Wissenschaft ist heute schon voll vom kapitalistischen denken eingenommen. Es wird nichts mehr erforscht was für menschen gut wäre, sondern nur noch das was viel Kohle bringt.
Noch schlimmer, es werden gute Ansätze oder Produkte vom Markt genommen. Denn am meisten Geld macht man mit kranken Menschen und welchen die Angst haben.
Und die Führungsriege (ich rede nicht von den Marionetten die unsere politische Führung darstellen) hat schon gar kein Interesse an Menschen, die ihr Bewusstsein erweitern. Die sollen schön steuerbare Sklaven bleiben, schön weiter in Furcht und Angst leben, damit sie gut steuerbar bleiben.
Wah, das ist ja so bös, das könnte glatt von mir sein!!
Ernstlich, Du bringst genau das auf den Punkt, was mir auch auffällt.
Dabei bleibt freilich die Frage offen: gewiss, die Investorenriege hat kein Interesse an wesentlichen Veränderungen - aber was ist mit all den anderen Leuten?
Wir haben ja im Verhältnis immer noch recht grosse bürgerliche Freiheiten und keine explizit repressiven Regimes (jedenfalls in den Industrienationen und im Vergleich zu anderen Gelegenheiten). Und die sog. Alternativszene, die seinerzeit zwischen 1960 und 1980 aufgekommen ist, ist von unten entstanden - an der hatte zuerst nichtmal das etablierte Bürgertum irgendein Interesse - und trotzdem ist da einiges in Bewegung gekommen.
Haben also die Leute heute derartig viel mehr Angst? Einen stichhaltigen Auslöser dafür im Sinn von konkreten Bedrohungen sehe ich nicht. Gewiss, es ist mehr Druck da - aber doch nicht in solchem mass, dass vor lauter Angst nun niemand mehr wagt die Dinge zu hinterfragen. Wenn, dann müsste da noch eine unterschwellige Kraft am wirken sein.
Eine andere Erklärung, die vielleicht nicht so naheliegend erscheint, könnte darin liegen, dass wir heute
zuviel Möglichkeiten haben.
Die Alternativszene der 70er Jahre war vor eine
Szene - es waren Netzwerke von Leuten, die sich persönlich kannten und getroffen haben, Locations als Anlaufstellen, Informationsaustausch im Gespräch oder mit hektographierten Blättern - und vor allem gab es eine klare und erkennbare Unterscheidung zwischen dem sog. Establishment und der Szene - egal in welchen Ort man gekommen ist, man konnte die Szene-Kontexte finden und erkennen. Und innerhalb dieser Szene sind die alternativen Informationen zirkuliert.
Heute können wir unendlich viele Informationen bekommen. Im Internet ist alles zu finden, und kann jede kritische oder hintergründige Betrachtung einfach verbreitet werden - ganz genauso kann aber auch jede unsinnige Verschwörungstheorie verbreitet werden. Und beides sieht genauso aus - es gibt keinen Zusammenhang mehr, wir wissen nicht mehr wo eine Idee herkommt, zu welcher Szene eine Information gehört. Und damit erscheint die Information offenbar beliebig - sie hat nicht mehr das Gewicht, dass sie zur politischen Handlung motiviert.
Von daher könnte man sagen, die Einführung der Demokratie war ein genialer Schritt, um die Möglichkeit von Aufständen und Umstürzen ein für alle mal abzuschaffen. Und das Internet ist nun ein genialer Schritt, um die Möglichkeit von Alternativkulturen abzuschaffen.
Konkretes Beispiel - wir erinnern uns an den Riesenaufstand wegen der Volkszählung von 1987, wo über Jahre m Vorlauf Protest und Widerstand eingeübt wurde, und wo praktisch überall drüber disktuiert wurde - im sinne von: wenn dann die bösen Männer von der Staatsmacht vor der Tür stehen, was tut man dann? Von daher war dann auch praktisch jeder Mensch, der irgendwelche Kontakte in die Szene hatte, informiert und dazu gebracht, eine eigene Position und Meinung zu der Sache zu entwickeln.
Heute dagegen veröffentlich man
selber hundertmal mehr und persönlichere Daten im Netz, so dass sie weltweit jeder erfahren kann - und das ohne dass irgendwer es von einem verlangen täte! Und dann ist man empört, wenn die Geheimdienste diese Daten (die man selber freiwillig verbreitet hat!) sammeln und auswerten! Aber verändern tut man deswegen auch nichts - weder am eigenen Verhalten noch an der politischen Inaktivität.
Mit Angst ist das nicht erklärbar. Aber mit was dann?