Sexuelle Enthaltsamkeit

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Schau dir die menschliche Kultur an, dann weißt du, dass zwischen den Primaten und dem Menschen Welten liegen. Oder kennst du einen Primaten, der schon einmal den Nobelpreis gewonnen hat?

Kennst Du eine Löwin, die es getan hat? Wenn Du Primaten nicht mit Menschen vergleichen willst, dann unterlasse es auch mit anderen Tieren.
 
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Danke, lieber Joey...

Das ist so ein biologistisches Getue, keinem Zoologen würde sowas einfallen !!!

Für mich ist der thread ohnehin ein einziges Paradoxon. Dafür, daß opti keinen Sex mag, schreibt er ziemlich viel darüber. So, als wolle er sich den Gusto darauf restlos aus dem Leib treiben wollen.


Und die Biologisiererei ist aus meiner Sicht ohnehin nur ein Alibi... hätten wir ein tierisches Sexualleben (das i.Ü. auch lustgesteuert ist), bräuchte der eine oder andere, welcher damit ein Problem hat, wenigstens nicht die Verantwortung für sein unterdrücktes Gelüst, resp. die Folgen daraus, übernehmen!!!


Blöde G´schicht aber auch *kicher*

Mercie
La Dame
 
Schau dir die menschliche Kultur an, dann weißt du, dass zwischen den Primaten und dem Menschen Welten liegen. Oder kennst du einen Primaten, der schon einmal den Nobelpreis gewonnen hat?

Das wohl nicht, Primaten haben jedoch auch keine Sprache, die ihnen erlaubt Wissensbestände aufzubauen und diese dann von Generation zu Generation weiterzugeben. Das können Mensche auch nur, weil sie Speichermedien wie z.B. Bücher entwickelt haben, was wiederum eine Schriftkultur voraussetzt usw.
Jeder Einzelne nutzt täglich Gegenstände, deren Funktionsweise er nicht oder nur ungenügend versteht, wie z.B. Elektrizität, den PC, das Internet usw.
Nobelpreise bzw. neue Erfindungen beruhen immer auf kultivertem Wissen. Ohne die Kultur, in die wir hineingeworfen werden und die uns dann prägt, sind wir auch mehr Tiere als Menschen jedoch mit höherem Entwicklungspotenzial.
Du hast Recht dazwischen liegen Welten, aber unser tierisches Erbe schimmert doch durch die Kultur hindurch. Warum wird die Geschichte der Menschheit wohl immer wieder mit einer Schlachtbank verglichen?

Grüße

Grüße
 
Brahmacharya I

Swami Sivananda: "Brahmacharya ist ein heiliges Wort. Es ist der Kern und das Wesen des Yoga. Es ist das Verhalten oder die Handlungsweise, durch die du den Brahman (Gott) erreichen kannst. Es ist das Leben in seiner Absolutheit. Es ist die Entwicklung in Richtung Brahman oder Atman (Seele). Brahmacharya ist Reinheit in Gedanken, Worten und in der Tat. Unter Brahmacharya versteht man das Zölibat und die Keuschheit."

Unter Brahmacharya versteht man Selbstkontrolle, Unterscheidung und Willenskraft, durch die wir lernen, das Gute vor dem Angenehmen auszuwählen. Menschen und Tiere haben viele Instinkte und Gefühle gemeinsam. Allerdings besitzen Menschen die Fähigkeit, ihre animalischen Instinkte zu sublimieren. Der Prozess der Sublimation ist der Kern des Yoga. Leider hat die moderne Kultur von "Freiheit und Nachsicht" dazu geführt, dass das Brahmacharya gefürchtet und missverstanden wurde. Folglich ist es der am häufigsten vernachlässigte Teil der Yogapraxis.

