Hab ich mich auch oft gefragt.. Und ich glaube, dass es vor allem Ausdruck von Unsicherheit ist.
Unsicherheit führt zu Angst davor angegriffen/kritisiert zu werden.
Jemand, der ganz klar darstellt was er denkt gibt Angriffspunkte frei. Jeder der Angst davor hat aufgrund dessen was er denkt kritisiert zu werden und Ablehnung zu erfahren, hält sich zurück.
Unsicherheit motiviert zu Kompensationsverhalten, also dazu, mehr dem eigenen Ideal entsprechend auf andere wirken zu wollen und daher eine Rolle zu spielen. Gleichzeitig ist dann natürlich umso mehr Angst vor "Enttarnung" da, das andere erkennen könnten das man wohl noch ganz lange nicht so weit ist, wie man sich präsentiert. Das Risiko wird dadurch, dass man sich eher vage hält zum einen begrenzt, und im besten Fall wirkt es gleichzeitig noch selbstbewusst, geheimnisvoll und "wissend", unterstützt also das Bild das man abgeben möchte.
Und eine Atmosphäre, in der Kritik oft ziemlich überdimensioniert ist und wo aus kleinsten Fehlern oder auch nur vermeintlichen Fehlern schwerste Unzulänglichkeiten aller Art (Intelligenz, Charakter, Potential) abgeleitet werden, begünstigt Unsicherheit und alles was daraus folgt. Gleichzeitig ist das eine natürliche Folge von Kompensationsverhalten, denn ein großer Teil dessen besteht daraus, sich durch Vergleiche mit anderen zu erhöhen, was jemand der eher unter einem Mangel an Selbstbewusstsein leidet nur kann, wenn er andere "erniedrigt", also Fehler findet und vorhält.
Ausgehend von fehlendem Selbstbewusstsein bzw. Unsicherheit ergibt sich da also in der Kommunikation mit anderen eine Art Kreislauf. Und manche Themen begünstigen das eher, und Magie gehört sicherlich dazu, weil sie unendlich viele Möglichkeiten gibt, so ziemlich jedes Verhalten als sinnvoll und sogar besonders tiefsinnig darzustellen. Gleichzeitig ist es nur logisch, dass vom Thema Magie zumindest zum Teil eher unsichere Charaktere angezogen werden, die sich davon einen Ausgleich versprechen. Letztlich geht es da sicherlich v.a. um Macht und den Wunsch einiges unter Kontrolle zu bekommen.
Und ich persönlich glaube, dass sich nicht mal die Frage stellt, OB diese Dynamik am laufen ist, egal wo, sondern lediglich wie stark. Denn einen gewissen Anteil Unsicherheit trägt wohl jeder mit sich herum. Nur glaube ich eben auch, dass diese Dynamik in diesem Unterforum vergleichsweise sehr prägend ist. Wäre es anders, wäre da eine ganz andere Form des Umgangs und der Kritik und vor allem würde es mehr um die jeweiligen Themen gehen, die ja zum Großteil nur mit Kurzkommentaren angekratzt werden, was eben m.A.n. auch auf Unsicherheit schließen lässt. Aber auch darauf, dass es oft mehr um "Scheinen" geht als um Lernen und das Thema. Man kann den Unterschied gut erkennen, wenn mal jemand auftaucht dem es wirklich um das jeweilige Thema und Lernen geht. Dann wird die eigene Unsicherheit sogar auf konstruktive Art und Weise genutzt. Und wenn man das macht, verschwindet sie auch weil sie ihren Zweck erfüllt hat.
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So.. das war Teil meiner Doktorarbeit in Psychologie mit dem Thema "Charakteristiken verschiedenster Communities". Andere Teile sind über Homosexuelle im Fussball, über Frauen im Vatikan und einen Schizophrenen auf einer einsamen Insel, der Angst davor hat er könnte verlassen werden.
Meine Kompensationsrolle ist übrigens, dass ich dauernd so tue als ob ich.... würde ich es offen sagen, wäre klar das ich lüge und eigentlich gar nicht unsicher bin. Aber da mein Hintertürchen ja so funktioniert, dass ich immer sagen kann dass ich mich ja auch meine, darf nicht klar sein dass ich lüge. Und ich bräuchte ja keins, würde ich mich nicht auch selbst meinen. Verzwickte Sache...