Umfrage: Sexueller Missbrauch!!!!

Bist DU schon mal sexuell angegriffen bzw. sexuell missbraucht worden?

  • Nein, noch niemals!

    Stimmen: 26 21,7%
  • Nein, aber ich kenne jemanden der sexuell missbraucht wird/wurde

    Stimmen: 24 20,0%
  • Ja, aber nur verbal (Sprüche/Fragen/Antworten mit extremen sexuellem Inhalt)

    Stimmen: 19 15,8%
  • Ja, ich wurde schon mal/schon öfters ungewollt angefasst

    Stimmen: 40 33,3%
  • Ja, ich wurde einmal vergewaltigt

    Stimmen: 10 8,3%
  • Ja, ich wurde mehrmals vergewaltigt

    Stimmen: 10 8,3%
  • Ja, ich werde/wurde regelmäßig missbraucht

    Stimmen: 9 7,5%
  • Ich wurde von jemanden sexuell missbraucht, den ich kenne

    Stimmen: 22 18,3%
  • Ja, ich wurde BEINAHE vergewaltigt

    Stimmen: 11 9,2%
  • Ich habe den Täter angezeigt

    Stimmen: 2 1,7%

  • Umfrageteilnehmer
    120
Status
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Hallo Primor,

klar sollte man Überlebenden eines Missbrauchs nicht sagen, dass es eh keinen Zweck hat. Aber ich - als Überlebende kann Dir sagen, wie schwer es ist, aus diesen destruktiven Mustern herauszukommen - und mir ist bisher kein einziger Mensch, der diese Erfahrung nicht gemacht hat (ausser ein paar Psychologen, aber selbst da nicht alle), untergekommen, der wirklich kapiert hat, was in einem abgeht. Verständnis habe ich immer nur von Leuten erfahren, die selbst die Scheisse erlebt haben.
Ich bin nun schon seit Jahren dran - und führe immer noch kein normales Leben, in einigen Bereichen habe ich mehr positive Erfahrungen gemacht als andere, weil ich aus dem Mist rauswill und entsprechende Wege eingeschlagen habe, aber es gibt Blockaden, die so extrem schwer zu beheben sind, dass ich echt behaupte, nicht alle schaffen es - und viel zu viele von uns landen in der Psychiatrie oder auf dem Strich! Wenn es leichter wäre, müssten wir hier nicht diskutieren.

LG
Ahorn
 
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Hallo Papacha,

danke für diesen Text. :liebe1: Wenn das Beispiel auch lange nicht das Bild wiedergeben kann, wie es sich tatsächlich anfühlt. Ich glaube das können "normale" Leute nicht begreifen. Darum bekommt man mitunter auch die seltsamsten Tips zu hören, die einfach nicht funktionieren können. Es geht einfach nicht. Nur das verstehen sie nicht. Weil das, was für sie logisch und einfach ist, ganz und gar nicht einfach ist. Vielleicht auch, weil es die Seele/den Geist betrifft. Das ist so schwer fassbar. Auch gibt es da nicht wirklich Krücken oder Transplantate oder Plastikseelchen, die man einpflanzen kann (wie z.B. ein neues Hüftgelenk). Es sei denn, Antidepressiva oder ähnliches können dies vorübergehend übernehmen...

:liebe1: Tannenzapfen

Hmm... Du wurdest auch missbraucht ? Das tut mir sehr leid für Dich + das wusste ich auch garnicht.
 
Hallo Primor,

klar sollte man Überlebenden eines Missbrauchs nicht sagen, dass es eh keinen Zweck hat. Aber ich - als Überlebende kann Dir sagen, wie schwer es ist, aus diesen destruktiven Mustern herauszukommen - und mir ist bisher kein einziger Mensch, der diese Erfahrung nicht gemacht hat (ausser ein paar Psychologen, aber selbst da nicht alle), untergekommen, der wirklich kapiert hat, was in einem abgeht. Verständnis habe ich immer nur von Leuten erfahren, die selbst die Scheisse erlebt haben.
Ich bin nun schon seit Jahren dran - und führe immer noch kein normales Leben, in einigen Bereichen habe ich mehr positive Erfahrungen gemacht als andere, weil ich aus dem Mist rauswill und entsprechende Wege eingeschlagen habe, aber es gibt Blockaden, die so extrem schwer zu beheben sind, dass ich echt behaupte, nicht alle schaffen es - und viel zu viele von uns landen in der Psychiatrie oder auf dem Strich! Wenn es leichter wäre, müssten wir hier nicht diskutieren.

