Umfrage: Sexueller Missbrauch!!!!

Bist DU schon mal sexuell angegriffen bzw. sexuell missbraucht worden?

  • Nein, noch niemals!

    Stimmen: 26 21,7%
  • Nein, aber ich kenne jemanden der sexuell missbraucht wird/wurde

    Stimmen: 24 20,0%
  • Ja, aber nur verbal (Sprüche/Fragen/Antworten mit extremen sexuellem Inhalt)

    Stimmen: 19 15,8%
  • Ja, ich wurde schon mal/schon öfters ungewollt angefasst

    Stimmen: 40 33,3%
  • Ja, ich wurde einmal vergewaltigt

    Stimmen: 10 8,3%
  • Ja, ich wurde mehrmals vergewaltigt

    Stimmen: 10 8,3%
  • Ja, ich werde/wurde regelmäßig missbraucht

    Stimmen: 9 7,5%
  • Ich wurde von jemanden sexuell missbraucht, den ich kenne

    Stimmen: 22 18,3%
  • Ja, ich wurde BEINAHE vergewaltigt

    Stimmen: 11 9,2%
  • Ich habe den Täter angezeigt

    Stimmen: 2 1,7%

  • Umfrageteilnehmer
    120
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Da hast du recht- der Versuch, die Wut klein zu halten, kommt einer Verdrängung gleich. Das hab' ich auch versucht, mir innerlich gut zuzureden, es sei doch sooo schlimm nicht gewesen. Nee, das klappt nicht, das gibt bloss Magengeschwüre.

Ich erzähle ein Beispiel von mir, also: Ich hatte eine Frau kennengelernt und mich mit ihr befreundet. Sie war interessiert an spirituellen Dingen und wir hatten viele Gespräche. Ihre Lebenssituation war schwierig, ihr Partner war gerade aus dem Knast entlassen worden (Autodiebstahl und ständiges Fahren ohne Führerschein) und sie machte sich grosse Sorgen, dass er rückfällig werden könnte. Trotzdem wollte sie ihn heiraten. Ich war zur Hochzeit eingeladen und half ihr bei den Hochzeitsvorbereitungen.

Ihre wichtigste Frage war: was ziehe ich an? Die finanzielle Lage war angespannt, sie konnte sich kaum neue Klamotten leisten, aber wir fanden dann doch etwas passendes für sie. Bei dieser Gelegenheit fragte sie mich, ob ich nicht eine Kette oder anderen Schmuck hätte, den ich ihr anlässlich der Feier leihen könnte. Klar- ich lieh ihr eine teure Silberkette von mir. Die Feier war schön, sie trug meine Kette- und ich vergass in den folgenden Tagen, diese Kette wieder an mich zu nehmen.

Kurz nach der Hochzeit wurde ihr Mann wieder rückfällig, stahl einen Wagen, lieferte sich eine wilde Verfolgungsjad mit der Polizei, rammte dabei ein paar andere Autos- und wurde schliesslich in ihrer Wohnung gestellt und erneut eingeknastet. Sie war am Boden zerstört- und ich stand vor einem Dilemma. Sie bat mich nämlich, sie einmal wöchentlich zum Besuch ihres Mannes in den Knast zu fahren. Dazu hatte ich nicht die geringste Lust- aber ein Schuldgefühl, es nicht zu tun.

Woher kam dieses Schuldgefühl? Meine Freundin brauchte meine Hilfe- und es ist doch selbstverständlich, einer Freundin auf jede erdenklich Art zu helfen. Ich würde das von meiner Freundin erwarten- und das ist der Punkt. Ein Schuldgefühl stellt sich zB dann ein, wenn man selbst nicht Willens oder in der Lage ist, für andere das zu tun, was man selbst von ihnen erwartet. Also hab' ich sie zähneknirschend zum Knast gefahren. Innerlich hab' ich sie verflucht- was hat sie auch unbedingt diesen Idioten heiraten müssen, es war doch sonnenklar, dass der rückfällig wird.

Ich hab' sie ein paarmal gefahren und war immer genervter von der Situation- dann hatte sie Geburtstag. Auf der Party fiel mir meine Kette wieder ein, die hatte sie immer noch. "Frag' sie nach der Kette, nimm das Ding mit", sagte meine innere Stimme, ich hab' sie weggewischt, im Trubel des Geburtstags erschien es mir nicht passend.

Zwei Tage später rief ich sie an- sie nahm nicht ab. Ich rief sie in Laufe des Tages mehrmals an- sie nahm nicht ab. Ich sprach ihr auf den AB, sie rief nicht zurück. In den folgenden Tagen- dasselbe Spiel, sie meldet sie nicht. Ich fuhr zu ihrer Wohnung, klingelte- sie machte nicht auf. Ein Verdacht keimte in mir auf, schliesslich erreichte ich ihre Tochter. Die lachte und sagte: so macht meine Mutter das immer, wenn sie von jemandem die Schnauze voll hat- sie zockt ihn ab und stellt sich dann tot. Ja, aber- meine Kette. Die siehste nicht wieder, sagte ihre Tochter.

