Ich denke, dass man das im wesenlichen so stehenlassen kann. Ich denke aber, dass es in den alternativen Methoden nicht unbedingt effektivere Methoden für chronisch Kranke insgesamt gibt.
Es gibt teilweise effektivere Methoden, aber nicht "insgesamt", weil das läßt sich auch schon sehr schwer vergleichen, einfach weil z.B. die TCM eine auf komplexen Regelkreisbeziehungen basierende Theorie hat, während die westliche Medizin da fein säuberlich alles abgrenzt benennt und in Schubladen packt. Somit kann man also die Zahl der bekannten Erkrankungen (wenn man alle möglichen Ausprägungen mit zu Grunde legt) in der TCM nur schwer feststellen, um sie überhaupt sinnvoll mit dem westlichen system vergleichen zu können.
Letztlich ist auch unsere Medizin einer Entwicklung unterworfen, die auch die Gesunderhaltung beinhaltet.
Klar, das ist definitiv so.
Es ist aber auch so, dass im Zuge der Weiterenttwicklung einige traditionelle Konzepte über Krankheitsentstehung nicht mehr zu halten sind.
Der Zweck des jeweiligen Medizinsystems ist doch, die Menschen gesund zu erhalten, mit welchen Theorien das auch immer passieren mag. Sicher kann man auch die Erkrankungsrate, die Zeit bis zur Gesundung und die Effektivität der Verfahren vergleichen, aber die Methoden an sich zu belächeln, nur weil sie primitiv erscheinen mögen, bzw. nach angelegten wissenschaftlichen Maßstäben des westlichen Systems nicht zu halten sind, finde ich doch etwas daneben. Weil ich möchte mit nicht vorstellen, wo die TCM heute wäre, hätte sie, wie die Westmedizin, dank der Fortschritte in der Optik, damals schon Erregen mittels Mikroskopen dingfest machen können.
Nimmt man z.B. mal die Refluxkrankheit, die ja wohl immerhin 10% der Bevölkerung haben, als Beispiel, könnte man ja auch fragen, ob einige Konzepte der evidenzbasierten Westmedizin noch so zu halten sind, weil schließlich hat man da ja in der TCM einfach mal schon "etwas" länger Zeit für systematische Beobachtungen gehabt...
Die Westmedizin versucht eben, auch traditionsbedingt durch die Entdeckung der Bakterien, dank des wissenschftlichen Ansatzes "die eine Ursache" für das Problem zu finden, weil irgendwo muß es ja stecken, man muß nur lange genug die anatomischen Strukturen und Stoffwechselvorgänge auseinandernehmen, dann wird es sich schon irgendwann finden... Klra, das geht, nur findet man es dann eben mal "irgendwann"... Und hoffentlich scheitert man vorher nicht an der Komplexität der menschlichen Systeme bei der systematischen Erforschung, weil alles kann man ja nicht gleichzeitig überwachen konstant halten bzw, kontrollieren, vorausgesetzt man kennt überhaupt schon die Tatsache, das dort Einflüsse mit verantwortlich für die Erscheinungen sind.
Nach Sicht der Westmedizin, sind bei der Refluxkrankheit ja hauptsächlich die Belegzellen das Problem, also wird folglich versucht, deren Säureproduktion zu verhindern. Ist hat 'ne klare Ursache, möchte man meinen, aber dann ließt man solche vergleichsweise simplen Sachen bei den Risikofaktoren wie: scharfe Gewürze (einschleißlich Pfefferminze), Kaffee, Nikotin, Alkohol und muß dann, wenn man sich zum Beispiel etwas mit TCM auskennt, da nur noch grinsen...
Aber welcher Westmediziner hört sich da schon gerne die klare Ursache an, das da aus TCM-Sicht, das Magen-Qi gegenläufig ist. Normalerweise wird das Magen-Qi nämlich nach unten zu den Därmen geführt, wenn es, pathologisch, nach oben aufsteigt, dann führt das eben zu Erscheinungen wie saurem Aufstoßen und Übelkeit. Die Ursache, das das Magen-Qi aufsteigt, könnte z.B. wiederum sein, das das Leber-Qi seitwärts in Richtung Magen (die paar "Organe" haben in der TCM andere Bedeutungen und komplexere und Funktionen als in der Westmedizin, zum Beispiel reguliert die Leber den Blutdruck und kann Schlafstörungen und Despressionen mitverursachen) drückt.
