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opti schrieb:
Ramar:
Auch wenn ich mir das nicht vorstellen will, bin ich der Ansicht, jeder soll nach seiner Vorstellung glücklich werden.
Wobei ich ein wenig das Problem habe zu verstehen oder zu glauben, daß es die Enthaltsamkeit oder diese alleine ist, welche Dich wunderbare Erfahrungen machen ließ. Welche Erfahrungen glaubst Du basierend auf Enthaltsamkeit gemacht zu haben, würde mich interessieren?
Nein, es war nicht die Enthaltsamkeit alleine, die mich diese Erfahrungen hat machen lassen. Ich habe auch Autogenes Trainig gemacht und konnte mich am Ende jederzeit in einen tiefen meditativen Zustand versetzen. In höheren spirituellen Zuständen ist eigentlich das ganze Leben meditativ. Wahrscheinlich kann man es sich dadurch erklären, dass man über so viel Energie verfügt, dass man körpereigene Drogen aktivieren kann, die einerseits leistungsfördernd und andererseits euphorisierend und beruhigend wirken.
Wenn zu DEINEM Weg die Enthaltsamkeit gehört und DU davon überzeugt bist, bringt diese Dir wahrscheinlich auch etwas - da brauchst Du keine wissenschaftliche Unterlage, da genügt die eigene Überzeugung. Ob Du gleiche oder weniger oder gar mehr Erfahrungen gemacht hättest ohne enthaltsam zu leben bleibt aber offen. Aber das ist (für DICH) ohne Bedeutung, da ja ;der Glaube Berge versetzt."
Auf die persönlichen Erfahrungen, die ich machen durfte, möchte ich nicht eingehen. Ich mag nicht so gerne darüber reden. Aber mir scheint auch, du möchtest eine Versicherung haben, bevor du dich selber auf den spirituellen Weg machst. Ich kann dir nur raten, dich auf den spirituellen Weg zu machen, auch ohne dass du genau weisst, was dich erwartet. Lass dich überraschen. Wenn du diszipliniert und ausdauernd genug bist, dann wird dich ein sehr glückliches Leben erwarten.
Ich sehe für mich keinen Sinn in Deinem Weg, mit oder ohne Versicherung. Ein (lediglich)glückliches Leben macht (für mich) auch keinen Sinn, auch nicht als Ziel, denn erst durch Leid können wir wirklich lernen. So gehört beides dazu, das Glück und das Leid um ein erfülltes Leben zu haben - an beidem mangelt mir nicht.
Ramar: Was Madame dÉpinay mit "Enthaltsamkeit ist das feinste und delikateste aller Lustgefühle." wirklich gemeint hat muß wohl der Leser selbst interpretieren, wie meist bei Philosophie. Ich würde das am ehesten so sehen, daß Enthaltsamkeit an und für sich in ihren Augen schon ein delikates Lustgefühl ist - wohl auch im Hinblick und Erwartung auf späteres nicht enhaltsam sein.
Es kann sein, dass du mit deiner Aussage recht hast, denn Madame scheint ja keine Kostverächterin gewesen zu sein. Jedenfalls scheint sie dem holden Liebesspiel nicht abgeneigt gewesen zu sein. Enthaltsamkeit scheint bei ihr also wahrscheinlich nur zwischen zwei amourösen Abenteuern stattgefunden zu haben. Jemand der allerdings Selbstverwirklichung erreicht hat, hat keinerlei Interesse an amourösen Abernteuern. Er findet das Glück in sich selbst. Mir scheint, Madame war nicht besonders spirituell entwickelt, sondern immer noch im Sexualchakra verwurzelt.
Ich muß Dir insofern widersprechen, daß Selbstverwirklichung, wie es der Name schon sagt, vom SELBST kommt und daher Deine Selbstverwirklichung für Dich perfekt sein mag, für einen anderen aber FREMDverwirklichung sein kann, da sein SELBST einen anderen Weg gehen möchte.
Ramar: Daß tägliches Meditieren zu weisen Erkenntnissen und Selbstverwirklichung führen kann, stelle ich außer Zweifel - ob dies aber in irgendeinem Zusammenhang mit sexueller Aktivität oder Enthaltsamkeit steht ist wohl kaum bewiesen.
Nein, es ist nicht bewiesen, jedenfalls nicht wissenschaftlich. Wie sollte man es auch beweisen? Das dürfte schwer fallen. Ich bin allerdings fest davon überzeugt, dass tiefe meditative Erfahrungen und spirituelle Fortschritte nur mittels Enthaltsamkeit möglich sind. Wenn man sich in der Geschichte umsieht, dann waren es stets enthaltsam lebende Mönche, Nonnen und Yogis die spirituelle Höhen erklommen. Buddha und Jesus sind das beste Beispiel. Allein der Yoga hat eine jahrtausende alte Tradition der Enthaltsamkeit, die man nicht so einfach ignorieren sollte. Und selbst der Tantriker lebt im Prinzip enthaltsam (jedenfalls ohne Orgasmus).
Das ist falsch. Buddha war verheiratet und hatte einen Sohn. Erst um die 30, das Leid um ihn herum erkennend, versuchte er es einige Jahre mit Askese und wendete sich später davon wieder ab. Auch Jesus hatte eine Frau, meines Wissens mit dem Namen Maria Magdalena. Teilweise wird kolportiert, daß er auch Kinder gehabt habe.
Ich kenne keinen glaubwürdigen Nachweis, daß nur enthaltsam lebende Menschen spiritistische und/oder geistige Höhen erklommen haben oder erklimmen.
Ramar: Ist nicht wirklich wichtig, ein Enthaltsamer richtet mit seinem Samen ja nichts an. Was mich an der Diskussion aber mehr wundert ist, daß ich nichts über normale körperliche Funktionen gesehen habe (vielleicht übersehen?)? Soweit mir bekannt ist, werden laufend Samenzellen produziert, deren "Überschuß" auch ohne sexuelle Aktivität abgeht. Und zwar nicht ins Hirn, jedoch in die Unterhose. Weniger oder keine Aktivität mag zwar zu weniger Produktion führen aber wohl kaum dieses natürliche Prinzip abstellen. Übrig bleibt lediglich der Verzicht auf einen Orgasmus.
In dieser Frage bin ich auch unsicher. Es scheint so zu sein, dass bei einem selbstverwirklichtem Yogi kein Samen mehr abgegeben wird, sondern es könnte sein, dass er von den beiden Samenbläschen aufgenommen und resorbiert wird. Man kann sich dies wahrscheinlich so vorstellen, dass der Samen sehr wertvolle Mineralien, Spurenelemente, Eiweißstoffe usw. enthält, die dann nicht mehr ausgestoßen werden, sondern vom Körper aufgenommen und zur Stärkung der Nerven, des Gehirns und des Wohlbefindens beitragen. Aber genaueres weiß ich nicht darüber.
Das glaube ich weniger, da auch bei einem Yogi wichtige Körperfunktionen erhalten bleiben - auch wenn er manche davon "im Griff" haben mag. Ich habe da selbst einiges gesehen und erlebt in Nepal, Tibet und Indien - aber auch die großen des Buddhismus bekennen sich zum Leben.
L.G.
Ramar