@Mara
Man ist nicht Schuld, wenn man Opfer sexuellem o.seelischen/körperlichen Missbrauchs wird.
Man ist "kein Verursacher" dieser Situation. Der Täter hat allein entschieden, wer sein Opfer wird.
Es gibt im Leben eine Situation, da kommt jemand daher und öffnet die Tür zum Opfersein und danach ist sie offen ...
Wir verhalten uns dann wie ein Opfer und schaffen uns immer wieder neu die Situationen, in denen wir zum Opfer werden und ich habe es nunmal so empfunden und erfahren ... das es etwas damit zu tun hat, dass man selbst nicht aus der Opferrolle rauswill, weil man dann dem Täter, dem Türöffner sozusagen die Absolution erteilt ... Ich kenne Kinder, die sind bereit zu sterben, nur um dem Täter immer weiter seine Tat vorzuhalten, ihm tagtäglich den Anblick nicht zu ersparen ... und da setzt für mich eine "Schuld" ein ... bei sich selbst. Da wo man in die Selbstzerstörung geht, weil man eben nicht verzeihen kann und da in erster Linie dem Täter. Man sitzt da und sagt mit jeder Geste, mit jeder Handlung, mit seinem Aussehen "Schau her, dass hast du aus mir gemacht. Du bist schuld, dass ich jetzt so leben muss, so leiden muss, krank, drogenabhängig, depressiv, innerlich zerstört bin" ...
Wenn da nicht irgendwann die Bereitschaft einsetzt, dann sind solche Leben verwirkt und geopfert ... ich sehe da übrigens die Dynamik auf beiden Seiten, der Täter will leiden und bezahlen, das Opfer läßt leiden und kassiert ... und bezahlt mit dem Leben.
Ich denke ausserdem, dass jedes Opfer zum Täter wird, denn diese Taten sind oft subtil und dennoch sind es Taten, die dafür sorgen, dass das Leben schwerer wird, weniger lebenswert und oft führt es zu einem inneren Abspalten von Gefühlen und auch der Lebenslust, der Offenheit, der Fröhlichkeit, der Unbeschwertheit ...