Lieber Eli,
man kann nicht erwarten, dass man von allen Menschen geliebt wird – so kann und muss ich auch nicht alle Menschen lieben. Es reicht doch, wenn ich einem Unsympath mir Respekt und Toleranz begegne. Soll ich mir da eine Liebe vorheucheln, die ich nicht fühle?
Wie man in den Evangelien lesen kann, konnte auch Jesus seinem Anspruch auf Nächstenliebe nicht erfüllen. Ich erinnere an seine Unbeherrschtheit gegenüber seinen Feinden, den Pharisäern und Schriftgelehrten oder den Heiden Samarias und Kanaans. Zarathustra hätte ihn in dieser Situation daran erinnert, zumindest zu versuchen Gutes zu reden. Er war da also seinen Ratschlägen aus der Bergpredigt nicht gefolgt:
Mattäus 5 [37] Eure Rede aber soll sein: ja, ja; nein nein. Was darüber ist von Übel.
Was daraus geworden ist, kann man dann in der Passionsgeschichte sehen. Ja und er hatte dort auch nicht nur einen Stein geworfen, sondern hatte damit nicht aufgehört.
Ich sehe Jesus diese Menschlichkeit nach, denn so war nun einmal sein Wesen.
Merlin