Da geht die Tendenz tatsächlich hin, zur heliozentrischen Astrologie. Der Mensch blickt immer mehr über seinen Tellerrand hinaus und versucht sich selber aus der Perspektive Gottes zu sehen, die dort ersichtlich sein dürfte. Denn Gott ist ja in astrologischer Analogie die Sonne. Bisher versuchte man meist sich selber aus egozentischer Perspektive zu analysieren.
Auch die Gründe, Astrologie zu betreiben wandeln sich. In der Antike wollte man vor allem den Todeszeitpunkt wissen, was heute eher unwichtig geworden ist. Auch Auskünfte über Geld und Sex liegen mehr im materiellen Bereich. Die Tendenz geht aber dahin, dass man mehr über die eigene Persönlichkeitsstruktur und die geistige Entwicklung erfahren will.
Es ist wiederum der von mir erwähnte Anthroposoph Robert Powell, der in seinen Büchern zur Hermetischen Astrologie auch den höchst bedeutsamen Stellenwert der Heliozentrischen Astrologie in den Vordergrund stellt. Geozentrisches und heliozentrisches Horoskop ergänzen einander, nämlich insofern, als das geozentrische Horoskop die "irdische", die schicksalsgebundene Persönlichkeit darstellt, während sich im heliozentrischen Horokop der eigentliche, der "himmlische" Mensch, die unveränderliche unsterbliche Individualität des ICHs widerspiegelt.
Wenn man das geozentrische mit dem heliozentrischen Geburtsbild vergleicht, treten drei sehr wesentliche Unterschiede hervor:
1. Im heliozentrischen Horoskop gibt es keine Himmelsachsen. ASC/DSC und MC/IC sowie die Häuser entfallen.
2. Im heliozentrischen Horoskop gibt es keine Sonne und keinen Mond; hingegen tritt die Erde dort als Planet in Erscheinung.
3. Im heliozentrischen Horoskop werden die bedeutsamen Planeten Merkur und Venus von ihrer engen Beziehung zur Sonne entbunden. Somit können alle drei, Merkur, Venus und Sonne, in alle möglichen Aspektvarianten zueinander treten, und demzufolge können auch Merkur- und Venus die übrigen Planeten völlig anders aspektieren als im geozentrischen Horoskop.
Das vollkommene ideale "Hermetische" Horoskop (siehe Robert Powell: Zu einer neuen Sternenweisheit) enthält geo- und heliozentrisches Horoskop in Einem, das heißt: Der Innenkreis enthält die geläufigen geozentrischen Positionen, und im Außenkreis stehen die heliozentrischen Planeten, aber incl. Sonne und Mond, ohne Erde.
Dass das heliozentrische Horoskop keinesfalls mit dem fiktiven tropischen, sondern selbstverständlich ausschließlich mit dem realen siderischen Tierkreis rechnen kann, muss hier hoffentlich nicht debattiert werden...