LG
Ahorn

Ja Ahorn, das glaube ich natürlich, es bewegt und entsetzt mich, alle Missbrauchten haben mein Mitgefühl. Dennoch - muss man es unbedingt in so eine Schiene ziehen ? Ist es nicht schon schlimm genug, muss man es unbedingt noch schlimmer machen, indem man den Opfern einredet, sie könnten niemals so werden wie normale Menschen und sie von ihrer "gesunden" Umwelt absondern ??? Aus Deinem ersten Satz schliesse ich, dass wir hier beide eine ähnliche Einstellung haben. Hoffnung ist doch eine positive und sehr wichtige Empfindung. Ich denke, wenn man einen Menschen zerstören will, muss man ihm nur seine Hoffnung nehmen. Insofern würde ich sagen, dass es wichtig ist, Missbrauchte irgendwie aufzubauen und nicht sowas einzureden, was sie nur noch mehr runterzieht.

Es gibt doch sicher auch Opfer, die es geschafft haben und die "normal" geworden sind. Das wäre aus meiner Sicht viel besser - solche Menschen zu Wort kommen lassen, damit sie anderen Opfern Mut machen.

Oder ?????
 
Hallo Primor,

Normal ist nicht das richtige Wort - ich will gar nicht mehr normal sein, ich wollte es lange Zeit, dieses Wollen hat mich noch mehr kaputt gemacht. Normal heisst für mich persönlich: angepasst und unauffällig, diesen Anspruch hab ich nicht - es wäre auch nicht gut für andere, denen Unrecht geschehen ist. Ich will gesehen werden - und es tut gut, genau hinzuschauen, es tut gut, von anderen genau so wahrgenommen zu werden, wie ich bin, mit all meinem Sein!

Nein, nicht normal, sondern ein gutes Leben zu führen, ein sinnvolles Leben. Ein freudvolles Leben. Das ist möglich! Ja, und man braucht Menschen, die einen begleiten - ohne diese ist es warscheinlich aussichtslos. Menschen, die mit einem genau hinschauen, die helfen und da sind - es ist sehr schwer solche Menschen zu finden. Da werden viele schneller in die Klapse abgeschoben. Andere probieren es alleine und eiern ihr Leben lang mehr schlecht als recht rum.

Ich weiss nicht, ob ich die Geschichte hier schonmal irgendwo gepostet habe, verzeiht mir, wenn es so ist, ich muss sie an dieser Stelle noch einmal loswerden:

es war eine kleine Palme auf deren Blätterdach sich ein Felsbrocken gelegt hat. Die Palme hatte es sehr schwer mit dem Wachstum, der Stein war sehr gross und schwer. Doch die Palme entfaltete Kräfte, um trotz des Brockens wachsen zu können. Sie lernte, damit zu leben - und wurde richtig stark! Als sie ausgewachsen war, war der Brocken im Verhältnis zu ihr nicht mehr so riesig - und sie war viel stärker als ihre Schwestern und der Felsen gehörte zu ihr wie ihre Blätter.

Das ist die Hoffnung, die wir haben können - normal wird unser Leben nicht, aber wir können stärker werden und lernen damit zu leben.

LG
Ahorn
 
Hallo Primor,

Normal ist nicht das richtige Wort - ich will gar nicht mehr normal sein, ich wollte es lange Zeit, dieses Wollen hat mich noch mehr kaputt gemacht. Normal heisst für mich persönlich: angepasst und unauffällig, diesen Anspruch hab ich nicht - es wäre auch nicht gut für andere, denen Unrecht geschehen ist. Ich will gesehen werden - und es tut gut, genau hinzuschauen, es tut gut, von anderen genau so wahrgenommen zu werden, wie ich bin, mit all meinem Sein!

Nein, nicht normal, sondern ein gutes Leben zu führen, ein sinnvolles Leben. Ein freudvolles Leben. Das ist möglich! Ja, und man braucht Menschen, die einen begleiten - ohne diese ist es warscheinlich aussichtslos. Menschen, die mit einem genau hinschauen, die helfen und da sind - es ist sehr schwer solche Menschen zu finden. Da werden viele schneller in die Klapse abgeschoben. Andere probieren es alleine und eiern ihr Leben lang mehr schlecht als recht rum.