Beim Brahmacharya behält der Wille permanent die Herrschaft über die Sinne und den Verstand. Um die Herrschaft über die sexuellen und sinnlichen Tendenzen des Verstandes zu erhalten, nutzen wir neben dem Brahmacharya, der Enthaltsamkeit, die anderen Regeln der Selbstkontrolle (Yamas): Gewaltlosigkeit, Wahrheit, Nichtstehlen, Nichtbegehren. Die Wahrheit zeichnet sich dadurch aus, dass das Gute über das Angenehme siegt. Die meisten Gewalttaten sind eine Reaktion auf unerfüllte Begehrlichkeiten. Darum ist Gewaltlosigkeit nicht ohne Brahmacharya möglich. Die regelmäßige Praxis des Brahmacharya ist ein wichtiger Eckstein für alle Yoga-Disziplinen. Für alle, die diese wichtige Yogaübung praktizieren wollen, empfehle ich das Buch The Practice of Brahmacharya (Deutsch: Die Praxis des Brahmacharya) von Swami Sivananda. In der Zwischenzeit möchte ich gerne ein paar Einblicke gewähren, die ich bei meinem Meister Vishnu-Devananda, der versuchte, die Idee des Brahmacharya in die westliche Welt zu transportieren, gesammelt habe. Ebenso möchte ich gerne von meinem eigenen langen Kampf, das Brahmacharya zu verstehen und es zu praktizieren, berichten.

Swami Sivananda: Diese Welt ist nichts anderes als Sex und Egoismus. Der Egoismus ist die Hauptsache. Der Sex ist ein Anhängsel des Egoismus. Der Sex und der Egoismus sind ein Produkt der Unwissenheit oder der Ignoranz. Der Mensch, der Meister seiner Schicksals, hat seine göttliche Herrlichkeit verloren und ist zum Sklaven geworden. Er ist zum Werkzeug in den Händen von Sex und Egoismus geworden oder ein Opfer der Ignoranz.

Quelle: Brahmacharya von Srinivasan
 
Zitat:Kennst Du eine Löwin, die es getan hat? Wenn Du Primaten nicht mit Menschen vergleichen willst, dann unterlasse es auch mit anderen Tieren.

Ja, absolut.
Auch wenn wir selber Primaten sind ist das Sexualverhalten des Menschen
selbst nicht in dieser Weise(um Schlüsse aufs menschliche Sexualverhalten zu ziehen )mit dem anderer Primaten vergleichbar.Man bedenke nur, dass Bonobos den Sex als Aggressionshemmer benutzen, das widerlegt natürlich Opti komplett.Und die sind ja unsere nächsten Verwandten.
Andererseits kennen Bonobos beim Sex kein Taboo und keine Scham, ganz anders als Menschen.Außerdem hat der Sex zum Teil nicht einmal die
indirekte Funktion(Sex als evolutionärer Trick um Kinderreichtum zu garantieren) Nachwuchs zu zeugen(es geht vielleicht nicht mal um sexuelle Befriedigung).

Tatsächlich können selbst nahe verwandte Lebewesen ganz unterschiedliches
Sexualverhalten zeigen.
Und darüber reden und Gedanken machen(manchmal auch Copy & Pasten:D),
das tuen nur wir Menschen.
 
Zitat:Kennst Du eine Löwin, die es getan hat? Wenn Du Primaten nicht mit Menschen vergleichen willst, dann unterlasse es auch mit anderen Tieren.

Ja, absolut.
Auch wenn wir selber Primaten sind ist das Sexualverhalten des Menschen
selbst nicht in dieser Weise(um Schlüsse aufs menschliche Sexualverhalten zu ziehen )mit dem anderer Primaten vergleichbar.Man bedenke nur, dass Bonobos den Sex als Aggressionshemmer benutzen, das widerlegt natürlich Opti komplett.Und die sind ja unsere nächsten Verwandten.
Andererseits kennen Bonobos beim Sex kein Taboo und keine Scham, ganz anders als Menschen.Außerdem hat der Sex zum Teil nicht einmal die
indirekte Funktion(Sex als evolutionärer Trick um Kinderreichtum zu garantieren) Nachwuchs zu zeugen(es geht vielleicht nicht mal um sexuelle Befriedigung).

Tatsächlich können selbst nahe verwandte Lebewesen ganz unterschiedliches
Sexualverhalten zeigen.
Und darüber reden und Gedanken machen(manchmal auch Copy & Pasten:D),
das tuen nur wir Menschen.

Im Gegensatz zum Primaten hat der Mensch die Möglichkeit, seine sexuelle Energie zu sublimieren. Allein darum geht es hier. Dies unterscheidet den Menschen vom Primaten. Dem Menschen geht es nicht um sexuelle Befriedigung? Es geht ihm fast auschliesslich um sexuelle Befriedigung. Wie viele Kinder möchte er denn haben?