Da das pathologische Aufsteigen eine Yang-Bewegung ist, muß man folglich dafür sorgen, das das Magen-Qi abgesenkt, also nach unten gedrückt wird. Dafür muß man je nach Fall, wahlweise den Yang-Exzess des Magens durch Kühlen Beruhigen oder aber man muß den relativen Yin-Mangel, der das Yang hochschlagen läßt, durch Auffüllen des Yin kompensieren. Fakt ist jedenfalls das es energetisch heiße Nahrungsmittel wie Alkohol, Kaffee, Nikotin oder scharfe Gewürze nur noch schlimmer machen, da sie durch ihre heißen Eigenschaften die aufsteigende Yang-Bewegung des Magen-Qi weiter fördern. Bei der fettreichen Nahrung ist nicht das viele Fett an sich das Problem (das ist nämlich Yin!), sondern die erhitzende Zubereitung wie Braten, Grillen oder Schoren, die die die energetische Gesamttemperatur erhöhen. Wer weiß, wann die Westmedizin auf solche "nicht mehr zu haltenden" Sachen gekommen wäre...
Wir profitieren hier sehr von der Wissenschaft, die uns hier irgendwann etwas ermöglichte, was es so in den traditionellen asiatischen Systemen beispielsweise so einfach nicht gegeben hat. Ich denke, was den Wissensumfang angeht kann man hier davon sprechen es einfach überholt zu haben, während es ja auch Zeiten gegeben hat, in denen wir deutlich hintendran lagen.
Man sollte einfach aus allen Systemen das Beste nutzen! Sicher hat die westliche Medizin in kürzerer Ziet mehr und viel weiter ins Detail gehendes Wissen hervor gebracht, außerdem ist der klare wissenschaftliche Hintergrund eine Stärke des Westsystems. Die Systeme in der momentanen Situation direkt vergleichen ist aber, aus meiner Sicht, mehr als fehl am Platz. Das Problem, das man in der westlichen Medizin, statt der üblichen Punktbohrerei, wenn überhaupt, gerade erst einmal langsam etwas damit anfängt, über den Tellerrand der Anatomie und Physiologie hinaus zu sehen, solle man aber auch nicht verkennen! Da ist die chinesische Medizin mit ihren, nach heutigen wissenschaftlichen Maßstäben, überalterten Modellen, aber teilweise immer noch besser, weil konsistent und logisch (im Sinne von "wissenschaftlich") sind die nämlich auch, nur sind die Grundlagen des Systtems eben schon sehr alt und dadurch an sich eingeschränkt.
Mich stört unheimlich, wenn hier von manchen so getan wird, als sei die westliche Medizin und die, die sie anwenden ein wenig blöde und nur für Notfälle zu gebrauchen.
Die westliche Medizin ist absolut nicht nur für Notfälle zu gebrauchen, aber das ist eine ihrer Stärken und man benutzt sie in China wohl deshalb in Notfällen auch quasi ausnahmslos, weil die TCM hat da nichts Vergleichbares. So war das mit den Notfällen zumindest von mir gemeint gewesen.
Man ist ja zumindest im asiatischen Raum schon eifrig mit der Erforschung der Mechanismen der tradionellen Systeme aus westlicher Sicht beschäftig, denn nur so kommt man da überhaupt sinnvoll weiter. Bis man aber nicht auch noch den letzten Mechanismus auf heutigem wissenschftlichen Stand erklären kann, ist es einfach mal unangemessen, wenn sich die Westmedizin hinstellt und meint z.B. bezüglich der Akupuktur-Zusatzqualifikation für Ärzte die einzig richtige und "wissenschaftlich" fundierte Wahrheit zu kennen, so das man da keine weiterführende Puls- oder Zungendiagnostik, etc. braucht... Die Ergebnisse sind jedenfalls dann auch entsprechend.
Bezüglich der Alternativmedizin, bin ich der meinung, das da jede Menge erwiesener Schrott existiert, aber auch, das es z.B. bei den traditionellen, manuellen und Mind-Body-Intervertionsverfahren noch berechtigtes Potenzial zu verbreiteteren Anwendung gibt.