hatte er seinen Erlösungsauftrag ja noch nicht erfüllt. (Noch war er nicht in die Hölle eingedrungen, wodurch erstmals Licht in die Finsternis gebracht wurde.) Wer aber war der nicht festlich Gewandete?“
„Mit ihm ist der
Teufel gemeint - der Widersacher, der die Welt regiert und überall (auf ihr) Zutritt hat. Damals war der Heilsplan in seinem entscheidenden Punkt noch nicht verwirklicht: Noch hatte Christus seinen Kampf mit Luzifer in der Hölle nicht aufgenommen und siegreich bestanden. Noch war Christus ja Mensch. Darum liess er im Gleichnis den
König befehlen: ‘Werft ihn ins Feuer! Werft ihn dahin, wohin er gehört!’ Das Feuer veranschaulicht die Hölle als einen Ort der Qual. In ihr hat der Teufel seinen Platz.“
Im Gleichnis heisst es, dass die Diener auf Anweisung des Königs hinaus auf die Strasse gingen und alle, die sie trafen, einluden. Das veranlasste einen Hörer zur Feststellung, dass wenn man Leute von der Strasse weg einlade, es doch selbstverständlich sei, dass diese im Strassenanzug kommen - da verstehe man nicht, wie es heissen könne, unter diesen sei einer gewesen, der keine Hochzeitskleider getragen habe. „...das ist nur symbolisch gemeint. Christus hat diese Dinge stets symbolisch ausgedrückt, und so sind auch diese Worte
geistig zu verstehen. Immer geht es darum, wie das
Innere des betreffenden Menschen beschaffen ist. Ist unter ihnen ein Mensch, der sich furchtbar belastet hat, oder handelt es sich um solche, die sich in ihrem irdischen Dasein Mühe geben und versuchen, geistig vorwärtszukommen? Also ist auch diese Wendung geistig aufzufassen.“
„Auch in diesem Gleichnis kleidete Jesus in sinnbildliche Worte, was ihn so sehr beschäftigte. Schon damals wusste er aber, dass seine Gleichnisse in späteren Zeiten gemäss ihrer
eigentlichen Bedeutung ausgelegt werden würden; sagte er doch am Vorabend seines Kreuzestodes: ‘Der Geist der Wahrheit wird kommen und euch über all jene Dinge unterrichten, die ihr wissen müsst.’ (Vgl. Joh. 16,13.)“
„Tatsächlich ist ja auch dieses Gleichnis gar nicht so schwer zu verstehen!
Denn sobald man die Ursache der Menschwerdung Christi kennt, wird einem begreiflich, dass er sich während seines Erdenwirkens einzig mit seinem
Auftrag befasste. Dieser Auftrag bedeutete ihm alles; nur mit ihm gab er sich ab. Dabei stand er wie erwähnt in ständiger Verbindung mit der Engelswelt, die ihm die Nachrichten und Botschaften des Vaters überbrachte.“
lg
Syrius