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maria45
Guest
hm, also ob alles, was durch Weihung geschieht und mit Engeln hantiert gleich schamanisch ist, weiß ich in der Tat nicht genau. Nur: ich denke wenn es so wäre, dann wäre die Welt beinahe voll mit Schamanen. Denn wer ist nicht alles geweiht und wer hat nicht alles Kontakt mit Engeln. Und wer heilt nicht alles durch eine Verbindung zu Gott - das sind aber oft ja keine Schamanen und sie bezeichnen sich auch nicht so. Ich denke auch Jesus Christus täte das nicht, wenn er heute eine Fernsehsendung über die Arbeit der Schamanen anschauen würde.
Die Ausbildung des Schamanen ist ein ganz bestimmter Weg. Es gibt andere Wege - zum Beispiel den christlichen Weg. Ich wüßte nicht, was es mir nun an Vorteil brächte, Jesus Christus als Schamanen verstehen zu wollen. Vielleicht kann das nochmal jemand erklären?
lg
Ich betrachte die verschiedenen Wege eher wie verschiedene Programmiersprachen. Zunächst scheinen sie unterschiedlich zu sein, doch habe ich die Erfahrung, dass sie irgendwann konvergieren, sich also in einem Ziel treffen.
Ich spreche in diesem Zusammenhang also nicht von dem Kirchenchristen, der zufrieden ist, sonntags in die Kirche zu gehen und von anderen gesehen zu werden und spreche auch nicht von dem, der meint ein Schamane zu sein, weil er ab und zu wochenends mal ein Trommelseminar mitmacht.
Auf einer bestimmten Ebene werden die Wege "mächtig".
So wie auf einer bestimmten Ebene verschiedene Programmiersprachen geeignet sind, um dasselbe Problem zu lösen.
Und doch gibt es für bestimmte Anwendungen bestimmte Programmiersprachen, in denen sich das Problem besonders elegant lösen lässt.
In der Informatik gibt es z.B. den Beweis, dass jedes Problem, das sich iterativ lösen lässt, auch rekursiv lösen lässt. Dennoch sind die Lösung nicht identisch in ihrer Qualität, das eine braucht mehr Zeit oder mehr Speicherplatz oder mehr Programmieraufwand als das andere.
Oberflächlich betrachtet können Schamanismus und Christentum nicht unterschiedlicher sein. Doch im Innersten - soweit wie ich das selbst erleben darf in beiden "Sprachen" - sind doch dieselben Zusammenhänge da, dieselben inneren Prozesse, dieselben Wirkungen. Der eine nennt es eben Engel, der andere Verbündete oder Krafttiere. Der eine individualisiert die wirksamen Kräfte, der andere stellt sie als unpersönlich dar.
So gibt es Programmiersprachen, die objektorientiert sind, und andere, die es überhaupt nicht sind. Und doch können beide dasselbe Problem lösen. Der eine schamanisiert und heilt jemanden, der andere betet zu Gott und es geschieht Heilung durch den Heiligen Geist.
Durch eine vergleichende und Ähnlichkeiten betrachtende Untersuchung beider Themengebiete kann man zu interessanten Einsichten kommen. So wie man in bestimmten Programmiersprachen kleine Codeteile anderer Programmiersprachen oder Skriptsprachen einbauen kann, um ein bestimmtes Problem mal eben besonders elegant zu lösen.
Deshalb finde ich es interessant zu schauen, inwieweit z.B. das, was im Christentum "der Heilige Geist" genannt wird, irgendeine Analogie im Schamanismus hat. Vielleicht ist es z.B. einfach die Tatsache der Verbundenheit mit der Geiste(s/r)welt.
Denn die Grundfragen bleiben doch: Was genau ist ein Verbündeter? Was genau ist der Heilige Geist? Was genau ist eine Trance? Was genau geschieht in einem "Gebet"? Was geschieht im Lobpreis? Was für eine Funktion erfüllen Rituale? Was ist "der Sohn Gottes"? Was ist "Bewusstsein"? Was ist "schamanisches Reisen"? Was ist "die Seele"? Was ist "Gott" oder was sind "Götter"? Welche Ebenen gibt es? Wie heilt man? Wie gelangt man an Informationen? Was ist "der Geist" und was ist "ein Geist"?
Das sind - metasprachlich betrachtet - "Atome", Kernbestandteile der entsprechenden Sprachen "Christentum" oder "Schamanismus". Um diese Atome rankt sich im besten Falle ein klares Erleben, was auch noch die einzelnen Atome in regelhafter Weise miteinander in Beziehung setzen kann, im schlechtesten Falle ist es etwas Angelesenes, eine relativ vage Theorie oder Hypothese.
Nunja. Also wie vielleicht erahnbar ist, halte ich Jesus für einen Schamanen, oder verfolge zumindest die Gedanken, die sich aus einer Gleichsetzung ergeben.