Hallo Peter

Vorneweg: Die diskussion ist wirklich interessant, ich bin aber grundsätzlich nicht sicher, ob ich mich wirklich verständlich machen kann. Ich erlebe und erlebte wirklich alles ganz anders als du und es erscheint mir schwierig, meine erfahrungen hier so rüberzubringen, dass sie nicht oberflächlich wirken.
Hei Mipa,
ob man sich im Netz überhaupt wirklich verständlich machen kann, weiss ich nicht - manchmal gelingt das ja nichtmal unter Menschen die sich schon lange persönlich kennen...
Ich denke gar nicht dass Deine Erfahrungen "oberflächlich" sind - aber ich hab den Eindruck, dass schon Deine Interessen und Ideale ganz andere sind als meine.
Es steht dir nichts zu und du hast auch keinen anspruch.
Eben.
Und wie genau?
Ich erlebe/erlebte das wirklich ganz anders und kann mir auch beim besten willen nicht vorstellen, dass du nur den typ frau begegnet bist, den du hier beschreibst.
Ist das ein "Typ"?
Natürlich sollst du in dir nachforschen, aber eben nicht im sinne von ich kann nicht gut genug sein!. Damit drückst du dir den stempel auf und mit dem läufst du durchs leben.
Das ganz gewiss nicht. Stempel aufdrücken haben schon viele versucht, und am Ende hab ich doch das gemacht was ich will. Das geht nicht so einfach.
Natürlich liegt der bei dir, aber eben nicht im sinne von: 1. Ich bin nicht gut genug, sondern: 2. Warum komme ich auf die idee, nicht gut genug zu sein? Und nein, das hat in erster linie mit den andern einfach nichts zu tun.
Klar ist dabei jedenfalls:
ich komme gar nicht auf die Idee, nicht gut genug zu sein. Sondern das ist es was mir immer vermittelt wird - das kommt nur von aussen.
Punkt 2 setzt wo ganz anders an. Es befreit dich zunächst von der unverrückbaren meinung, die du dir über dich gebildet hast.
Ich hab keine Meinung über mich - dazu hab ich viel zu viel bizarres und überraschendes erlebt - um nicht mehr recht zu wissen, wer (oder eher: was) ich wirklich bin. Das ist aber genau die Schwierigkeit: ab einer bestimmten Erfahrungstiefe wird man sich über sich selbst nur noch weiter klar, wenn man sich in einem Gegenüber reflektieren kann. Ansonsten fängt man an sich im Kreis zu drehen, weil man alles, was man allein finden kann, schon gefunden hat.
Was für ein typ frau spricht mich an und warum? Wann tauchte erstmals der gedanke auf, für eine beziehung nicht gut genug zu sein?
Das ist ganz einfach: als ich ungefähr 11 Jahre alt war und es anfing mit der öffentlichen Propaganda im Sinne von, nur ein kastrierter Mann ist ein guter Mann, und dergleichen. Von daher war dann klar, dass der Wunsch nach einer Beziehung an sich schon etwas verwerfliches und schämenswertes ist.
Ja, klar. Ich meinte auch nicht, dass es nicht legitim sei, sich diese zu wünschen und etwas dafür zu tun
Das ist aber das was mir vermittelt wurde!
Es ging nicht darum, das eine zu gunsten des andern aufzugeben, sondern objektiv eine bestimmte gleichwertigkeit festzustellen. Was bringt dir deine traumpartnerin, wenn du jeden tag total unmotiviert, unglücklich zur arbeit gehst? Wenn du das gefühl hast, in dir steckt noch so viel mehr, als du die möglichkeit hast auszudrücken? Du hast das problem nicht und kannst es dir auch nicht vorstellen? Schön für dich.[/quote]
Oh doch, ich hab das "Problem" - ich seh es aber nicht als Problem, weil ich das ja ändern kann. Aber wie eine Partnerin (und ich suche ja keine "Traumpartnerin") zu finden wäre, das weiss ich eben nicht - und da hiess es immer nur, dass Frauen Beziehungen sowieso total ablehnen und nur von Männern dazu gezwungen werden.