Swami Sivananda: Diese Welt ist nichts anderes als Sex und Egoismus. Der Egoismus ist die Hauptsache. Der Sex ist ein Anhängsel des Egoismus. Der Sex und der Egoismus sind ein Produkt der Unwissenheit oder der Ignoranz. Der Mensch, der Meister seiner Schicksals, hat seine göttliche Herrlichkeit verloren und ist zum Sklaven seiner Sexualität geworden. Er ist zum Werkzeug in den Händen von Sex und Egoismus geworden oder ein Opfer der Ignoranz.
 
Brahmacharya II

Mehr als wir es zugeben möchten, wird unser Leben durch Gewohnheiten und Instinkte bestimmt. Ein undiszipiniertes Leben kann mit einem Strassenhund verglichen werden, mit einer Reihe bedeutungsloser Abenteuer oder mit einer instinktiven Reaktion auf sinnliche Begierden. Maya, die illusionäre Kraft Gottes, kontrolliert die Welt. Sie macht uns zu tanzenden Marionetten an den Fäden von Begierden, Sehnsüchten und Verliebtheiten. Die sexuelle Anziehungskraft wird in der Werbung, in der Mode, in den Massenmedien und in der Unterhaltungsindustrie benutzt, weil die Menschen spontan und unvernünftigerweise bereit sind, ihr Geld auszugeben, wenn die sexuelle Lust angeregt wird. Durch die Erweckung von Bedürfnissen, wird ein Vermögen verdient, indem man wertlose Waren mit den Begriffen Potenz und Sexappeal verbindet. Die gesellschaftlich wichtigsten Laster, Zigaretten und Alkohol werden ebenfalls mittels sexuell ansprechender Werbung verkauft. Wie eine Motte, deren Instinkt sie immer und immer wieder in das Feuer zieht, tanzt die ganze Welt zur Musik der sexuellen Begierde. Kino, Musik, Sport und sogar politische "Stars" werden als sexuelle Konsumware unserer Popkultur vermarktet. Wir beklagen den Sexismus und den moralischen Verfall, aber wir erkennen nicht, dass der Grund für die kommerzielle Ausbeutung der Sexualität, eine übersteigerte und zügellose Sexualität ist.

Selbst wenn es nicht ausdrücklich betont wird, so kann doch gesagt werden, dass unsere Kultur Sex mit Leben, Freiheit und dem Streben nach Glück in Zusammenhang bringt. Selbst unter moralischen und religiösen Menschen wird der Sex in der Ehe als Ausdruck von Jugend, Schönheit und Potenz angesehen. Die Yogaphilosophie betrachtet die Selbstbeherrschung als einen Weg auf der Suche nach Glück und Selbstverwirklichung. Der Sex wird als spirituelle Krankheit angesehen, da eine Identifikation mit dem Körper, den Gefühlen und dem Egoismus stattfindet, anstatt mit dem unsterblichen Selbst, dem Atman. Die falsche Identifikation gilt als Ursache für Unwissenheit und der damit verbundenen Sinneslust, Wut, Eifersucht, Hass, Egoismus, usw..* Alle Yogapraktiken dienen dazu, die subtile psychische und sexuelle Energie, die auch als Ojas bezeichnet wird, in spirituelle Energie (Tejas) umzuwandeln. Hatha-Yoga (Yogaübungen) beinhaltet die direkte Kanalisierung der vitalen Lebensenergie, Prana, indem sie die sinnlichen und sexuellen Energien für das spirituelle Erwachen nutzt.

*Anmerkung "Unsterbliches Selbst": Da wir von diesem "unsterblichen Selbst" in Wirklichkeit nichts wissen, sollte die Yogaphilosophie sich von allen Dogmen befreien, insbesondere von religiösen Dogmen. Es ist ausserdem nicht die fehlende Identifikation mit dem unsterblichen Selbst, die den Menschen in die sexuelle Abhängigkeit treibt, sondern sein mangelhaftes Bewusstsein. Ende Anmerkung.

