Kritik am Enthüller, nicht an den Enthüllungen
Mit der Breitseite gegen Snowden und seine Pressekontakte schwimmt Pincus sowohl auf Regierungslinie - wie längst auch im Zeitgeist. Immer mehr Mainstream-Medien kritisieren statt der eigentlichen Enthüllungen lieber die Enthüller. Snowden in Moskau, Greenwald in Rio: Nicht die immer neuen Details dieses scheinbar endlosen Skandals beherrschen die US-Schlagzeilen - sondern ihre Überbringer.
Bei der "Post" begann das schon, als Snowden sein Material zuerst dem für Sicherheitsthemen zuständigen Reporter Bart Gellman anbot. Gellman diskreditierte Snowden sofort als "melodramatisch", auch wegen seiner kompromisslosen Bedingungen. Snowden hat seither nichts mehr an die "Post" lanciert.
So ging es weiter. Die finanziell angeschlagene "Post", die einst Watergate aufdeckte, verhöhnte den "Guardian" als "finanziell angeschlagen" - "klein und leichtgewichtig, selbst für britische Maßstäbe". "Warum enthüllt ein Londoner Medium so viele Geheimnisse über die amerikanische Regierung?", nörgelte sie, als stünde das nur US-Journalisten zu.
Ein kürzlicher Leitartikel der "Post" hätte sogar vom Weißen Haus geschrieben sein können. Snowdens Leaks, hieß es da, schadeten "dem Kampf gegen den Terrorismus" und "legitimen Geheimdienstoperationen". Verqueres Fazit der Großmutter des Enthüllungsjournalismus: Die Enthüllungen müssten unverzüglich "enden". Kolumnist Richard Cohen hielt ebenfalls nicht hinter dem Busch: Snowden sei "narzisstisch", Greenwald ein "Aufschneider".
Quelle:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/edward-snowden-und-die-us-medien-a-911097.html
Seit dem 9/11 wurden nach und nach, selbst die kritischen Medien gleichgeschaltet.
Und wer seit Jahren nur noch "America the Greatest" als Schlagzeile liest, verliert nicht nur den Blick über den Tellerrand, sondern glaubt das patriotische Geschreibsel irgendwann auch unreflektiert.
Spätestens seit der Nipplegate-Geschichte, Guantanamo, der Inhaftierung von Kleinkindern oder Sarah Palin & Co muss einem alten Europäer aber klar sein, dass da drüben seit langer Zeit verdammt viel schief läuft.
Die amerikanische Kultur hat wenig mit der europäischen zu tun. Für durchgeknallte Nationalisten ist der vermeintliche "Schutz" viel wichtiger, als Persöhnlichkeitsrechte.
Die amerikanischen Medien sind mitschuldig an einer "Gehirnwäsche" der US- Bevölkerung, die den Irak-Krieg für die Bush- Regierung erst möglich gemacht hat. Die US- Medien sind "Gleichgeschaltet", dies hat unter Bush angefangen und setzt sich scheinbar unter Obama fort.
Die Bildung demokratischer Prozesse hängt leider aber nun mal vom investigativen Journalismus und den Medien ab, welche in Unabhängigkeit ihre Berichterstattung veröffentlichen können. Und dies scheint mir aber auch in den europäischen Medien immer seltener der Fall zu sein.
Aber dennoch erstaunt, wie auch froh ich bin, dass sich ein grosser Teil der deutschsprachigen Medien sich im Falle Snowdens, sich zumindest hier auf die Werte der Freiheit, des Datenschutzes und der Grundgesetze annimmt.
Aber bis jetzt reicht das nicht und ich hoffe, dass noch mehr brisantes Material zum Vorschein kommt, welcher den Damm der allgemeinen Verschwiegenheit durchbricht. Dies soweit, dass sich die meisten Politiker und die darin involvierten Veranwortlichen, nicht mehr herausreden können.
lg
Oskar