Ich weiss nicht, ob ich die Geschichte hier schonmal irgendwo gepostet habe, verzeiht mir, wenn es so ist, ich muss sie an dieser Stelle noch einmal loswerden:

es war eine kleine Palme auf deren Blätterdach sich ein Felsbrocken gelegt hat. Die Palme hatte es sehr schwer mit dem Wachstum, der Stein war sehr gross und schwer. Doch die Palme entfaltete Kräfte, um trotz des Brockens wachsen zu können. Sie lernte, damit zu leben - und wurde richtig stark! Als sie ausgewachsen war, war der Brocken im Verhältnis zu ihr nicht mehr so riesig - und sie war viel stärker als ihre Schwestern und der Felsen gehörte zu ihr wie ihre Blätter.

Das ist die Hoffnung, die wir haben können - normal wird unser Leben nicht, aber wir können stärker werden und lernen damit zu leben.

LG
Ahorn

Ohje. Ich seh schon - auch Du bist so jemand. Wieso sollte der Brocken nicht irgendwann runterfallen ? Oder zerbröseln ? Oder von jemand anderem weg genommen werden ? Nur weil es Dir nicht so ergangen ist, bedeutet das nicht, dass es anderen passieren kann.

Traurige Welt, in man sich solche Dinge einredet. Vor allem auch anderen Missbrauchten gegenüber, die das lesen. Wenn Du meinst, es ist so, ist das Deine Sache. Aber es auch noch anderen einzureden - findest Du das okay ?

Abgesehen davon, klar, "normal" sein ist nicht "normal" sein. Es geht darum, dass der Brocken verschwinden kann, nicht um die Einzigartigkeit des Gewächses. Die Geschichte ist in meinen Augen lediglich eine plumpe Konstruktion mit einer schein-positiven = negativen Auswirkung.
 
Ohje. Ich seh schon - auch Du bist so jemand. Wieso sollte der Brocken nicht irgendwann runterfallen ? Oder zerbröseln ? Oder von jemand anderem weg genommen werden ? Nur weil es Dir nicht so ergangen ist, bedeutet das nicht, dass es anderen passieren kann.

Traurige Welt, in man sich solche Dinge einredet. Vor allem auch anderen Missbrauchten gegenüber, die das lesen. Wenn Du meinst, es ist so, ist das Deine Sache. Aber es auch noch anderen einzureden - findest Du das okay ?

Abgesehen davon, klar, "normal" sein ist nicht "normal" sein. Es geht darum, dass der Brocken verschwinden kann, nicht um die Einzigartigkeit des Gewächses. Die Geschichte ist in meinen Augen lediglich eine plumpe Konstruktion mit einer schein-positiven = negativen Auswirkung.

Hallo primor,

ich z.B. habe erst mit 30 Jahren einen Menschen gefunden, der einfach sah wie schlecht es mir ging und der mich an die Hand nahm und mit mir den Weg ging. Bis dahin verlief einiges in meinem Leben in vielen Dingen chaotisch, was ich aber z.T. nicht einmal selbst so sah bzw. nicht selbst sehen wollte. Woher sollte ich wissen was "normal" ist.

Meine Erfahrung war, wenn ich anderen Menschen vom Mißbrauch erzählte, hörten sie zwar zu, aber danach wurde es wieder "totgeschwiegen.

Ich glaube einfach, als Nichtmißbrauchter kann man nicht nachvollziehen, wie ein Mißbrauch sich auf das weitere Leben auswirkt. Woher sollen sie wissen, wie es ist, wenn die Alpträume kommen, Du nachts schreiend und zitternd aufwachst, weil Du den Mißbrauch wieder vor Augen hattest und Du nicht wieder einschlafen kannst aus Angst, weil die Alpträume wieder kommen könnten.
Aus diesen Gründen wurde ich zum Nachtmenschen mit wenig Schlaf.

Da man sich zum Verdrängungskünstler entwickelt hat, verdrängt man auch viele andere, vor allem unangenehme Dinge in seinem Leben und will gar nicht sehen was da schief läuft bzw. kann man es gar nicht sehen, weil Du eigentlich glaubst es ist einfach so und Du führst ein "normales" Leben.