Brahmacharya I

Quelle: Brahmacharya von Srinivasan
 
Brahmacharya II



*Anmerkung "Unsterbliches Selbst": Da wir von diesem "unsterblichen Selbst" in Wirklichkeit nichts wissen, sollte die Yogaphilosophie sich von allen Dogmen befreien, insbesondere von religiösen Dogmen. Es ist ausserdem nicht die fehlende Identifikation mit dem unsterblichen Selbst, die den Menschen in die sexuelle Abhängigkeit treibt, sondern sein mangelhaftes Bewusstsein. Ende Anmerkung.

Brahmacharya I

Quelle: Brahmacharya von Srinivasan

Hallo,

erstmal danke für die Übersetzung, was ja nun echt mit Arbeit verbunden ist.
Trotzdem kann ich mit deiner Anmerkung nicht ganz übereinstimmen.
Du sagst selbst, dass wir über das "unsterbliche Selbst" nichts wissen. Dein Rat ist, das Wort durch ein anderes auszutauschen "Bewusstsein".
Gut, okay kann man machen, nur bleibt das Wort Bewusstsein genauso nebulös, wenn man es nicht mit Inhalt füllt.
Rein von der Wortbedeutung her bedeutet es, sich über etwas bewusst zu sein.
Ja, aber worüber? Worüber soll man sich denn bewusst sein?
Das wissen wir doch gar nicht, weil, wie du schon richtig bemerkt hast, hinsichtlich dieses Bewusstseins ein Mangel besteht. Ein mangelndes Bewusstsein von etwas. Das ist ja grundsätzlich das Problem, wenn man Worte für einen Sachverhalt hat, für den es keinen sinnlich warhrnehmbaren Referenten gibt, auf den diese Wort verweist. Da gibt es tausend andere Beispiele Gott, Engel, Satan, Fee, Gnom, himmlisches Königreich usw. usf.
Ich denke, dass unsterbliches Selbst eine gute Metapher ist, weil sie auf die Identifikation mit etwas hindeutet, was außerhalb der für uns sinnlich wahrnehmbaren relativen Wirklichkeit liegt. Etwas, dass nicht der Vergänglichkeit unterworfen zu sein scheint.
Ich betone "zu sein scheint". Wenn die alten Yoga Meister diese Metapher verwendet haben, dann sicherlich erstens, weil sie sich auf die Art den Leuten wohl am besten verständlich machen konnten und zum anderen deswegen, weil diese Metapher auf ihre Erfahrung wohl am ehesten zu trifft, soweit Sprache überhaupt dazu in der Lage ist, eine solche Erfahrung festzuhalten.
Ich weiß, dass du deine Erfahrung als Glücksseligkeit beschreibst, aber das ist auch wieder nur ein Wort für etwas, was nur du kennst und unter dem andere individuell etwas ganz anderes verstehen.

Von daher solltes du auch kein Dogma aus deiner Erfahrung bzw. aus deren Beschreibung machen. Ohne dich jetzt hier anmachen zu wollen.

Grüße
namor
 
Hallo,

erstmal danke für die Übersetzung, was ja nun echt mit Arbeit verbunden ist.
Trotzdem kann ich mit deiner Anmerkung nicht ganz übereinstimmen.
Du sagst selbst, dass wir über das "unsterbliche Selbst" nichts wissen. Dein Rat ist, das Wort durch ein anderes auszutauschen "Bewusstsein".
Gut, okay kann man machen, nur bleibt das Wort Bewusstsein genauso nebulös, wenn man es nicht mit Inhalt füllt.
Rein von der Wortbedeutung her bedeutet es, sich über etwas bewusst zu sein.
Ja, aber worüber? Worüber soll man sich denn bewusst sein?
Das wissen wir doch gar nicht, weil, wie du schon richtig bemerkt hast, hinsichtlich dieses Bewusstseins ein Mangel besteht. Ein mangelndes Bewusstsein von etwas. Das ist ja grundsätzlich das Problem, wenn man Worte für einen Sachverhalt hat, für den es keinen sinnlich warhrnehmbaren Referenten gibt, auf den diese Wort verweist. Da gibt es tausend andere Beispiele Gott, Engel, Satan, Fee, Gnom, himmlisches Königreich usw. usf.
Ich denke, dass unsterbliches Selbst eine gute Metapher ist, weil sie auf die Identifikation mit etwas hindeutet, was außerhalb der für uns sinnlich wahrnehmbaren relativen Wirklichkeit liegt. Etwas, dass nicht der Vergänglichkeit unterworfen zu sein scheint.
Ich betone "zu sein scheint". Wenn die alten Yoga Meister diese Metapher verwendet haben, dann sicherlich erstens, weil sie sich auf die Art den Leuten wohl am besten verständlich machen konnten und zum anderen deswegen, weil diese Metapher auf ihre Erfahrung wohl am ehesten zu trifft, soweit Sprache überhaupt dazu in der Lage ist, eine solche Erfahrung festzuhalten.
Ich weiß, dass du deine Erfahrung als Glücksseligkeit beschreibst, aber das ist auch wieder nur ein Wort für etwas, was nur du kennst und unter dem andere individuell etwas ganz anderes verstehen.