Du argumentierst hier mit humanitären aufgaben versus schmutigen partnerschaft, die diese quasi reinwaschen sollen (so verstehe ich das gerade).
Nicht ganz, ich beschreibe das altruistische Verständnis, dass partnerschaftliche Liebe etwas Eigennütziges sei und daher nicht erstrebenswert, sondern dass das Streben sich vielmehr auf "gute Taten" aus "wahrer" (d.h. uneigennütziger) Liebe (so im Stil von Mutter Teresa oder dgl.) richten solle. Und btw., ich halte das für einen ausgemachten Blödsinn.
Ich kann mit dieser art gedankengut nichts anfangen und das, obwohl ich streng katholisch aufgewachsen bin, jeden Sonntag in der kirche war und mir die lustfeindlichkeit zumindest am rand der desolaten ehe meiner eltern aufgefallen sein könnte. Seltsamerweise hat das bei mir keinerlei spuren hinterlassen. Ich bin alles andere als lustfeindlich und das gedankengut anderer interessiert mich nicht. Wie kommt das?
Na das kann man ja herausfinden. Ich halte ja auch nichts davon.
Ja, ich verstehe dich schon. Ich denke aber, dass es ziemlich frustrierend sein kann, dem ganzen nachzujagen.
Ja, das kann es sein. Aber soll man sich mit weniger zufriedengeben, mit mittelmäßigem Mittelmaß oder schlechten Kompromissen?
Das ist wohl eine Frage der Lebenseinstellung - und meine war immer "ganz oder gar nicht".
Wer sagt, dass man sich hat man den fehlenden knackpunkt eingeholt ganzer fühlt?
Ich dachte, das weiss man. Jedenfalls mache ich die Erfahrung, dass meine Intution durchaus treffend auszumachen vermag, was konkret irgendwo fehlt um es ganz/heil/funktionierend zu machen.
Sind wir nicht immer ganz, egal, was wir haben? Das sind philosophische überlegungen, die du nicht magst. Ich kann allerdings nicht anders, als genau solche überlegungen anzustellen. Hier eigentlich wieder die frage nach: Ersetzt etwas zu haben das sein?
Dieser sicht liegt zugrunde, dass die beziehung alle räder darstellt und ohne räder geht eben gar nichts.
Na, ohne Motor geht auch gar nichts, und ohne Getriebe wenig, und ohne Fahrgestell auch gar nichts, und ohne Lenkung nicht wirklich was, usw.usf.
Ein Auto setzt sich aus einer Anzahl wesentlicher Komponenten zusammen, von denen jede wesentlich ist damit man das ganze als Auto verwenden (und mithin sinnvoll als Auto bezeichnen) kann.
Damit beantwortet sich auch die Frage nach haben oder sein ganz einfach: ein auto muss Räder
haben (und einen Motor und ein Fahrgestell usw.), damit es ein Auto
ist.
Ich sehe das nicht so. Ich bin das auto, der motor und die räder: Ich bin grundsätzlich vollständig. Beziehung, beruf, kinder, was weiss ich sind merkmale, die das auto auf die eine oder andere weise erweitern, von mir aus wertvoller, schöner, bereichernder, etc. machen.
Hast Du es mal probiert, Beziehung, Beruf, Kinder usw. alles wegzunehmen, und zu schauen was dann übrigbleibt? Das ist gar nicht so harmlos - die meisten Leute erleben ziemlich heftige Krisen wenn man ihnen nur eins davon wegnimmt.
Und ich habs mal probiert, bin es durchlaufen - was passiert, wenn ich alle Attribute, die mein alltägliches weltliches Leben auszumachen scheinen, wegnehme - was bleibt übrig, wie sieht die nackte Wahrheit aus?
Was dabei passiert ist genau das, was Inanna bei Ereshkigal erlebt (
http://de.wikipedia.org/wiki/Inannas_Gang_in_die_Unterwelt ): es bleibt nur der Tod.
Ich kenne jemanden, der länger schon alleine ist, der nicht krank ist oder geworden ist, das nur am rande. Natürlich pflichte ich dir bei, allerdings hat ein erwachsener mensch, verschiedene möglichkeiten kontakte zu knüpfen, was ein baby oder kleinkind nicht hat, weshalb dort berührung und nähe das überleben erst sichern.