Dazu kommen "körperliche" Sympthome. Ich bekam öfters Krankheiten, die nie gefunden wurde, z.B. Unterleibsschmerzen, die von allen möglichen Ärzten und im KH gründlich untersucht wurden und die unerklärlich waren oder bei Aufregung fing ich an zu hyperventlieren............träumte davon dass ich spitze Gegenstände verschluckte, die ich nicht runterschlucken konnte, bis dieses Gefühl auch tagsüber da war, dieses gefühl, wenn Du nochmals schluckst verhakt sich das teil und Du erstickst........dann rennst Du wieder von Arzt zu Arzt, weil die abklären wollen, ob es eine vergrössterte Schilddrüse ist, ob es vielleicht Knoten sind usw......und wieder wird nichts gefunden.......monatelang kam ich vor Rücken und Hüftschmerzen kaum noch morgens aus dem Bett und wieder gab es dafür keine Ursache zu finden.....wenn die Ärzte nix fanden, verschwanden auch wieder die Schmerzen...und Du denkst nicht darüber nach, dass diese "Symptome" mit dem Mißbrauch in der Kindheit zusammenhängen könnten, sondern glaubst allmählich dass Du "irre" bist.........heute weiß ich, dass all dieses stumme Hilfeschreie, der verletzten Seele waren, aber das wußte ich erst Jahre später als ich endlich Hilfe fand und den Weg des "Verstehens" ging.

Nein, man kann Mißbrauchsopfer nicht in eine Schublade stecken, da hast Du vollkommen Recht.....weil jedes Mißbrauchsopfer, den Mißbrauch anders "verarbeitet", weil auch jedes Opfer anders mißbraucht wurde, den Mißbrauch anders erlebt hat, deshalb glaube ich braucht eben jedes Opfer individuelle Hilfe/Wege der Verarbeitung, nur: Finde mal den richtigen Weg für jedes einzelne Opfer!!!! Denn oft haben selbst Psychologen oder Psychater nur "Schubladenhilfe" für ihre Patienten.

und genau, das was Ahorn schreibt, habe ich auch so erlebt bzw. erfahre es immer noch, dass es viele nicht schaffen!!!!!

Hallo Primor,

Aber ich - als Überlebende kann Dir sagen, wie schwer es ist, aus diesen destruktiven Mustern herauszukommen - und mir ist bisher kein einziger Mensch, der diese Erfahrung nicht gemacht hat (ausser ein paar Psychologen, aber selbst da nicht alle), untergekommen, der wirklich kapiert hat, was in einem abgeht. Verständnis habe ich immer nur von Leuten erfahren, die selbst die Scheisse erlebt haben.

aber es gibt Blockaden, die so extrem schwer zu beheben sind, dass ich echt behaupte, nicht alle schaffen es - und viel zu viele von uns landen in der Psychiatrie oder auf dem Strich! Wenn es leichter wäre, müssten wir hier nicht diskutieren.

LG
Ahorn
 
Ohje. Ich seh schon - auch Du bist so jemand. Wieso sollte der Brocken nicht irgendwann runterfallen ? Oder zerbröseln ? Oder von jemand anderem weg genommen werden ? Nur weil es Dir nicht so ergangen ist, bedeutet das nicht, dass es anderen passieren kann.

Traurige Welt, in man sich solche Dinge einredet. Vor allem auch anderen Missbrauchten gegenüber, die das lesen. Wenn Du meinst, es ist so, ist das Deine Sache. Aber es auch noch anderen einzureden - findest Du das okay ?

Abgesehen davon, klar, "normal" sein ist nicht "normal" sein. Es geht darum, dass der Brocken verschwinden kann, nicht um die Einzigartigkeit des Gewächses. Die Geschichte ist in meinen Augen lediglich eine plumpe Konstruktion mit einer schein-positiven = negativen Auswirkung.



hallo primor,
da irrst du dich gewaltig. klar, jede überlebende verarbeitet ihren missbrauch auf ihre art und weise, aber brocken bleiben haften. oder anders gesagt, dir fehlen in deinem leben viele dinge, die du nie wieder nachholen kannst, vergleichbar mit einer amputation, sobald dir das bewusst geworden ist, kannst/darfst du lernen dies in dein weiteres leben zu integrieren.
das hat mit einreden oder schwarzmalerei nichts zu tun. wenn du missbraucht worden bist, dann ist deine welt eine andere, dinge,die anderen leicht fallen zu tun, die darfst du dir sehr oft hart erarbeiten. wenn du dabei die richtige begleitung/unterstützung hast/bekommst und nicht aufgibst, wird's leichter. aber zu glauben, ich rede jetzt über meinen missbrauch und sobald ich alles gesagt habe, kann ich dieses thema abhaken, das ist ein gewaltiger irrtum. es wird immer dinge geben, an denen du wieder arbeiten darfst, aber es heißt nicht, dass du kein glückliches leben haben kannst. kannst du sehr wohl.

lg
petra
 
Warum können Überlebende nicht einfach weiter leben:..