Den Austraster, den ich dann hingelegt habe, den kannst du dir nicht vorstellen, Ahorn. Das war blanke Raserei, 48 Stunden am Stück. Ich hab' getobt, geschrien und gerast vor Wut und Hass. Ich hab' mir Rache- und Vergeltungsmassnahmen überlegt, da war alles dabei, von Anzeige über: ich rufe ein paar starke Kumpels an und trete ihr die Tür ein, schlage sie zusammen, foltere sie, bringe sie um. Alles, das ganze Programm. Zwischendurch natürlich auch die Stimme, die zur Verdrängung aufruft: komm' schon Simi, bleib' ruhig, ist doch nur ne Kette.

Die ganze Zeit wusste ich aber- es liegt an mir, bloss wo? Und dann, in einem Zustand der völligen Erschöpfung nach 48 Stunden ohne Schlaf, da hab' ich's gesehen. Ich wollte die Frau los sein, ich hatte die Schnauze gestrichen voll von dieser Freundschaftspflicht. Ich hatte aber nicht das Rückgrat, ihr das zu sagen. Weil es mir wie ein Verrat vorkam. Insgeheim hatte ich mir den Diebstahl gewünscht. Denn ein solcher Diebstahl würde das Freundschaftsband zerschneiden- und zwar von ihrer Seite aus. Ich hatte sie mit der Leihgabe unbewusst in Versuchung geführt, hatte ihr die Möglichkeit zum Diebstahl auf dem Präsentierteller serviert. Darum hatte ich die Kette auch nicht zurückgefordert, obwohl ich dran gedacht hatte.

Als ich das sah, war mir alles klar- und Frieden zog in mein Herz. Ich war sie los- au Mann, das hätte ich auch wirklich leichter haben können. Aber es war mir vorher nicht möglich, anders zu handeln, der innere Zwang, einer Freundin helfen zu müssen, hatte mich davon abgehalten, das richtige zu tun.

Ich habe sie nicht angezeigt, das hätte auch nichts gebracht, ich hatte nicht mal mehr ne Rechnung für die Kette, auch keine Zeugen, da ich ihr das Ding unter vier Augen geliehen hatte. Ausserdem hatte sie sie mit Sicherheit verschwinden lassen und später verkauft. Das war mir auch alles nicht mehr wichtig, mir ging's bloss um meinen Seelenfrieden. Dadurch, dass ich meine Situation verstand, verstand ich auch ihre. Ich vergab mir meine Unfähigkeit, die Freundschaft zu beenden- und dadurch vergab ich ihr ihren Diebstahl. Die Vergebung für den Täter ist ein Nebeneffekt der Selbstvergebung. Aber zuerst muss man toben. ;)

Ach! :liebe1:
DAS ist ein toller, toller Bericht!!! Danke!!!
 
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Liebe Simi,

ich handhabe das mit der Wut etwas anders. Ich schau hin, worauf ich wütend bin, manchmal bin ich das selber, manchmal jemand/etwas anderes. Und dann schau ich, was ich mit dieser Wut konstruktiv tun kann.
Wenn ich selber einen Schmarrn verzapft habe, dann habe ich die Chance aus der Situation zu lernen. Wenn ich wütend auf jemand anders bin, versuche ich ihm klar zu machen, dass er bestimmte Dinge mit mir nicht tun darf. Wenn ich auf eine Sache/einen Zustand wütend bin, versuche ich, ihn zu ändern. Das kann ich alles mit Hilfe meiner Wut machen.
Ich habe schon lange keine ohnmächtigen Wutanfälle erlebt, weil ich schon seit einiger Zeit versuche, das jeweils beste aus einer Situation zu machen. Und wenn ich das Verhalten einer Person oder eine Situation nicht beeinflussen kann, dann habe ich es wenigstens versucht - da brauche ich niemandem zu vergeben.

Und Kinder, die Missbrauchsopfer werden, haben sich sowieso nichts zu vergeben, denn ihre Möglichkeiten, mit dem Missbrauch umzugehen, sind begrenzt, sie haben ja nicht die Wahl, nur ein begrenztes Spektrum an Reaktionsmöglichkeiten.

LG
Ahorn

Ja, was Du da beschreibst und wie du mit der Wut umgehst, kann ich gut verstehen. Simi hat da m.E. auch nur mal eine Situation aufgegriffen, ich bin einfach erfreut, wie tief reflektiert das ist. Das zeigt so schön, wie Täter und Opfer (in DIESEM Fall!) zusammenhängen.

Vor allem hat mich der Satz: Schuldgefühle entstehen immer dann, wenn man etwas nicht geben will, was man aber vom anderen erwartet : beeindruckt. Und das betrifft jetzt die Erwachsenenebene.

Gespannt bin ich auch auf Hinweise, die das auf Kinder übertragen.
 