Ei ja, Du hast ganz recht - und ich hab selber immer geglaubt, nur Babies hätten ein Bedürfnis nach Nähe, und der heranwachsende oder erwachsene Mensch braucht sowas nicht mehr. Offenbar ist das aber auch nicht die ganze wahrheit.
Ich frage mich nur und um das geht es doch in diesem thread wie du zu einer tiefen, beständigen und ekstatischen liebesbeziehung kommen willst, wenn du den alltag mit diesem menschen nicht teilst.
Keine Ahnung, da hab ich noch nicht drüber nachgedacht. Macht auch kaum Sinn wenn eh niemand existiert wo potentiell irgendeinen Alltag mit mir teilen wollte.
Es ist m.e. nämlich so, dass die wertvollsten dinge genau im alltag erlebt werden. Und genau hier gehen unsere sichtweisen total auseinander, was in anderen therads auch schon der fall war. Mir scheints, dass du dich nach dem besonderen sehnst und ich finde, sehe im normalen das besondere.
Ich sehne mich nicht nur nach dem Besonderen, ich neige auch gelegentlich dazu es zu finden.

Ich hab nie einen Gefallen am durchschnittlichen oder den gedämpften Erwartungen des Mittelmaßes und der Anpassung gefunden. Deswegen auch: ganz oder gar nicht. Das hat nichts mit "besonders sein wollen" zu tun, sondern eher damit, sich ganz auf etwas einzulassen - denn dann wird daraus etwas besonderes!
Das ist halt so, und das hab ich mir auch nicht ausgesucht, sondern erst allmählich erkannt, dass es für mich so ist und von daher die Dinge ihren schlüssigen Sinn kriegen. Sozusagen eines dieser unterschwelligen Muster, die die Persönlichkeit ausmachen und bei denen man nicht weiss wo sie herkommen. Und ich finde nicht dass es eine schlechte Eigenschaft ist die ich unbedingt ablegen sollte.
Das ist alles ganz wunderbar. Allerdings wirst du weder während eines konzerts noch im urlaub diese art beziehung aufbauen und leben können, von der der thread handelt.
Na wie sonst - im Alltag muss ich meinen Job machen, und mein Training, und die sonstige Arbeit, und die Depressionen pflegen - und es wäre höchst unfair da jemand mit hineinzuziehen.
Es war nicht von belästigung die rede, sondern ich schrieb, dass ich lieben könne, zuneigung empfinden könne, ohne ein gegeninteresse/gegengefühl zu erwarten. Das geht dann, wenn man nicht in jedem fall eine erwiederung braucht, bzw. erwartet und das geht wiederum dann, wenn man eben nicht auf brauchen, bzw. erwarten fokussiert ist und sich selbst grundsätzlich positiv gegenübersteht.
Alles schön und gut, aber Belästigung ist halt das, worum es geht: weil es immer heisst, Frauen wollen gar keine heterosexuellen Beziehungen, sondern fühlen sich von Männern nur belästigt.
Es geht
nicht darum ob man jemand
braucht oder
Gegenliebe sucht oder irgendwas dergleichen, sondern um den selbstverständlichen männerverachtenden Sexismus, wo man
schon von vorneherein verurteilt wird nach dem Motto "Männer wollen ja eh bloss f...".
Und dagegen ist nach meiner Erfahrung bloss mit Selbstbewusstsein nicht anzukommen, sondern um damit umzugehen, braucht man ein aufgeblähtes Ego und muss sehr von sich selbst eingenommen sein.
Du gehst davon aus, dass sich liebe aufdrängen muss, damit es sich um liebe handelt. So versuchst du ihre eine sichtbare existenz im aussen zu verschaffen, obwohl ich hier von einem inneren prozess spreche, der in erster linie einen selbst tangiert.
Ja, aber die "inneren Prozesse" beantworten mir halt die Lebensfragen nicht. Neulich auf einem Konzert hat mich jemand gefragt, "
why dont you just get drunk, have sex and go to sleep?" Das sind die richtig schweren Fragen im Leben, und da muss ich jetzt ne Antwort drauf finden *haarerauf*