Viele Menschen sind der Ansicht, Erwachsene Überlebende könnten einfach "über den Dingen stehen", den Missbrauch vergessen und einfach weiter Leben.
Schließlich hat sich der Missbrauch in der Kindheit ereignet, was lange Zeit her ist.

Wenn das so einfach wäre, würden viele Überlebende sich für diese Alternative entscheiden!
Leider ist das eben nicht so einfach.

Überlebende hatten niemals die Möglichkeit eine 'gewöhnliche' Kindheit zu genießen, genauso wenig wie sie die Zeit zurück drehen + das 'nachholen' können.
Kindheit. In dieser Zeit erwerben alle Menschen die elementaren Grundkenntnisse für das Leben als Erwachsener.

Die Zeit in der Menschen lernen zu sprechen, zu laufen, sich selbst zu ernähren, sich anzuziehen, wie Beziehungen zu anderen Menschen aussehen + sämtliche Sorten von verbalen und nichtverbalen Mitteilungen ihrer Umwelt zu dekodieren.

Wenn diese existentiellen Informationen in der verdrehten Atmosphäre des Missbrauchs erlernt werden, ist es nicht mehr möglich diese zu löschen bzw. zu verändern, sobald das erwachsenen Alter erreicht ist.

Was nicht bedeuten muss, dass ein Überlebender nicht in der Lage wäre ein vollkommen erfülltes + glückliches Leben zu führen. Das ist sehr wohl möglich. Es wird nur niemals die gleiche Qualität haben wie das Leben eines nicht- Überlebenden. Die Art und Weise wie ein Überlebender denkt und handelt, wird niemals mit der Art eines nicht- Überlebender übereinstimmen. Diese verdrehte Weltsicht beeinflusst Beziehungen innerhalb der Familie, Partnerschaften, enge Freundschaften, die Beziehung zu ihren Kindern, sowie (klar) die Beziehung zu sich selbst.

> Sollte Jemand Zweifel an dieser Aussage haben, bitten Sie sie um ein einfaches

EXPERIMENT

Bitten Sie sie zwei Dinge zu tun, die von ihrem gewohnten Alltagsleben abweichen.

Sie sollen sich einmal die Zähne mit ihrer nicht-dominanten Hand putzen, sowie Haare kämmen mit der nicht-dominanten Hand. Nachdem die Person das getan hat, bitten sie sie, sich vorzustellen, dass Zähneputzen + Haare kämmen von nun an ihr Leben lang so schwierig sein wird.
Es wird sich nicht 'richtig' anfühlen.

"Du siehst dein Gesicht im Spiegel und weißt genau, dass du es nicht richtig kannst. Du beobachtest andere Menschen um dich herum, die damit keine Probleme zu haben scheinen. Nur du scheinst zwei linke Hände dabei zu haben. Da gibt's paar Knoten in deinem Haar, an die du nicht so richtig dran kommst, oder ein Teil will einfach partout nicht sitzen. Nach einer Weile findest du dich damit ab, dass du es nie schaffen wirst deine Haare so gut zu 'stylen' wie andere. Selbst wenn du sie professionell vom Frisör herrichten lässt ist es nur eine kurzfristige Lösung.
Du weißt genau, als du deine Zähne geputzt hast, hast du mal wieder ein paar dieser Backenzähne nicht erreicht, das Wasser zum Ausspülen aufnehmen war auch schon ein Alptraum, also hast du von vorneherein weniger benutzt. Dir ist klar, dass diese Art der Zahnpflege nur zum Verfall führen kann, findest dich aber damit ab, dass du Zahnarztrechnungen bezahlen und für dein Verschulden auch noch ermahnt wirst.
Du hast dich daran gewöhnt, dass andere Menschen die Ursache für deine Unzulänglichkeit auf eine Freiwilligkeit in deinem Verhalten oder auf unerwünschte Persönliche Charaktereigenschaften zurückführen wie, z.B. Faulheit.
Aber du hältst durch, du wirst es überleben..."

Nun, bitten Sie ihre Versuchsperson sich vorzustellen, dass der einzige Grund das alles durchzustehen + auf sich zu nehmen darin besteht irgendwelche Erwachsenen zu stimulieren und sie zu unterhalten.

Bitten sie sie sich einmal vorzustellen wie sie über ihr Leben denken würden, sich fühlen würden mit der Gewissheit, dass das ganze Leben von nun an eine Qual sein würde, das ganz nur weil irgendwer anderer sie auf völlig egozentrische Art- und Weise zur Bedürfnisbefriedigung benutzt hat, als sie klein waren.

