Brahmacharya III
Ein Yogapraktizierender erkennt während seiner spirituellen Praxis, in der er Yogaübungen, Atemübungen, Konzentration und Meditation übt, dass sexuelle Gedanken und Handlungen schnell zum Abfluss der vitalen Energie (Ojas) führen. Daher sind Yogapraktizierende, die keine Kontrolle über ihre sexuellen Instinkte haben, Heuchler, die nur ihre Zeit vergeuden. Einerseits gehen sie einer spirituellen Praxis nach, durch die die Lebensenergie aufgeladen und gespeichert wird, andererseits aber entweicht sie wieder durch ihren undisziplinierten Geist. Wenn jemand beschließt, ein göttliches Leben im Brahmacharya zu leben, so ist es auch möglich, in das andere Extrem zu fallen. Wenn das Brahmacharya wirklich das Wesen des Yoga ist, dann sollte es ein Leben lang beachtet werden. Als einer der Schüler Swami Vishnu-Devananda's ihn nach dem Brahmacharya fragte, antwortete dieser humorvoll: "Es ist ein langer Weg, Bruder". Neue Aspiranten machen oft den Fehler, dass sie ihr altes Verhalten zu eifrig verändern wollen. Von der sexuellen Zügellosigkeit führen sie einen fanatischen und selbstzerstörerischen Kreuzug der sexuellen Unterdrückung. Swami Vishnu-Devananda, obwohl ein leidenschaftlicher Verfechter der Selbstdisziplin und des Brahmacharya, warnte immer wieder vor den Gefahren der Unterdrückung.
Swami Vishnu -Devananda benutzte für die kraftvolle und egoistische Unterdrückung der Sexualität das Wort "Kickback" (Rückschlag). Damit wollte er seinen Schülern deutlich machen, dass sie demütig die Maya, Gottes Macht der Wünsche und Illusionen, beachten sollten. "Nur durch die Gnade des Herrn", sagte er warnend, "können wir von der Maya befreit werden. Der sexuelle Instinkt, ist die stärkste Kraft in diesem Universum. Die Sexualität allein mit der Kraft des Willens zu besiegen, ist wie der Versuch, die Niagarawasserfälle zu stoppen. Wir brauchen Gottes Gnade". Die Gnade offenbart sich als Unterscheidungskraft und im spirituellen Wunsch, Yogaübungen, Atemübungen, Satsangs (Satsang = das Beisammensein mit spirituellen Meistern), Gebete, Meditation und Studien praktizieren zu wollen. Nur mit der Kraft dieser positiven Gewohnheit können wir die Leidenschaften besiegen und uns für die Weisheit öffnen.
Die Bhagavad Gita, eine der zentralen Schriften des Hinduismus, die als Quintessenz der Veden betrachtet wird, beschreibt drei Arten von Freude: "Die erste Freude erscheint zunächst als Gift, sie schmeckt am Ende aber wie Nektar. Diese Freude wird als sattvisch (rein) beschrieben. Sie wird geboren aus der Reinheit des eigenen Geistes, aus dem Wunsch nach Selbstverwirklichung. Die zweite Freude, die durch den Kontakt mit den Sinnesorganen entsteht, erscheint zuerst als Nektar, wirkt dann aber wie Gift. Diese Freude wird als rajasische (leidenschaftliche) Freude bezeichnet. Die dritte Freude, die für Selbsterkenntnis blind macht, die von Anfang bis Ende Täuschung ist und aus Schlaf, Faulheit und Illusion entsteht, gilt als Freude in der Erscheinungsweise der Unwissenheit. Diese Freude wird als tamasich (träge) bezeichnet." Bhagavad Gita 18,37-39
Die weltlichen Vergnügungen werden als rajasisch (leidenschaftlich) bezeichnet. Es sind sinnliche und emotionale Stimulationen, die der Yogi mit einem Juckreiz vergleicht. Der sexuelle Impuls reizt mit mächtigem Instinkt und schafft einen nervösen Juckreiz. Die Befriedigung des sexuellen Impulses erzeugt eine trügerische Freude, da sie den sexuellen Reiz verstärkt und die sexuelle Energie vermindert. Denke daran, was passiert, wenn du an einem Moskitostich kratzt. Um so stärker du kratzt, um so stärker wird der Juckreiz, bis der Moskitostich zu einer brennenden und schließlich blutenden Wunde wird. Die sexuelle Handlung und Phantasie erzeugt einen Eindruck im Unterbewusstsein. Durch den Eindruck im Unterbewusstsein, steigt ein erotischer Gedanke auf und dieser erotische Gedanke wiederum, verstärkt den Eindruck des Unterbewusstseins. Die sexuelle Befriedigung verstärkt also die unterbewussten Instinkte. Durch Erinnerungen und durch die Phantasie werden die sexuellen Wünsche immer und immer wieder belebt.
Brahmacharya I
Brahmacharya II
Quelle:
Brahmacharya von Srinivasan