Der rote Faden der sich durch das Neue Testament zieht?
Das Kernstück der Erzählung ist wohl unbestritten die Auferstehungslehre.
Sie soll sich 3 Tage nach dem Tod des Nazaräners ereignet haben.
So wurde es vorhergesagt, und so soll es sich auch ereignet haben.
Davon berichten die Aufzeichnungen der ersten Zeit,
zuerst Markus, und dann ausführlicher Matthäus.
In zeitlicher Reihenfolge kommt danach das Lukasevangelium, und hier hat sich der Verfasser etwas erlaubt. Nicht nur die Geschichte vom Nazaräner allein wurde erzählt, sondern in der Darstellung wie die Jünger des Nazaräners mit dem Erlernten umgegangen waren, wurde etwas genauer geschildert. In einem Beispiel berichtet der Schreiber des Lukasevangeliums, dass diese Auferstehung nicht nur beim Meister stattgefunden hat, sondern er selbst habe andere Personen wieder ins Leben zurückgebracht, von den Toten auferweckt wie es heißt. Gemeint ist speziell die Geschichte von Lazarus, wie bei Lukas beschrieben. So als wäre es eine noch bessere Form dieser Auferstehung, wird hier bei Lazarus erzählt, er ist sogar 4 Tage (!) tot gewesen, ehe er wieder ins Leben kam.
Heute wissen wir, dass beide Fälle medizinisch nicht haltbar sind,
und sich ein Totsein nur auf einige Augenblicke beschränken muss,
damit ein funktionierendes Gehirn wieder aktiv sein kann.
Beim Nazaräner war dass jedoch anders gemeint, es war endgültig.
Mit einem Übergang ins Jenseits.
Aber diese Erzählung mit den 4 Tagen, die Lazarus tot gewesen ist, was ist damit?
In der Geschichte selbst wird der Auslöser genannt, es soll Thomas gewesen sein,
der in der Ausbildung ein wenig zu weit gegangen ist.
Ganz im Sinne, wie der Meister sagte: Ihr werdet noch größere Dinge tun, als ich sie jetzt tue.
Die Geschichte von Lazarus bei Lukas hat den Nazaräner in der Hauptrolle.
Das war unumgänglich in der Darstellung der Lehre.
Aber mit dieser Geschichte wird zweifellos versucht,
sich selbst als Apostel eine Bestätigung auszustellen.
Das Gelernte wurde noch um einiges besser angewendet,
als das ursprünglich im Erlernen vor sich gegangen sein soll.
Etwa so: Drei Tage tot und dann auferstanden,
das ist noch gar nichts,
da ist jemand, der war sogar 4 Tage tot, und ist wieder ins Leben gekommen!
Wie bei einem Brettspiel,
man nehme ein außergewöhnliches Ereignis und nennt es zum Beispiel C3,
und danach gehe man noch einen Schritt weiter, auf das nächste Feld C4.
Was für ein Fortschritt, welche Entwicklung!
Der König ist nicht mehr da, und doch befindet man sich
in einer noch aussichtsreicheren Position,
hat vielleicht den Meister übertroffen,
oder ist man es nun sogar selbst?
In der Zeit der Entstehung der Evangelien folgt danach Johannes.
Er war auch ein Apostel, und so nebenbei ebenfalls verwandt mit dem Nazaräner.
Der war linientreuer, mit weniger Interesse sich als Jünger selbst zu profilieren.
Er hatte auch einen eigenen Erzählungsstiel,
den man auch heute noch schätzt und der als sehr vergeistigt charakterisiert wird.
Betrachtet man die Lazarusgeschichte in seinem Evangelium, stellt man feststellen,
sie hat ein ganz anderes Gesicht als im Lukasevangelium,
als wäre es die Antwort auf dessen freizügige Erzählform.
Mit der besonderen Betonung in einer Jenseitsdarstellung des Lazarus.
So als wolle er darauf hinweisen,
der Nazaräner ist gestorben und da sei etwas gewesen,
aus dem Jenseits nach dessen Tod;
und in Erinnerung gerufen für Kenner der Lehre des engeren Kreises,
versäumt er auch nicht ausdrücklich Abraham in visionärer Art zu erwähnen.
Aber bei Lazarus der kommt doch erst später in diese Situation.
Das bedeutet, das Neue Testament, sein Inhalt, das war niemals eine feststehende gleichbleibende Angelegenheit.
Es war immer schon eine bewegliche und veränderliche Substanz,
und die Veränderungen am Anfang waren sogar die,
die an Umwälzungen und an Zurechtbiegen danach nie übertroffen wurden.
und ein
