Ich bin gegen die Todestrafe, weil die Gefahr besteht, einen Unschuldigen hinzurichten. Da kann man dann nämlich nichts mehr gutmachen, überhaupt nichts.
Für härtere Strafen bin ich aber schon, die meisten sind lächerlich. Ich glaube auch, daß deswegen auch so viele für die Todestrafe sind, weil die Urteile oft so gering sind, sowas macht oft einfach nur maßlos wütend und weil man nichts machen kann, will man dann die härteste Strafe, das erleichtert.
Es ist halt die Ungerechtigkeit.
Für Gerechtigkeit muß man aber auch selber sorgen, die Rechtssprechung ist ja nur der Spiegel der vorherrschenden Meinung. Wie oft gibt man dem Opfer insgeheim die Mitschuld und/oder relativiert die Tat?
Bei Vergewaltigung: "die hat ihn ja gereizt mit dem tiefen Ausschnitt", "sie hat so viel getrunken, selber schuld, wenn sie sich dann nicht mehr richtig wehren kann", "sie ist ja bei ihm geblieben, auch nachdem es schon mal passiert ist", "was geht sie auch in der Nacht da lang", "Männer sind so, da muß man als Frau halt aufpassen", "sie geht in seine Wohnung, obwohl sie ihn erst seit drei Wochen kennt, da darf sie sich nicht wundern".
Bei Mord: "der hat seinen Nachbarn gereizt, kein Wunder", "der Typ war sehr reich, da lebt man halt gefährlich", "wenn man überfallen wird, gibt man besser das Geld schnell her, selber schuld, wenn man es nicht geich macht", "als Punk geht man nicht in diese Gegend, selber schuld", "warum sind diese Ausländer auch hergekommen, wären sie zuhause geblieben", "der Obdachlose hätte halt nicht in der Gasse schlafen sollen, dann hätte man ihn auch nicht angezündet".
Bei Kindesmissbrauch: "der Mann hatte eine schwere Kindheit, er konnte nicht anders", "das Mädchen ist selber schuld, was rennt sie mit dreizehn Jahren noch in Unterwäsche vor ihrem Stiefvater rum", "der Bub ist doch immer wieder zu seinem Opa hingegangen, so schlimm kann es ja nicht gewesen sein", "sie hat sich von dem Mann was schenken lassen, hat also auch was davon gehabt", "der kleine wollte mit seiner Mama dauernd kuscheln, sie hat ihn ja nur liebgehabt", "die Mädchen wollen doch alle ihren Papa heiraten", "das Kind wird das schon vergessen, es ist ja erst zwei".
An diesen Dingen sind nicht die Politiker schuld oder die Richter, sondern die Angst der meisten Menschen, wirklich zum Opfer zu halten und gegen Täter vorzugehen. Es ist die Angst vor dem eigenen Opfer- und Täter-Sein.
Angst vor der Ungerechtigkeit und der Unberechenbarkeit des Lebens.
Da ist es für viele leichter, nach der Todestrafe für ferne, unbekannte Verbrecher zu schreien, beim eigenen Umfeld werden die meisten aber dann ganz leise.