Der radikale Konstruktivismus als absolute philosophische Basis ist einfach eine komplett andere "Grunddenke" / ein Paradigma - die Verfahren einzelner Wissenschaftsbereiche (und nicht nur der Psychologie, - die Wirtschaft ist da viel "fixer" gewesen, die Medizin "wandelt" sich grad total, die Hirnforschung geht ganz neue Wege ... usw.).
Das ist ne gute Beschreibung:
Der Radikale Konstruktivismus zeichnet sich gerade auch dadurch aus, daß er im Vergleich
zu anderen Paradigmen mit ganz wenigen Prämissen auskommt, d.h. sparsamer bei
der Beschreibung und Erklärung von Phänomenen ist. Es stellt sich allerdings ein wesentliches
Problem für das Verständnis des Radikalen Konstruktivismus: er läuft unseren
traditionellen Denkmethoden bzw. unserem Weltbild diametral entgegen. Daher ist eine
skeptische Grundhaltung, wie sie an anderer Stelle in einem Zitat KANTs zum Ausdruck
kommt, unabdingbar. Es verlangt auch die Bereitschaft, das Offensichtliche und scheinbar
Zutageliegende zu hinterfragen, nichts, aber schon gar nichts, als gegeben anzunehmen.
aus:
http://www.stangl-taller.at/PSYCHOLOGIE/PARADIGMA/157RadikaleKonstruktivismus.PDF
Bei den meisten kommt nur sowas wie "positiv denken", "anders bewerten" oder "NLP" u.ä. an (leider).
Es ist total schwierig, sich "komplett" dareinzudenken, aber auch genauso schwierig, sich wieder "rauszudenken", wenn man diese Denke einmal verinnerlicht hat.
Viele Esoteriker mißbrauchen den radikalen Konstruktivismus auch gern, weil nach ihm ja wirklich alles möglich/ unmöglich ist und es nicht um Bewertung geht ... .
Es gibt keine Wahrheit und keine Wirklichkeit - alles (und wirklich alles) sind Konstrukte (und das ist POSITIV!).
Auf Dein Beispiel zurückzukommen: wenn man nun "magisch" gegen diesen Nachbar vorgehe ist das radikaler Konstruktivismus "in Reinform", wenn man die Engel/ Ufos (oder was auch immer bemüht - auch.
Ebenso, wenn man sein Verhalten ändert, den Nachbarn ignoriert oder ein klärendes Gespräch sucht oder gar einen "Schlichter" einschaltet - alles sind konstruierte Methoden - es gibt ja auch gar keine "unkonstruierten".
Allein, der Glaube, die Überzeugung, daß etwas besonders gut wirkt (je nach Einstellung, Alter, sozialen Kompetenzen, Lebensumständen usw.) - ganz egal, was von allem - ist wichtig.
Wenn man selbstunsicher, Mißerfolgs-motiviert und nicht besonders erfahren im Umgang mit anderen ist wird man einen "subtilen" Weg wählen, wenn man bereits Erfolge bei Konfliktlösungen verbuchen kann wird man wahrscheinlich ein Gespräch suchen usw. ....
Ein Selbstunsicherer wird bei einem GEspräch (höchstwahrscheinlich) versagen und somit (wieder mal) die Bestätigung haben, daß GEspräche ja doch nix bringen, ein Magier, der bereits mehrfach Erfolge hatte wird nach seinem Ritual ein (sehr unbewußtes) anderes Verhalten an den Tag legen und wahrscheinlich wird es "wieder" wirken (was hat denn nun gewirkt - das andere Verhalten, der Glaube an die Wirkung oder das magische Ritual?)
Somit werden "Weltsichten" (alle, nicht nur die magische) gelernt und sind mit der Zeit unverrückbar wie Zement ... .
Was aber richtig oder falsch ist spielt keine Rolle, der radikale Konstruktivismus erklärt nur, wie die Wahrnehmung, das Handeln und die Glaubenssätze in Menschen "zustandekommen".