Von daher solltes du auch kein Dogma aus deiner Erfahrung bzw. aus deren Beschreibung machen. Ohne dich jetzt hier anmachen zu wollen.

Grüße
namor

Ich denke nicht, dass Bewusstsein etwas so nebulöses ist, wie du vermutest. Man sollte vielleicht auch nicht unbedingt auf philosophischer Ebene herausfinden, was Bewusstsein ist, weil man sich sonst irgendwann im Dickicht der Philosophie verläuft. Ich denke, man sollte dieses Bewusstsein aus praktischer Sicht betrachten. Schaut man sich sein Leben an, dann wird wohl jeder erkennen, dass er mehr oder weniger unglücklich ist. Denkt man über die Ursachen dieses Unglücklichseins nach, dann muss man sich eingestehen, dass es in der Regel etwas mit der Sexualität zu tun hat. Wenn man aber erkennt, dass die Sexualität so viel Leid mit sich bringt, dann sollte man die notwendigen Schritte einleiten, um dies zu ändern.

Ich bin strikt dagegen, dieses Bewusstsein mit irgendwelchen religiösen Formulierungen zu umschreiben, denn die Religion wird von den Menschen in der Regel als Fluchtweg missbraucht. Die Menschen weigern sich, über ihr Verhalten, über ihr Leid nachzudenken, legen ihre Hände in den Schoß, machen sich keinerlei Gedanken über ihr Leben und flüchten in der Hoffnung in die Religion, der liebe Gott würde es schon richten. Aber so passiert natürlich gar nichts, außer dass sie zu religiösen, fanatischen Menschen werden.

Spirituelle Veränderungen sind in erster Linie physiologische Veränderungen. Ob eine höhere Macht irgendwelchen Einfluss darauf hat, weiß niemand. Ich möchte es sogar nicht einmal ausschliessen. Das Entscheidende ist aber nicht, ob es einen, wie auch immer gearteten, Gott gibt oder nicht, sondern wie man sein Leben konkret gestaltet. Durch Glauben allein wird sicherlich niemand genesen, wenn er weiterhin ein lasterhaftes Leben führt. Allein das Nachdenken über die persönliche Lebenseinstellung, über das eigene Verhalten und die vernünftigerweise daraus resultierenden Veränderungen, führen zur Genesung. Dies würde ich als einen Bewusstseinsprozess beschreiben. Dafür braucht man allerdings keinen Gott und keine Religion, sondern allein Mut, Einsicht und einen gesunden Menschenverstand.
 