Weiter bitten sie sie, sich Selbstvorwürfe darüber zu machen, dass sie 'mitgemacht' haben und sich zusätzlich noch Schuldig zu fühlen, weil sie nicht in der Lage waren sich jemand anderem anzuvertrauen.

Dieses Experiment kann einer nicht-missbrauchten Person einen kleinen Einblick in das Leben einer/s Überlebenden von sexuellem Missbrauch in der Kindheit geben.
Das Beispiel Zähneputzen + Haare kämmen, ist ein Gedankenkonstrukt zur Verdeutlichung.

In der REALITÄT bedeutet das Leben eines Überlebende leider Andersartigkeit in ALLEM was er/sie tut!


Liebe papacha :liebe1:
Danke dafür !!!!
Am Sonntag also genau einen Tag bevor du dass gepostet hast fragte mich ein guter Freund wie kann es sein dass dich dass Vergangene immernoch so sehr belastet es ist doch schon so lange her...
ich wusste nicht mehr wie ich es erklären sollte zu oft und leider immer vergeblich habe ich es versucht.

ich habe ihm den Text gleich nachdem ich ihn gelesen hatte ausgedruckt und auf meine Nachfrage ob er nun etwas besser nachvoll ziehen kann wie es mir geht kam ein klares Ja!!!!



Ich habe den Text noch 4 weiteren Personen denen es bisher mehr als schwer gefallen ist mein Verhalten nachzuvoll ziehen zu lesen gegeben und bei allen dass gleiche
ja jetzt kann ich dich besser verstehen

Was für eine Erleichterung.

Und dass allerbeste

ich verstehe mich selbst besser.
Danke dir!!!!!!!

Michi
 
Es gibt doch sicher auch Opfer, die es geschafft haben und die "normal" geworden sind. Das wäre aus meiner Sicht viel besser - solche Menschen zu Wort kommen lassen, damit sie anderen Opfern Mut machen.

Oder ?????

Hi Primor!

Deine positive Grundeinstellung in Ehren, aber was ist für Dich "normal" - meinst Du nicht, dass DU jetzt Menschen über einen Kamm scherst?
Gestehst Du den MB-Opfern nicht zu, dass sie anders bleiben dürfen?
Wie der Vergleich mit der Palme - jeder Mensch geht letztendlich SEINEN Weg - und wer entscheidet darüber, was "normal" ist und was nicht?

Es ist doch eine individuelle Sache, wie ein MB-Opfer an die Verarbeitung rangeht - muss dann unbedingt "normal" rauskommen? Welches Schwarz/Weiß-Denken legst Du da als Maßstab an?

Jeder Mensch hat seine persönliche Lösung (oder auch nicht) - aber was letztendlich dabei rauskommt, sollte nicht nach dem Maßstab "normal" oder "nicht normal" beurteilt werden, sondern eben als persönlichen Teil dieses Menschens.

Irgendwie bekomm ich bei Dir das Gefühl nicht ganz los, Du möchtest damit etwas "wegwischen" - da MB, da Therapie = wiederhergestellter, "normaler" Mensch.

@Manu: Mir wurden übrigens mit 20 Teile der Schilddrüse herausgeschnitten, weil ich die vielen Nadeln in der Nacht nicht mehr aushielt, die ich schlucken musste....(OP war übrigens in dieser Hinsicht erfolglos, das Symptom verging irgendwann Jahre später).

Liebe Grüße
Reinfried
 
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Ich weiss nicht, ob ich die Geschichte hier schonmal irgendwo gepostet habe, verzeiht mir, wenn es so ist, ich muss sie an dieser Stelle noch einmal loswerden:

es war eine kleine Palme auf deren Blätterdach sich ein Felsbrocken gelegt hat. Die Palme hatte es sehr schwer mit dem Wachstum, der Stein war sehr gross und schwer. Doch die Palme entfaltete Kräfte, um trotz des Brockens wachsen zu können. Sie lernte, damit zu leben - und wurde richtig stark! Als sie ausgewachsen war, war der Brocken im Verhältnis zu ihr nicht mehr so riesig - und sie war viel stärker als ihre Schwestern und der Felsen gehörte zu ihr wie ihre Blätter.

Das ist die Hoffnung, die wir haben können - normal wird unser Leben nicht, aber wir können stärker werden und lernen damit zu leben.

Liebe Ahorn :liebe1:
ich kannte deine Geschichte noch nicht und sie ist so stimmig für mich
auch dir lieben Dank
Michi
 
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