Wetten das die LUL Fraktion schon für die armen Täter betet ? :wut2: . Für meinen Teil verabschiede ich mich aus diesem Thread. Die Grenze meiner Fähigkeit andere unkommentiert so einen hahnebüschenen Unsinn schreiben zu lassen ist erreicht und ich kann manche Zeilen nicht mehr Lesen ohne das sich in mir ein Würgereiz breit macht, der letztlich nur meine Tastatur ruiniert.
Knapp daneben - sie posten über gestohlene SILBERKETTCHEN :confused: :confused: :confused:

Schön langsam stellt sich ernsthaft die Frage, warum manche PosterInnen PERMANENT beim Thema Missbrauch ablenken und beschönigen ...

LG, Reinhard
 
Vor allem hat mich der Satz: Schuldgefühle entstehen immer dann, wenn man etwas nicht geben will, was man aber vom anderen erwartet : beeindruckt. Und das betrifft jetzt die Erwachsenenebene.

Gespannt bin ich auch auf Hinweise, die das auf Kinder übertragen.

Himmel...was soll das....möchtest Du jetzt wieder davon beginnen, dass Kinder am Missbrauch "schuld" wären....

Reinfried
 
Ja, was Du da beschreibst und wie du mit der Wut umgehst, kann ich gut verstehen. Simi hat da m.E. auch nur mal eine Situation aufgegriffen, ich bin einfach erfreut, wie tief reflektiert das ist. Das zeigt so schön, wie Täter und Opfer (in DIESEM Fall!) zusammenhängen.

Vor allem hat mich der Satz: Schuldgefühle entstehen immer dann, wenn man etwas nicht geben will, was man aber vom anderen erwartet : beeindruckt. Und das betrifft jetzt die Erwachsenenebene.

Gespannt bin ich auch auf Hinweise, die das auf Kinder übertragen.
Himmel nochmal, da muß man ja jetzt sogar noch das ohnedies schon fragwürdige Silberkettchenbeispiel davor in Schutz nehmen. der Satz heißt tatsächlich
Ein Schuldgefühl stellt sich zB dann ein, wenn man selbst nicht Willens oder in der Lage ist, für andere das zu tun, was man selbst von ihnen erwartet.
und das ist GANZ was anderes. Und es wär jetzt echt schön, wenn wir hier nicht weiter mißbrauchte Kinder mit Silberketterln gleichsetzen könnten, sich die diesbezügliche Begeisterung vielleicht in Grenzen halten könnte - und stattdessen vielleicht einmal wir uns der Frage zuwenden könnten, die ich da oben gestellt hab.

...nämlich wo ein Opfer in sich da einen Ansatzpunkt zum Begreifen überhaupt finden sollte. Das erscheint mir nicht zielführend - meine Frage richtet sich da jetzt nicht nur an dich. Was sollte ein Mißbrauchsopfer in sich begreifen - bezieht sich das auf das Entstehen des Schuldgefühls an sich?

Warum wird bloß jede sich bietende Möglichkeit ergriffen, nur ja nicht dort hinschauen zu müssen, wos wirklich wehtut? Warum flüchtet man da lieber in die LUL-Welt?
 
ich glaube, auf Kinder ist dieser Satz nicht übertragbar. Denn den Kindern wird ja erst gesagt, was sie alles tun müssen und sollen - und sie erwarten sicherlich keinen Missbrauch von irgendwem (ausser sie sind schon entsprechend konditioniert, was aber auch nicht ihre Schuld ist).

LG
Ahorn
 
Knapp daneben - sie posten über gestohlene SILBERKETTCHEN :confused: :confused: :confused:

Schön langsam stellt sich ernsthaft die Frage, warum manche PosterInnen PERMANENT beim Thema Missbrauch ablenken und beschönigen ...

LG, Reinhard

Vor allem seit sich eine von der LuL-Fraktion hier zu Wort meldete, stürmen sie in Scharren, um ihre "Weisheiten" anzubringen?!
 
ich glaube, auf Kinder ist dieser Satz nicht übertragbar. Denn den Kindern wird ja erst gesagt, was sie alles tun müssen und sollen - und sie erwarten sicherlich keinen Missbrauch von irgendwem (ausser sie sind schon entsprechend konditioniert, was aber auch nicht ihre Schuld ist).

LG
Ahorn

Ja, ich kann da auch noch nicht hin. Aber mich würde das sehr interessieren, was Simi dazu sagt. Oder ob sie etwas dazu zu sagen hat.
 
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Knapp daneben - sie posten über gestohlene SILBERKETTCHEN :confused: :confused: :confused:

Schön langsam stellt sich ernsthaft die Frage, warum manche PosterInnen PERMANENT beim Thema Missbrauch ablenken und beschönigen ...

LG, Reinhard

Ja, sorry, daß ich vom Thema abgekommen bin. Bin jetzt einfach selbst auf diesen Beitrag angesprungen, weil der mich persönlich berührt hat.
 
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