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Brahmacharya III

Ein Yogapraktizierender erkennt während seiner spirituellen Praxis, in der er Yogaübungen, Atemübungen, Konzentration und Meditation übt, dass sexuelle Gedanken und Handlungen schnell zum Abfluss der vitalen Energie (Ojas) führen. Daher sind Yogapraktizierende, die keine Kontrolle über ihre sexuellen Instinkte haben, Heuchler, die nur ihre Zeit vergeuden. Einerseits gehen sie einer spirituellen Praxis nach, durch die die Lebensenergie aufgeladen und gespeichert wird, andererseits aber entweicht sie wieder durch ihren undisziplinierten Geist. Wenn jemand beschließt, ein göttliches Leben im Brahmacharya zu leben, so ist es auch möglich, in das andere Extrem zu fallen. Wenn das Brahmacharya wirklich das Wesen des Yoga ist, dann sollte es ein Leben lang beachtet werden. Als einer der Schüler Swami Vishnu-Devananda's ihn nach dem Brahmacharya fragte, antwortete dieser humorvoll: "Es ist ein langer Weg, Bruder". Neue Aspiranten machen oft den Fehler, dass sie ihr altes Verhalten zu eifrig verändern wollen. Von der sexuellen Zügellosigkeit führen sie einen fanatischen und selbstzerstörerischen Kreuzug der sexuellen Unterdrückung. Swami Vishnu-Devananda, obwohl ein leidenschaftlicher Verfechter der Selbstdisziplin und des Brahmacharya, warnte immer wieder vor den Gefahren der Unterdrückung.

Swami Vishnu -Devananda benutzte für die kraftvolle und egoistische Unterdrückung der Sexualität das Wort "Kickback" (Rückschlag). Damit wollte er seinen Schülern deutlich machen, dass sie demütig die Maya, Gottes Macht der Wünsche und Illusionen, beachten sollten. "Nur durch die Gnade des Herrn", sagte er warnend, "können wir von der Maya befreit werden. Der sexuelle Instinkt, ist die stärkste Kraft in diesem Universum. Die Sexualität allein mit der Kraft des Willens zu besiegen, ist wie der Versuch, die Niagarawasserfälle zu stoppen. Wir brauchen Gottes Gnade". Die Gnade offenbart sich als Unterscheidungskraft und im spirituellen Wunsch, Yogaübungen, Atemübungen, Satsangs (Satsang = das Beisammensein mit spirituellen Meistern), Gebete, Meditation und Studien praktizieren zu wollen. Nur mit der Kraft dieser positiven Gewohnheit können wir die Leidenschaften besiegen und uns für die Weisheit öffnen.

Die Bhagavad Gita, eine der zentralen Schriften des Hinduismus, die als Quintessenz der Veden betrachtet wird, beschreibt drei Arten von Freude: "Die erste Freude erscheint zunächst als Gift, sie schmeckt am Ende aber wie Nektar. Diese Freude wird als sattvisch (rein) beschrieben. Sie wird geboren aus der Reinheit des eigenen Geistes, aus dem Wunsch nach Selbstverwirklichung. Die zweite Freude, die durch den Kontakt mit den Sinnesorganen entsteht, erscheint zuerst als Nektar, wirkt dann aber wie Gift. Diese Freude wird als rajasische (leidenschaftliche) Freude bezeichnet. Die dritte Freude, die für Selbsterkenntnis blind macht, die von Anfang bis Ende Täuschung ist und aus Schlaf, Faulheit und Illusion entsteht, gilt als Freude in der Erscheinungsweise der Unwissenheit. Diese Freude wird als tamasich (träge) bezeichnet." Bhagavad Gita 18,37-39

Die weltlichen Vergnügungen werden als rajasisch (leidenschaftlich) bezeichnet. Es sind sinnliche und emotionale Stimulationen, die der Yogi mit einem Juckreiz vergleicht. Der sexuelle Impuls reizt mit mächtigem Instinkt und schafft einen nervösen Juckreiz. Die Befriedigung des sexuellen Impulses erzeugt eine trügerische Freude, da sie den sexuellen Reiz verstärkt und die sexuelle Energie vermindert. Denke daran, was passiert, wenn du an einem Moskitostich kratzt. Um so stärker du kratzt, um so stärker wird der Juckreiz, bis der Moskitostich zu einer brennenden und schließlich blutenden Wunde wird. Die sexuelle Handlung und Phantasie erzeugt einen Eindruck im Unterbewusstsein. Durch den Eindruck im Unterbewusstsein, steigt ein erotischer Gedanke auf und dieser erotische Gedanke wiederum, verstärkt den Eindruck des Unterbewusstseins. Die sexuelle Befriedigung verstärkt also die unterbewussten Instinkte. Durch Erinnerungen und durch die Phantasie werden die sexuellen Wünsche immer und immer wieder belebt.

Brahmacharya I
Brahmacharya II

Quelle: Brahmacharya von Srinivasan
 
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